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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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musste in ihrer Familie wohl erblich sein, denn auch ihr Bruder lebte dieses Gefühl während seiner Arbeit als Naturfilmer oder auf seinem kleinen Segelboot aus, mit dem er gerade über die Weltmeere schipperte.
    Sam blickte über die Landschaft und atmete tief ein. Nur ein paar Grillen durchbrachen mit ihrem Zirpen die tiefe Stille, die über dem Land lag. Von hier oben auf den Felsen hatte Sam einen fantastischen Rundblick. Auf der rechten Seite lag ihr Lager, ihr Zelt war ein kleiner grüner Fleck im Grau der Landschaft. Links davon musste die Stelle gewesen sein, an der sie John aus seinem Grab befreit hatte. Sie kniff die Augen zusammen. Ja, da war ein kleiner Haufen aufgewühlter Erde zu erkennen und eine dünne Spur, die zu ihrem Lager führte. Vielleicht sollte sie schnell hinlaufen und versuchen, die Spuren ein wenig zu verwischen, falls doch noch jemand zurückkam.
    Entschlossen kletterte sie den Felsen hinunter und folgte dem Weg, den sie gestern Abend gegangen war. Kaum zu glauben, dass es gerade erst zwölf Stunden her war, seit sie den halb toten Mann im Sand gefunden hatte. Sie schüttelte das unwirkliche Gefühl ab und umrundete den Felsblock, hinter dem sie sich gestern versteckt hatte.
    In diesem Moment tauchte am Horizont ein Fahrzeug auf. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Jetzt hörte sie auch dessen Motorengeräusch. Sam schüttelte ungläubig den Kopf. Es kam ihr fast wie eine Wiederholung der Ereignisse vom gestrigen Abend vor, außer dass es diesmal taghell war und sie jeder sehen konnte, wenn sie weiterhin hier mitten in der Gegend herumstand. Schnell duckte sie sich wieder hinter den Felsen. Als der Wagen näher kam, erkannte sie, dass es der gleiche weiße Lieferwagen war.
    Sam kroch über den Boden, bis eine Felsgruppe sie verdeckte, dann rannte sie los. Das Werkzeug klapperte an ihrer Hüfte. Stumm dankte Sam ihrem Bruder, der sie in ihrer Jugend zu jedem Sportplatz mitgeschleppt hatte, den es gab. Normalerweise liebte sie es zu laufen, aber nicht unbedingt in dieser Hitze und wenn jederzeit Verbrecher hinter ihr auftauchen konnten.
    In Rekordzeit erreichte sie das Lager. Mit vollem Schwung platzte sie ins Zelt und kam keuchend vor dem Bett zum Stehen. John war in Verteidigungshaltung aufgesprungen und sah trotz seiner Verletzungen so aus, als könnte er sie mit bloßen Händen außer Gefecht setzen.
    Als er sie erkannte, ließ er die Arme sinken und blickte sie besorgt an. »Was ist passiert?«
    Keuchend rang Sam nach Atem. Sie beugte ihren Oberkörper vor und versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Husten hervor. John stützte sie und zog sie wieder hoch. »Ganz ruhig atmen, und stehen Sie gerade, damit Ihre Lunge sich wieder entfalten kann.«
    Sam ergriff Johns Arme. »Sie sind … wieder da! Wir müssen … verschwinden!«
    Bestürzung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, trotzdem klang seine Stimme ruhig, als er nachfragte. »Wer ist da, Sam?«
    »Die Männer, die Sie gestern begraben haben!« Sie fuhr etwas ruhiger fort. »Zumindest war es das gleiche Auto. Ich wollte nicht abwarten, um es genau herauszufinden. Wir müssen hier weg. Sofort!«

5
    Morgan spürte, wie ihm der Angstschweiß auf die Stirn trat. Verdammt, er hatte es geahnt! Es war doch klar gewesen, dass Gerald sich nicht mit einem »höchstwahrscheinlich« zufriedengeben würde. Um sich und seine Operation zu schützen, musste er sichergehen, dass Morgan auch wirklich tot war. Er hätte schon längst verschwunden sein müssen! Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
    »Wollen Sie die ganze Zeit da rumstehen, oder helfen Sie mir mit dem Beladen des Buggys?« Sams Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Nehmen Sie nur Sachen mit, die Ihre Identität verraten würden.« Er nahm die Tasche entgegen, die sie ihm hinhielt, und brachte sie zum Buggy. Die Angst schien seine Schmerzen kurzzeitig gedämpft zu haben, wofür er wirklich dankbar war, als er Kisten und anderen Kram aus dem Zelt in den Buggy verfrachtete. Schließlich reichte es ihm. »Stopp, Sam. Mehr passt nicht hinein. Außerdem wird es bestimmt nicht lange dauern, bis sie unsere Spuren gefunden haben.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, war in der Ferne Motorengeräusch zu hören. Fluchend zog Morgan Sam aus dem Zelt.
    Erst als sie fast am Buggy waren, riss sie sich los. »Der Fotoapparat!«
    Sam achtete nicht auf seinen Protest, sondern stürzte zurück. Als er schon fast so weit war, hinterherzulaufen und sie eigenhändig in den Buggy zu

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