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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sie konnte, auf die Bäume zu. Morgan hatte recht gehabt, sie waren bereits auf dem umzäunten Grundstück. Panik überkam sie. Wie sollte sie Hilfe holen, wenn sie hier eingeschlossen war? Das würde alles zu viel Zeit kosten. Zeit, die Morgan vermutlich nicht hatte.
    Verzweifelt unterdrückte sie den Zwang, sich umzudrehen und zu ihm zurückzulaufen. Vielleicht hätten sie die Männer zu zweit überwältigen können. Vielleicht … Fast hatte sie die schützende Baumlinie erreicht, als sie den Schuss hörte. Ruckartig blieb sie stehen und drehte sich um. Die beiden Männer standen vor dem Lieferwagen, der eine hielt eine Pistole in die Luft, der andere hatte Morgan im Würgegriff. Oh Gott! Seine Haare und sein Gesicht waren voller Blut, und er sah aus, als könne er sich kaum auf den Beinen halten. Morgan hatte ihr gesagt, sie solle rennen, also drehte sie sich um und lief weiter.
    »Wenn Sie nicht sofort stehen bleiben, schießen wir.«
    Sam rannte weiter. Ihr Herz pochte schmerzhaft, ihr Atem kam in rauen Stößen. Panik breitete sich in ihr aus.
    »Kommen Sie zurück, oder ich erschieße Ihren Freund hier.«
    Ruckartig blieb sie stehen. Langsam drehte sie sich um, bereit, jederzeit weiterzulaufen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie sah, dass die Pistole jetzt auf Morgans Schläfe gerichtet war. Unschlüssig trat sie einen Schritt auf die Männer zu.
    Morgan hob den Kopf und blickte sie über die Entfernung hinweg an. »Lauf!«
    Sie wollte es tun, für ihn, doch sie konnte es nicht. Sie konnte sich nicht retten in dem Wissen, dass Morgan ihretwegen sterben würde. Wenn sie das Unvermeidliche aufschieben konnte, dann wollte sie das tun. Vielleicht geschah ja doch noch ein Wunder, und sie wurden gerettet. Sie wollte diese Möglichkeit nicht aufs Spiel setzen, also ging sie zu dem Lieferwagen und den Männern zurück.
    Morgans verzweifelter Blick traf ihren. »Warum hast du dich nicht in Sicherheit gebracht?«
    »Ich konnte es nicht. Du wärst getötet worden.«
    »Ich bin sowieso schon tot, aber du hättest leben können!«
    Als sie antworten wollte, packte einer der Männer ihren Arm und schleifte sie brutal zum Haus. Morgan wurde noch rauer behandelt, wie sie an seinem Keuchen hören konnte. Von einem Mann in einer Livree wurden sie an der Tür erwartet. Er rümpfte die Nase, als er ihren und Morgans Zustand sah, und drehte sich steif um. In einer anderen Lage hätte Sam ihn und sein Gehabe sicher komisch gefunden. Im Moment hatte sie jedoch viel zu viel Angst, um ihre Umgebung überhaupt richtig wahrzunehmen. Sie blickte sich nach Morgan um, der direkt hinter ihr ging, und konnte in seinen Augen dieselbe Furcht lesen. Sie versuchte, ihn beruhigend anzulächeln, aber es wurde eher eine Grimasse daraus.
    Morgan berührte mit seiner Hand leicht ihren Rücken. Erstaunlicherweise half ihr das tatsächlich, sich ein bisschen zu beruhigen. Was auch immer passieren mochte, immerhin waren sie zusammen.
    Morgan hätte Sam am liebsten in seine Arme genommen, als er sah, wie sie versuchte, tapfer zu sein. Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Der Anblick ihrer verstörten blauen Augen und der zitternden Unterlippe traf ihn mitten ins Herz. Sie hatte gesagt, sie liebe ihn, und er dankte es ihr damit, dass er sie hier sterben ließ! Aber was konnte er tun? Er hatte keine Waffe, und es waren einfach zu viele bewaffnete Männer im Gebäude, um entkommen zu können. Aber er würde trotzdem auf eine Chance lauern, egal, wie klein sie auch sein mochte. Sam musste einfach am Leben bleiben.
    Der Butler führte sie zu einer großen Tür, an die er dezent anklopfte. Ein gedämpftes »Ja« drang durch das dicke Holz. Er öffnete sie, trat zur Seite und ließ sie eintreten. Hinter ihnen schloss er die Tür leise wieder. Schweigend betrachtete Morgan den Mann, der für den Tod seiner Schwester verantwortlich war. Auf den ersten Blick wirkte Gerald White genau wie der, der er zu sein vorgab: ein junger, gut aussehender, reicher Mann, der sein Geld mit Computer- und Aktiengeschäften verdient hatte und jetzt nur noch sein Vermögen verwalten musste. Aber der Schein trog. Wie Morgan in all den Monaten seiner Arbeit hier herausgefunden hatte, verstand Gerald nicht mehr von Computern als jeder andere halbwegs technisch begabte Mensch. Wie es mit Aktien stand, wusste er nicht, aber es war klar, dass Gerald den Großteil seines Vermögens durch Drogengeschäfte angehäuft hatte und das auch immer noch tat.
    In den zwei Wochen, seit er

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