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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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überhaupt im Zelt war. »Was? Oh, ich suche den Schlüssel vom Buggy.«
    Morgan wusste zwar nicht, wo er war, aber er konnte gut raten: »Vielleicht steckt er noch?«
    Sam hielt mitten in der Bewegung inne und schaute ihn ungläubig an. »Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
    Morgan zuckte mit den Schultern und schnitt dann eine Grimasse. Verdammt, das tat weh. Er atmete vorsichtig ein. »Vielleicht haben Sie einfach im Moment zu viele andere Dinge im Kopf.«
    Sam nickte. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Obwohl man bestimmt auch meinem kaum entwickelten Ordnungssinn die Schuld geben könnte.« Damit sprang sie auf und lief aus dem Zelt.
    Morgan blickte ihr erschöpft hinterher. Was für ein Energiebündel!
    Sekunden später stand sie bereits vor ihm, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht. »Sie hatten recht! Ich muss ihn draußen vergessen haben.« Kniend half sie ihm unter großem Stöhnen in seine engen Stiefel. Als sie endlich damit fertig war, wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. »Puh, das hätten wir geschafft.« Langsam stand sie auf und hängte sich ihren Werkzeuggürtel um. »Ich werde noch kurz meine Ausgrabungsstätte sichern, dann können wir losfahren.« An der Zeltklappe drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Wenn Sie ein dringendes Bedürfnis haben sollten … Links vom Zelt steht hinter den Felsen eine chemische Toilette.« Damit drehte sie sich schnell um und eilte hinaus.
    Sam joggte den Weg zu ihrer Fundstelle hinauf, während sich ihre Gedanken immer noch um das vorangegangene Gespräch drehten. Wieso machte es sie verlegen, das Wort Toilette in Gegenwart dieses Mannes zu erwähnen? Herrgott, sie hatte einen älteren Bruder. Es war nicht so, als wäre dies ihr erster Kontakt mit dem männlichen Geschlecht. Und in ihrer Jugend hatte sie so einige Sachen gesehen, die sie vermutlich nicht hätte sehen sollen. Sam musste grinsen, als sie an den Abend dachte, an dem sie ihren Bruder mit seiner damaligen Freundin im Gartenpavillon erwischt hatte. Danach waren nicht mehr viele Fragen zum Thema Fortpflanzung und männliche Physiologie offengeblieben.
    Sie kraxelte die letzten Meter zu ihrem neu entdeckten Skelett hinunter und entfernte die Plane. Obwohl sie den Schädel schon ein paarmal gesehen hatte, hüpfte ihr Herz auch jetzt wieder aufgeregt. Es war für sie jedes Mal wieder ein Wunder, dass ein paar Knochen, vielmehr die versteinerten Abdrücke davon, so lange Zeit in der Erde überstanden hatten und nicht einfach zu Staub zerfallen waren. Natürlich kannte sie die Bedingungen und die chemischen Prozesse, die dazu führten, aber ihre Begeisterung schmälerte das nicht. Mit den Fingern strich sie noch einmal liebevoll über den dunklen Oberkiefer, bevor sie seufzend den Sand wieder über den Schädel schaufelte. Da sie nicht wusste, wann sie wieder hierher zurückkehren würde, war es besser, die zerbrechlichen Knochen erneut durch eine Sandschicht zu schützen. Wenn der Sand das Skelett so lange vor der Verwitterung bewahrt hatte, dann würde es wahrscheinlich auch noch die nächsten Wochen überstehen, zumindest so lange, bis sie ein Team zusammengestellt hatte, das die Ausgrabung übernehmen konnte.
    Schließlich steckte sie noch einen unauffälligen Stock einige Zentimeter entfernt in den Boden, damit sie die Stelle wiederfinden würde. Dennoch war sie sich eigentlich ziemlich sicher, auch in einigen Wochen oder sogar Jahren noch genau zu wissen, wo sie ihren ersten eigenen Dinosaurier gefunden hatte. Genauso wie man seine erste Liebe nie vergaß. Sam schnitt eine Grimasse. Obwohl das manchmal wahrscheinlich besser wäre. Diesen unangenehmen Gedanken schüttelte sie schnell ab, richtete sich auf und blickte zufrieden auf ihr Werk hinunter. Das würde reichen, bis sie wiederkam. Es würde einige Wochen dauern, die Ausgrabung zu planen und eine Mannschaft zu organisieren, danach konnte sie hierher zurückkehren, wenn keine Gefahr mehr bestand.
    Zufrieden damit, alles Notwendige getan zu haben, sammelte sie ihr Werkzeug wieder ein und kletterte schnell vom Fundort aus der Felsspalte wieder hinauf. Oben angekommen wandte sie ihr Gesicht der Sonne zu und genoss die heißen Strahlen auf ihrem Körper. Sie mochte das wüstenartige Klima ebenso wie die karge Landschaft. Die Weite gab ihr ein Gefühl von Freiheit, das sie in Salt Lake City vermisste. Es war, als könnte sie sich erst richtig entfalten, wenn sie hier war, in der Einsamkeit des Colorado Plateaus. Dieser Freiheitsdrang

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