Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Archer
Vom Netzwerk:
ihr zu beweisen, wie langsam und hingebungsvoll John sein konnte. Er könnte dafür sorgen, dass sie die ganze Nacht über sang, aber dabei würde er den Ton angeben, nicht sie.

19
    Je weiter sie sich dem berüchtigten Boggy Saloon näherten, um so wachsamer und vorsichtiger wurde Lady. Der Saloon befand sich am Scheitelpunkt des Boggy River und des Clear Boggy Creek. Auf der einen Seite lief der Bach gluckernd nach unten. Auf der anderen Seite war das Ufer mit Bäumen bestanden, und das Gras wuchs so hoch, dass es die Bäuche der Pferde kitzelte. Sie roch den Rauch eines Holzfeuers, obwohl die Nacht nicht viel kühler als der Tag werden würde. Wahrscheinlich bereitete sich jemand einen Eintopf aus grünen Bohnen und Schweinefleisch zu. Nicht so gut wie das Essen auf einer Farm, aber die Stammkunden des Saloons schaufelten zufrieden alles in sich hinein, solange der Whiskey in Strömen floss.
    Sie warf einen Blick auf Rafe. Er sah jetzt tatsächlich aus wie ein Revolverheld. Er trug ein graues Hemd, ein graues Halstuch, eine schwarze Lederweste, eine dunkelgraue Hose und schwarze Stiefel. Sein Peacemaker hing tief an seiner rechten Hüfte. Sie hatte sich von den Farmern eine Schere geliehen und ihm in der Scheune die Haare kurz geschnitten. Er hatte sich einen dichten dunklen Schnurrbart stehen lassen. Auf ­diese Weise verwandelt, wirkte er noch draufgängerischer und gefährlicher als vorher.
    Sie musste zugeben, dass Rafe bestimmte Gefühle in ihr entfachte – jetzt noch mehr als zuvor. Ein Jammer, dass sie sich in feindlichen Lagern befanden, sonst wäre er vielleicht der Mann, der die Lady mit dem Colt auf den richtigen Weg zurückführen könnte.
    Sie hoffte, dass niemand Fast John mit Rafe Morgan in Verbindung bringen würde. Wenn jemand sein auffälliges Pferd erkennen würde, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu behaupten, dass er den Wallach irgendeinem Gesetzeshüter gestohlen hätte.
    Es war nicht vorherzusehen, was im Boggy Saloon passieren würde, denn dort könnte jeder auftauchen. Für den Fall, dass es Ärger geben würde, hatte sie es vorgezogen, ihre Jeans anzuziehen. Darin konnte sie sich besser bewegen und ihren Colt schneller ziehen. Trotzdem musste sie als die berühmte Lady mit dem Colt auftreten, also hatte sie dazu ihre purpurrote Bluse mit den Rüschen und dem tiefen Ausschnitt aus Paris dazu gewählt. Sie passte hervorragend zu ihren roten Stiefeln. Und ihrem Publikum würde das gefallen.
    »Wir treten selbstbewusst auf, wenn wir den Laden betreten.« Lady warf Rafe einen Blick über die Schulter zu.
    »Das tust du doch immer.« Er ritt an ihre Seite, und sein schwarzer Stiefel streifte ihren roten, als sie gemeinsam ihre Pferde vorantrieben.
    »Ich mache nur das, wovon ich mir die gewünschte Wirkung verspreche.« Sie zuckte die Schultern. »Wenn jemand davon spricht, dass er mit seinem Sechsschüsser Kasse gemacht hat, dann geh bitte nicht darauf ein, dass er damit einen Banküberfall meint.«
    »Und wenn ich jemanden erkenne, der steckbrieflich gesucht wird, dann unterdrücke ich mein Verlangen, ihm Handschellen anzulegen und ihn zum Richter zu bringen.«
    »Daran darfst du nicht einmal denken. Wenn du in deine Rolle als Revolverheld geschlüpft bist, gibt es kein Zurück mehr. Du musst diese Figur leben. Sie muss dich durchdringen.«
    »Ich bin das Schauspielern nicht so gewöhnt wie du.«
    Sie hielt Jipsey an und schaute Rafe in die Augen. »Hör gut zu. Wenn jemand dort drin auch nur den geringsten Verdacht schöpft, dass du nicht der bist, für den du dich ausgibst, sind wir beide tot. Sie werden nicht lange nachfragen. Es wird keinen Prozess geben. Und sie werden uns nicht mehr gehen lassen. Sie gehen kein Risiko ein.«
    »Ich weiß. Sie haben bereits versucht, mich aufzuhängen, nur weil ich es gewagt habe, dich anzuschauen.«
    »Du hast dich in ihr Gebiet gewagt und wolltest dort jemanden verhaften.«
    »Und das hat ihnen nicht gefallen, richtig?«
    Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, weil er die Situation so herunterspielte.
    »Und du hast die Sache nicht gerade besser gemacht.« Rafe deutete mit dem Daumen auf sie.
    »Ich habe dir den Hals gerettet, also hat sich das letztendlich wieder ausgeglichen.«
    »Wie du meinst.«
    Sie warf ihm einen strengen Blick zu. »Das sind ohne Zweifel harte Burschen. Aber wir sind auch nicht gerade Mauerblümchen.«
    Er grinste, und seine grauen Augen funkelten schelmisch. »Ganz und gar nicht.«
    »Bist du bereit, dich in

Weitere Kostenlose Bücher