Eine unheilvolle Begegnung
Fund gehört. Echt super!«
Sam rang sich ein Lächeln ab. »Hallo, Cathy. Tut mir leid, dass ich mich noch nicht gemeldet habe, ich war einfach zu geschafft. Aber nachher komme ich bei dir im Büro vorbei, okay?«
Cathy baute sich vor ihr auf und blickte sie besorgt an. »Geht es dir gut? Du siehst aus, als müsstest du zur Hinrichtung.«
Sam lachte. »Ja, so ähnlich. Marsh hat mich zu sich zitiert. Er wartet sehnsüchtig auf die Fotos.« Sie wedelte mit den Aufnahmen.
Cathy verzog ihren Mund. »Oh. Na dann, mein herzliches Beileid.«
Mit großen Schritten überquerte sie die Halle in einem Tempo, das ihre langen karottenroten Haare hinter ihr herwehen ließ. Sam blickte ihr lächelnd hinterher. Cathy war immer dermaßen energiegeladen, dass es Sam nicht wundern würde, wenn sie sich irgendwann nur noch hüpfend fortbewegte. Manchmal fragte sie sich, wie Cathy überhaupt etwas so Langwieriges und Statisches wie Geologie hatte studieren können. Vielleicht brauchte sie ihre Arbeit als Gegenpol, um nicht völlig abzuheben. Der Gedanke brachte sie zum Schmunzeln.
Vor der Tür zu Marshs Arbeitszimmer holte sie einmal tief Luft, bevor sie anklopfte. Sofort kam aus dem Innern die näselnde Stimme des Professors, die sich mal wieder sehr ungehalten anhörte. »Ja!«
Sam öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. »Störe ich gerade? Dann komme ich später noch einmal wieder.«
Marsh nahm seine Brille von der Nase, putzte sie mit dem Ende seiner Krawatte und blickte Sam schweigend an. Diese wollte sich gerade wieder zurückziehen, als er schließlich doch noch antwortete. »Kommen Sie herein. Haben Sie die Fotos mitgebracht?«
Sam seufzte unhörbar und bereitete sich innerlich auf ein weiteres Kreuzverhör vor. »Ja.« Sie wedelte mit den Fotos und ging auf den Schreibtisch zu, ließ die Tür aber wohlweislich offen. »Hier, bitte.«
Marsh nahm die Fotos entgegen, während er stirnrunzelnd zur Tür blickte. Sam fürchtete schon, er würde sie auffordern, sie zu schließen. Doch der Professor warf nur einen Blick auf das oberste Bild und versank völlig in den Anblick des Schädels. Alles andere um sich herum schien er zu vergessen, was Sam nur recht war.
Einige Minuten später hatte er sämtliche Fotos gründlich betrachtet, teilweise sogar mit einer Lupe. »Eindeutig der Gattung Allosaurus zugehörig. Ich denke nicht, dass es sich hier um eine unbekannte Unterart handelt. Aber das werden wir abwarten müssen, bis wir das komplette Skelett ausgegraben haben.« Er blickte Sam abwesend an. »Haben Sie den Fundort auf einer Karte notiert?«
»Natürlich.« Sie reichte ihm den Ausschnitt einer geologischen Karte des Colorado Plateaus, auf der der Fundort markiert war. Sie hatte ihn so genau bestimmt, wie es nachträglich möglich war. Normalerweise hätte sie alles sofort an Ort und Stelle festgehalten, aber die Umstände hatten sie daran gehindert. Es war heute Morgen einige Zeit vergangen, bis sie den Ort ihrer Grabungen rekonstruiert und auf der Karte eingetragen hatte. Selbst wenn die Markierung etwas ungenau sein sollte, sie hatte die Stelle genau im Kopf und würde sie sofort wiederfinden, wenn sie erst wieder in dem Gebiet war.
Charles Marsh lehnte sich in seinem noblen Ledersessel zurück und betrachtete sie forschend. Seine manikürten Fingerspitzen berührten sich über seinem flachen Bauch. »In Ordnung. Stellen Sie ein Team zusammen, holen Sie ihn heraus, und bringen Sie ihn dann zur Bestimmung hierher.«
Sam strahlte ihn glücklich an. »Wird gemacht. Bin schon unterwegs.« Damit flog sie fast aus dem Raum.
10
Chuck legte den Hörer auf und grinste vor sich hin. Das war kinderleicht gewesen. Sein Anruf bei der Universität von Utah hatte ein unerwartetes, aber trotzdem befriedigendes Ergebnis gebracht. Schnell verließ er sein kleines Versicherungsbüro und strebte auf das Hauptquartier des Drogengeschäfts und Gerald Whites privates Refugium zu. Die Villa war von einem hohen Eisenzaun umgeben. Am Tor war ein Wachhaus, in dem immer einer von Whites Bodyguards Wache hielt.
Natürlich handelte es sich nicht um offizielle Bodyguards. Aber sie waren immer dabei, egal, wo der Boss auch hinging: ob er ein paar Runden in seinem Pool drehte, ein Geschäftstreffen hatte oder eine Partie Golf spielte. Der Wächter ließ Chuck passieren und meldete ihn dann im Haupthaus an. Ein Butler führte ihn hinaus auf die Terrasse, wo Gerald sich gerade ausgiebig einem Sonnenbad hingab. Sein gut gebauter,
Weitere Kostenlose Bücher