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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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verfrachten, kehrte sie zurück. Sam warf die Tasche nach hinten, sprang in den Buggy und gab Gas. Die breiten Reifen drehten erst durch, doch dann griffen sie und katapultierten das Fahrzeug nach vorne.
    Morgan klammerte sich mit weißen Fingern fest, um bei der holprigen Fahrt nicht herausgeschleudert zu werden. In seinen Rippen explodierte bei jedem Schlag der Schmerz, die Wunde an seiner Hüfte hatte sich wieder geöffnet, und Blut durchtränkte seine Hose. Er war nahe an einer Ohnmacht, doch er kämpfte dagegen an. Er konnte Sam nicht mit diesen Verbrechern alleine lassen. An ihrem verkrampften Griff um das Lenkrad erkannte er deutlich, wie viel Angst sie hatte. Trotzdem beklagte sie sich nicht und konzentrierte sich ganz darauf, sie beide aus dieser Situation herauszubringen, in die er sie hineinmanövriert hatte.
    Seine Bewunderung für sie wuchs mit jeder Sekunde. Sie war wirklich eine tolle junge Frau: stark, mutig und erfinderisch. Und sie lenkte den Buggy durch den Sand, um Felsen und Büsche herum, als hätte sie bereits einige Male die Rallye Dakar gewonnen. Was aber auch nötig war, denn ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass der weiße Lieferwagen bereits beträchtlich aufgeholt hatte. Es war klar, dass der Fahrer sie gesehen hatte, denn er hielt direkt auf sie zu.
    Besorgt warf Sam einen Blick in das bleiche Gesicht ihres Begleiters. Scharfe Linien um den Mund und zwischen den Augenbrauen zeugten von den starken Schmerzen, die er während der holprigen Fahrt haben musste. Aber er sagte kein Wort, sondern hielt sich einfach nur fest. Hoffentlich wurde er nicht ohnmächtig. Sie glaubte nicht, dass sie ihn festhalten und gleichzeitig lenken konnte.
    »Alles okay?« Der Wind riss ihr die Worte von den Lippen. Trotzdem hörte er sie. Er blickte aus seinen Augenschlitzen zu ihr hinüber und nickte kurz. Sam atmete auf. Zumindest war er noch ansprechbar. Der Atem stockte in ihrer Kehle, als plötzlich ein lauter Knall ertönte.
    John fluchte, während er ihren Kopf nach unten drückte. »Kopf unten halten!«
    Jetzt erst verstand sie: Die Männer schossen auf sie! Wenn ihr die Situation vorher schon unwirklich vorgekommen war, kam sie sich jetzt erst recht vor wie im Film. Jeden Moment würde Clint Eastwood vorbeireiten und seine Pistole schwingen. Ein hysterisches Lachen drohte aus ihrer Kehle zu entweichen. Mit Mühe unterdrückte sie es. Irgendwie musste es ihr doch gelingen, den Lieferwagen abzuschütteln. Eine Idee begann sich in ihrem Kopf zu formen. Nein, das war zu verrückt. Oder? Vielleicht war es die einzige Möglichkeit, den Männern zu entkommen, deren Motor viel mehr PS hatte als ihr kleiner Buggy. Eine Chance, den Wagen hinter sich zu lassen, hatte sie nicht. Die einzigen Vorteile, die sie mit dem Buggy besaß, waren größere Wendigkeit und breitere Reifen. Nach einem kurzen Blick auf Johns schmerzverzerrtes Gesicht stand ihre Entscheidung fest.
    Unwillkürlich duckte sie sich tiefer, als eine weitere Salve über ihre Köpfe hinwegschoss. Entweder waren die Männer lausige Schützen, oder der Lieferwagen tanzte genauso über das unebene Gelände wie der Buggy. Wollen wir doch mal sehen, wer von uns besser hüpfen kann! Sam lenkte den Buggy dicht an einen etwa einen Meter breiten Graben. Dann fuhr sie direkt darauf zu und zog eine dichte Staubwolke hinter sich her. »Festhalten!«
    Sams Warnung kam keine Sekunde zu früh für Morgan. Er sah eine tiefe Spalte auf sich zurasen, und dann waren sie schon in der Luft. Er schloss die Augen und schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. War sie denn wahnsinnig geworden? Fielen sie da hinein, saßen sie in der Falle – wenn sie nicht schon vorher durch den Aufprall starben. Mit einem gewaltigen Rums landeten sie auf der anderen Seite des Grabens. Vorsichtig öffnete Morgan seine Augen. Unglaublich, sie lebten noch! Hinter ihnen ertönte ein lautes Krachen, dann das Dröhnen einer Hupe. Sam fuhr vorsichtig einen Bogen, damit sie zurückschauen konnten. Der Lieferwagen steckte zur Hälfte im Loch, die Hinterräder drehten sich noch in der Luft. Das einzige Geräusch war der durchdringende Ton der Hupe.
    »Glauben Sie, die Insassen sind schwer verletzt?«
    Morgan blickte sie ungläubig an. »Ich weiß es nicht, und um ehrlich zu sein, interessiert es mich auch nicht besonders. Wenn es sich um Chuck und Tony handelt, dann war es ihnen gestern auch ziemlich egal, wie schlimm ich verletzt war. Um nicht zu sagen, dass sie regelrecht Spaß daran

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