Eine ungezaehmte Lady
blitzte der Schalk.
»Dort gibt es zwar einige Prachtweiber, und einige haben auch Talent, aber an diese kleine Lady kommt keine heran.« Rafe legte seine rechte Hand auf ihre zarten Finger und spürte die Hitze, die von seiner Brust aufstieg. Er wünschte, dieses Theater wäre echt.
»Wir sind hier nicht gerade wild auf Fremde.« Crowdy warf den Männern einen Blick zu.
»Das kann ich euch nicht verdenken«, erwiderte Rafe. »Aber diese Lady hier hat mich an die Kandare genommen und mitgeschleppt. Richtig, Schätzchen?«
»Fast John ist ein Mann, dem man nur schwer widerstehen kann.« Sie schmiegte sich an ihn.
»Man muss eine Stute eben richtig zu behandeln wissen.« Rafe spürte, dass die Spannung im Raum ein wenig zurückging, also ging er davon aus, dass die Banditen ihnen ihre Geschichte abkauften.
»Scheint so, als hättest du ein wenig Ahnung«, meinte Crowdy und ließ sein Gewehr sinken.
»Ein Mann sollte nicht prahlen …«
»Dieses Schätzchen hier hält mich bei Laune.« Lady tippte mit der Spitze ihres Zeigefingers gegen Rafes Brust.
Rafe zog ihre Hand an seine Lippen, drückte einen Kuss auf ihre weiche Handinnenfläche und verharrte einen Moment, sodass sie seine Wärme und seinen Schnurrbart spüren konnte. An dieses Spiel könnte er sich recht schnell gewöhnen. Als er hörte, wie sie leise Luft holte, lächelte er. Vielleicht ging es ihr ebenso.
»Wie ich höre, wird der Friedhof dort erweitert«, unterbrach Burt Hayes ihn. »Stimmt das?«
Rafe drückte Ladys Hand wieder an seine Brust und nickte. »Hab auch einen kleinen Teil dazu beigetragen.«
Alle betrachteten Rafes Colt .45 und versuchten offensichtlich, die Kerben zu zählen.
»Hast du beim Poker schon mal deinen Sechsschüsser eingesetzt?«, wollte Bob Hayes wissen.
»Das ist nicht mein Ding.« Rafe sah zu Lady hinunter. »Andere Spiele gefallen mir besser.«
Lady kicherte kokett. »Fast John spielt gern Spielchen.« Sie schaute zu ihm auf und zog eine Augenbraue hoch. »Und darauf versteht er sich.«
»Ich tue mein Bestes, Schätzchen.« Rafe grinste sie an.
»Kann man dich anheuern?«, mischte Burt sich wieder ein.
»Kommt drauf an.« Rafe musterte den Mann. Wenn er hier Ärger bekommen würde, dann sicher mit den bulligen Hayes-Brüdern. Eifersucht konnte einem Mann zusetzen und ihn zu dummem und gefährlichem Handeln bringen.
»Verständlich«, warf Bob ein. »Bist du schnell?«
»Bisher war ich immer schnell genug.« Rafe zuckte die Schultern, als wäre ihm das nicht wichtig. Er wandte sich wieder Lady zu, achtete jedoch auf jede Bewegung der Banditen. »Man hat mir allerdings schon mal gesagt, ich sei beinahe zu langsam.«
»Oder genau richtig.« Lady kicherte wieder und schaffte es, dass eine leichte Röte ihr Gesicht überzog.
Rafe beobachtete sie erstaunt. Sie war eine bessere Schauspielerin als alle, die er bisher auf einer Bühne erlebt hatte. Hätte er die Wahrheit nicht gekannt, hätte er geglaubt, dass sie diesen Flirt ebenso genoss, wie er das Gefühl, sie im Arm halten zu können.
»Ich glaube, ich habe mal von einem Fast John aus Tombstone gehört«, sagte einer der anderen Pokerspieler. »Bist du das?«
Rafe schüttelte den Kopf. »Nein, das ist der, den wir den langsamen Johnny nannten, nachdem man ihn auf dem Friedhof eingebuddelt hatte.«
Alle lachten.
»Verrückte Geschichte.« Burt schüttelte seinen zottigen Kopf. »Ich geb dir einen aus.«
»Danke.« Es war nicht leicht, hier akzeptiert zu werden, aber er kam der Sache schon näher. Er warf Crowdy einen Blick zu. »Aber zuerst geht eine Runde auf mich.«
Lady führte ihn zum Tresen hinüber, wo Crowdy eine Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit hervorholte und begann, Gläser zu füllen.
»Sing uns ein richtig gutes Lied.« Burt legte seine Riesenpranken um Ladys Taille, hob sie hoch und setzte sie auf den Tresen.
Lady lächelte und zupfte Burt an seinem Schnurrbart.
Rafe sah rot, biss sich aber rasch auf die Zunge und beherrschte sich mühsam. Der Bandit stellte ihn auf die Probe, aber er würde sich nicht in ein Machtspiel wegen Lady oder wegen einer Stellung in dieser Meute herausfordern lassen. Das war ein aussichtsloses Unterfangen.
»Burt, wenn du und Bob es gar nicht mehr erwarten könnt, dann habe ich dieses Lied für euch.« Lady warf Rafe einen raschen Blick von der Seite zu und zog eine Augenbraue nach oben. Damit wollte sie ihn wissen lassen, dass es ihr nicht entgangen war, auf welche Weise die Hayes-Brüder ihn
Weitere Kostenlose Bücher