Eine unheilvolle Begegnung
»Während ich auf Sie gewartet habe, habe ich mir schon mal die Gegend angesehen. Das Haus ist gut bewacht, aber es gibt Schwachstellen. Vor allem im Bereich des Waldes auf der Ostseite. Das ist der Weg, den wir nehmen müssen.«
»Und was ist, wenn wir einfach hier an der Straße warten und sie abfangen? Oder sind sie schon angekommen? Wie lange sind Sie bereits hier?«
»Nein, bisher noch nicht. Ich bin seit etwa einer Stunde hier. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, hier auf sie zu warten, aber es ist einfach zu gefährlich. Die Männer sind bestimmt gut bewaffnet, und wer weiß, wie viel Leute White zur Verfügung stehen, die sofort angelaufen kommen, sobald jemand anfängt zu schießen. Ich sehe unsere einzige Möglichkeit, sie unverletzt zu befreien, wenn wir in das Haus eindringen und die Männer einen nach dem anderen überwältigen.« Er blickte Zach fragend an.
»Okay.«
Gonzalez nickte knapp. »Wenn sie mit einem Auto aus Denver kommen, und das ist am wahrscheinlichsten, dann brauchen sie dafür mindestens fünf Stunden.« Er blickte auf die Uhr. »Je nachdem, wann sie losgefahren sind, können sie jeden Moment hier eintreffen. Wir sollten uns also beeilen.«
»Ich habe nichts dagegen.«
Gonzalez führte sie auf der dem Grundstück abgelegenen Straßenseite durch ein Dickicht, das in den Wald mündete. Mühsam quälten sie sich durch das Gestrüpp und den Hügel hinauf. Zach fiel auf, dass der Detective aus Salt Lake immer stärker humpelte, sagte jedoch nichts. Er konnte froh sein, dass er sich überhaupt bereitgefunden hatte, hierherzukommen. Schließlich waren sie in Position auf gleicher Höhe des Hauses und beobachteten die Zufahrt. Zach war leicht außer Atem, ein Zeichen dafür, dass er doch langsam mehr auf sein Training achten musste. Neidisch bemerkte er, dass Joe aussah, als hätte er gerade ein Mittagsschläfchen, nicht eine anstrengende Kletterpartie hinter sich.
Auch Gonzalez blickte Joe nachdenklich an. »Gehen wir. Wir müssen den Zaun nach einer Schwachstelle absuchen. Am besten trennen wir uns und treffen uns dann hier wieder.«
»Okay. Joe, Sie beobachten weiter die Straße, während Gonzalez und ich den Zaun abgehen.«
Joe nickte und tauchte lautlos im Wald unter. Gonzalez wandte sich nach links und verschwand in den Büschen. Zach blickte ihm einen Moment hinterher, dann schüttelte er den Kopf und ging nach rechts. Langsam lief Zach am Zaun entlang, entschlossen, einen Weg zu finden, um Morgan und Sam zu retten.
Schließlich war es aber Gonzalez, der eine Stelle fand, an der sie den hohen Zaun überwinden konnten. Einer der Bäume hatte eine weit ausladende Krone, deren Äste bis über den mit Stacheldraht bewehrten Zaun hingen. Zach verzog den Mund. Es war schon einige Jahre her, seit er das letzte Mal auf einen Baum geklettert war. Ein leichtes Schwindelgefühl packte ihn, als er den Kopf in den Nacken legte und zu den hohen Ästen hinaufblickte. Wahrscheinlich würden sie sich bei dieser Aktion den Hals brechen, aber er hatte leider auch keine andere Möglichkeit gefunden, auf das Grundstück zu kommen, ohne gesehen zu werden. Er zuckte heftig zusammen, als Joe ohne Vorwarnung neben ihm auftauchte.
»Verflucht.« Zach presste die Hand auf sein rasendes Herz, atmete einmal tief durch, dann blickte er Joe an. »Sind sie da?«
Joe nickte. »Eben ist ein blauer Van vorgefahren, vermutlich sind sie darin. Wir sollten jetzt schnellstens auf das Grundstück kommen. Ich weiß nicht, wie lange sie warten werden, wenn sie wirklich vorhaben, sie zu töten.«
Zach deutete auf den Baum. »Das ist im Moment die einzige Möglichkeit hineinzugelangen. Ob es schnell geht, weiß ich allerdings nicht.«
Während er noch zweifelnd den Baum betrachtete, ging Joe darauf zu, griff einen niedrigen Aststumpen und schwang sich daran empor, bevor Zach blinzeln konnte. Scheinbar mühelos kletterte er den dicken Stamm nach oben, bis er in Höhe des Astes war, der über den Zaun hing. Er trat vorsichtig darauf und lief dann auf ihm entlang, bis er auf der anderen Seite des Zaunes anlangte. Dort ging er in die Hocke, legte die Hände um den Stamm und stützte sich mit dem Oberkörper auf den Ast, während seine Beine in der Luft baumelten. Dann stieß er sich ab und hing für einen kurzen Moment unter dem Ast, bevor er losließ und geschmeidig auf dem Boden landete. Für die ganze Aktion brauchte er nur wenige Sekunden. Sowie er Boden unter den Füßen hatte, rannte er in den Schutz einer
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