Eine unheilvolle Begegnung
sehen. Niemand sprang hinter den Büschen hervor oder kam mit dem Auto auf sie zugeschossen. Das hieß natürlich noch lange nicht, dass auch wirklich niemand da war. Tom würde erst wieder aufatmen können, wenn er Cathy sicher in seiner Wohnung hatte. Zwischen ihren Wagen blieben sie schließlich stehen.
Tom runzelte die Stirn. »Fahr mit mir, das ist sicherer.«
»Nein, ich will meinen Wagen hier nicht stehen lassen. Wer weiß, ob sie dann nicht auch noch eine Bombe anbringen.«
Tom spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. »Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Okay, fahren wir mit beiden Autos, aber ab morgen fahren wir zusammen.«
»Ist mir recht. Aber sagtest du nicht heute Morgen etwas davon, dass wir unsere Beziehung geheim halten sollten?«
Tom blickte sie durchdringend an. »Weißt du was? Das ist mir jetzt scheißegal. Deine Sicherheit geht vor.«
Cathy lächelte ihn an. »Na so was, du kannst ja doch fluchen.«
Tom schüttelte den Kopf und deutete auf ihren Wagen. »Steig jetzt ein und fahr los, ich folge dir. Wenn du jemanden bemerkst, der uns folgt, fahr weiter, bis du vor einem Polizeigebäude stehst, okay?«
Cathy nickte. Sie stieg in den Wagen und ließ das Fenster hinunterfahren. »Wo wohnst du überhaupt?«
»300 South. Das ist nicht weit entfernt.« Er gab ihr eine kurze Wegbeschreibung, dann stieg er in sein Auto und winkte ihr vorzufahren.
»Bis gleich.« Damit fuhr sie los, Tom dicht hinter ihr.
28
Die ganze Nacht standen sie bereits vor dem Gebäude, in dem die Freundin von Samantha Dyson ihre Wohnung hatte. Aber sie war nicht aufgetaucht. Ihr Auto stand nicht auf dem Parkplatz, kein Licht erhellte die Fenster. Chuck starrte mit müden Augen auf das Haus. So wie es aussah, war sie bestimmt bei einem Freund, vielleicht sogar bei diesem Typen mit dem Jeep, den sie jetzt schon mehrmals mit ihr gesehen hatten. Aber Gerald hatte ihnen gesagt, sie sollten hierherkommen und versuchen, Sam ausfindig zu machen, also würden sie genau das tun. Wieder eine Nacht, in der sie nur wenige Stunden abwechselnd im Auto geschlafen hatten.
Chuck seufzte. Er zog es vor, etwas zu unternehmen und nicht die ganze Zeit nur seinen Hintern platt zu sitzen und auf etwas zu warten. »Ich gehe rein.«
Eddie, der eingedöst war, richtete sich langsam auf und blickte ihn mit blutunterlaufenen Augen fragend an. »Hä?«
»Ich sagte, ich gehe rein. Vielleicht finde ich drinnen etwas, das uns verrät, wo Frank und diese Frau sich gerade aufhalten.«
Eddie grinste. »Ich komme mit.«
»Nein, du wirst hier unten bleiben und Wache halten. Ich möchte nämlich nicht erwischt werden. Wenn du die Frau oder diesen Typen siehst, dann ruf mich auf meinem Handy an, klar?«
Eddie verzog enttäuscht das Gesicht. »Warum bleibst du nicht hier, und ich nehme die Wohnung auseinander?«
»Weil ich mich nur umsehen will und nicht vorhabe, irgendetwas zu zerstören.«
»Na, dann viel Spaß dabei.«
Chuck rückte dicht an Eddie heran. »Wenn du glaubst, dass mir das Ganze hier Spaß macht, dann bist du schief gewickelt. Ich versuche nur, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, das ist alles!«
Eddie gähnte gelangweilt. »Wie du meinst.«
»Schlaf bloß nicht ein.«
»Keine Angst, ich werde das Radio anmachen. Bei dieser furchtbaren Musik kann man ja nicht einschlafen. Anscheinend haben die hier noch nie was von Hardrock gehört.«
»Sei froh, wenn sie nicht Kirchenmusik spielen.« Damit schob Chuck sich schnaufend aus dem Auto und überquerte den stillen Parkplatz. In dem Wohnhaus brannten erst wenige Lichter. Wahrscheinlich lagen fast alle noch in ihren Betten und befanden sich im Reich der Träume. Hoffentlich würde das auch so bleiben. Er hatte nämlich keine Lust, in Schwierigkeiten zu geraten. Wenn jemand die Polizei rufen würde, wäre er geliefert. Denn sobald er in ein Gefängnis kam, würde Gerald einen Weg finden, ihn dort beseitigen zu lassen, damit er nichts über seine Geschäfte ausplauderte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Wenn das kein guter Grund war, sich nicht erwischen zu lassen!
Während er die letzten Meter zum Haus ging, holte er sein Einbruchswerkzeug aus einer kleinen Tasche. Der Ring sah fast wie ein Schlüsselbund aus, nur dass die daran befestigten Metallstäbe keinen ausgeprägten Bart hatten, sondern mehr wie Rohlinge wirkten. Mit diesem Instrument bekam er so gut wie jede normale Tür auf, und das in sehr kurzer Zeit. Chuck blickte noch einmal um sich, aber es war
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