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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Hände zuckten, sein Gesicht war zu einer Grimasse verzogen. Doch er war so schwach, dass er gegen Zachs festen Griff nichts ausrichten konnte.
    Zach hatte die meiste Zeit seiner Laufbahn bei der Polizei hinter einem Schreibtisch verbracht, während Morgan lange Jahre Feuerwehrmann gewesen war, bevor er die Fortbildung zum Brandermittler in New York absolviert hatte. Wenn er gerade keine Arbeit auf seinem Schreibtisch liegen hatte, half er seinen Kollegen bei der Feuerbekämpfung und blieb so in Form. Zach dagegen musste viele Stunden in der Woche im Fitnessstudio oder beim Joggen verbringen, um halbwegs fit zu bleiben. Nachdenklich beobachtete er Margrets geschickte Hände. Wie es aussah, würde es etwas dauern, bis sich Morgan wieder schmerzfrei bewegen konnte. Gerade an der Hüfte war eine Verletzung besonders langwierig.
    Margret war inzwischen bei den verletzten Rippen angekommen. Hoffentlich hatte Morgan keine inneren Verletzungen, sie konnten ihn ja nicht röntgen. Mit einem Stethoskop lauschte sie seiner Atmung und nickte Zach dann mit einem erleichterten Gesichtsausdruck zu. Mit sanften Fingern tastete sie den Brustkorb ab, woraufhin Morgan zusammenzuckte, als sie über drei Rippen strich.
    »Sie scheinen nicht gebrochen zu sein, aber es könnte dennoch sein, dass die Rippen angebrochen oder so sauber gebrochen sind, dass es nur mit einem Röntgenbild festzustellen ist.« Behutsam strich sie eine Salbe gegen Prellungen über die malträtierte Seite und befestigte einen Stützverband um den Brustkorb.
    Als Nächstes warf sie einen Blick auf die Kopfwunde, konnte aber außer einer gründlichen Säuberung nichts mehr machen. Die Wunde war bereits verschorft, und es würde wohl eine Narbe bleiben. Sie blickte auf. »War er zwischendurch mal wach?«
    »Ja.«
    »Hat er zusammenhängend geredet, oder kam er Ihnen irgendwie verwirrt vor?«
    Zach schüttelte den Kopf. »Nein, er hat mir erzählt, was passiert ist, und wirkte dabei bis auf die Schmerzen völlig normal.«
    Margret atmete auf. »Das ist gut. Wenn Sie irgendwann feststellen, dass er wirres Zeug redet, einem Gespräch nicht mehr folgen kann oder nicht mehr aufwacht, egal, was Sie auch probieren, dann bringen Sie ihn sofort in ein Krankenhaus, und lassen Sie seinen Kopf untersuchen. Er hat eine ziemlich dicke Beule am Hinterkopf.«
    Zach nickte. »Das werde ich machen.«
    »Am liebsten wäre es mir sowieso, wenn er sofort in ein Krankenhaus käme. Ich kann zwar seine äußeren Verletzungen behandeln, aber wenn er innere Verletzungen hat …«
    »Ich weiß sehr zu schätzen, was Sie für ihn tun. Aber er hat ausdrücklich darauf bestanden, nicht in ein Krankenhaus zu kommen. Es wäre zu gefährlich für ihn.«
    Margret zog die Augenbrauen hoch und stemmte die Hände in die Hüften. »Er ist aber kein Straftäter, oder?«
    Zach lachte. »Nein, im Gegenteil. Er war auf der Suche nach Gerechtigkeit, als er erwischt wurde.« Er kannte keinen anderen Menschen, der dermaßen ehrlich und rechtschaffen war wie Morgan Spade. Zach hatte sich schon oft gefragt, wie er sich den Glauben an das Gute im Menschen bei seiner Arbeit so lange erhalten hatte. Es konnte natürlich sein, dass er inzwischen nicht mehr daran glaubte. Das Leben hatte die Angewohnheit, jedem früher oder später die Illusionen zu nehmen. Er hätte Morgan gewünscht, dass ihn das nie treffen würde. Seufzend beobachtete Zach, wie Margret ihn wusch und die verbliebenen Wunden versorgte. Es gab kaum eine Stelle an Morgans Körper, die nicht irgendeine Verletzung aufwies. Er würde einige wirklich unangenehm schmerzhafte Tage verleben, wenn er erst wieder richtig wach war.
    Schließlich warf Margret den Lappen in die Schüssel und richtete sich stöhnend auf. »Ah, mein Rücken. Okay, helfen Sie mir, ihn umzudrehen – vorsichtig.« Gemeinsam rollten sie Morgan auf den Bauch und atmeten gleichzeitig erschrocken ein. Margret beugte sich über seinen Rücken und begutachtete die langen roten Schwellungen, die ihn überzogen. »Was ist denn das?«
    Wut überkam Zach, als er den geschundenen Körper seines Freundes anblickte. »Für mich sieht es aus, als hätte jemand mit einer Stange auf ihn eingeprügelt.« Seine Stimme war ein tiefes Grollen.
    »Wer kann denn nur so grausam sein?«
    »Das werde ich bald herausfinden.«
    Margret blickte in seine finstere Miene. »Seien Sie bloß vorsichtig. Ich habe keine Lust, Sie noch einmal zu verarzten.«
    Zachs schwaches Lächeln war wölfisch. »Das bin ich immer.

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