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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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du immer noch der Meinung, dass du diese Sache alleine zu Ende bringen kannst?«
    Morgans Stimme war rau. »Nein. Aber ich konnte dieses Schwein doch nicht einfach so davonkommen lassen! Ich habe der Polizei mehrfach alles berichtet, was ich wusste, aber keiner hat mich ernst genommen. Es wäre entweder Selbstmord oder ein Unfall gewesen, haben sie gesagt.« Sein Kummer, sein Zorn und seine Hilflosigkeit entluden sich in dem letzten Satz.
    Zach schwieg kurz, dann räusperte er sich. »Okay, ich besorge das Haarfärbemittel, und dann überlegen wir, was wir tun werden.«
    Sam erhob sich und streckte stöhnend ihren Rücken. Verdammt, nach zahllosen Stunden in gebückter Haltung fühlte sich ihr Kreuz an, als würde es gleich durchbrechen. Sie hätte Cathys Angebot annehmen und mittags mit ihr zum Essen gehen sollen. Aber sie wollte mal wieder perfekt sein und die Ausgrabung von vorne bis hinten durchplanen. Deshalb hatte sie stundenlang die Ausrüstung gesäubert und neu verpackt, kiloschwere Fachbücher gewuchtet und dann auch noch über etlichen Büchern, Artikeln und Aufsätzen zu Allosauriern gebrütet. Jetzt war sie zerschlagen, müde, hungrig und wirklich mies gelaunt. Sie blickte auf ihre Armbanduhr und erschrak. So spät schon? Wo war nur die ganze Zeit geblieben? Im Keller, ohne Tageslichteinfall, verlor sie häufig jegliches Zeitgefühl.
    Seufzend klappte sie den Wälzer, in dem sie zuletzt gelesen hatte, mit einem Knall zu und griff sich ihren Rucksack. Für heute hatte sie wirklich genug. Sie war schon bei der Tür angekommen, als ihr die Fotos wieder einfielen. Sie wollte sie nicht hier, an diesem öffentlichen Ort aufbewahren. Sam schloss die Schublade auf, nahm sich die Fotos und schob sie in ihre Hosentasche.
    Kurz darauf ging sie in der kühlen Nachtluft zu ihrem Pick-up und atmete tief ein. Sie hatte sich im letzten Monat so an die klare, reine Luft gewöhnt, dass sie sich im stickigen Gebäude irgendwie eingesperrt vorkam. Natürlich nur, sofern sie nicht völlig vergaß, wo sie war. Oft vertiefte sie sich derart in die vergangenen Zeitalter, dass sie fast glaubte, selbst darin zu leben. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie die Dinosaurier aus ihren Eiern schlüpften, aufwuchsen, sich fortpflanzten, fraßen oder gefressen wurden. Es lag für sie nicht in irgendeiner fernen Vergangenheit, sondern passierte in dem Moment, wenn sie darüber las, Fossilien ausgrub, Skelette aus den Steinen präparierte oder sie zusammensetzte.
    Raschen Schrittes überquerte sie den fast leeren Parkplatz. Im Dunkeln wirkte er immer ein bisschen gespenstisch auf sie. Plötzlich hörte sie ein schabendes Geräusch hinter sich. Schnell wirbelte sie herum, ihren Rucksack hielt sie wie eine Waffe vor sich. Ihre Hand legte sich über ihr wild klopfendes Herz, als sie ihren vermeintlichen Verfolger erkannte. »Himmel, Tom. Du hast mich gerade zehn Jahre meines Lebens gekostet!«
    Tom grinste verlegen. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht ängstigen. Ich hatte überlegt, ob ich rufen sollte, dachte aber, das würde dich erschrecken.«
    »Und da dachtest du, im Dunkeln anschleichen wäre besser?«
    »Entschuldige. Kann ich das irgendwie wiedergutmachen?«
    Sam seufzte tief auf. »Nein, ist schon in Ordnung. Ich weiß auch nicht, warum ich heute so schreckhaft bin.« Natürlich wusste sie das, konnte es ihm aber nicht sagen. Sie hätte ja schlecht sagen können: »Ach übrigens, ich habe vorgestern einen lebendigen Mann aus dem Sand ausgebuddelt.«
    »Sam?«
    Ihr Kopf schoss in die Höhe. »Ja?«
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sam nickte, als wollte sie einen Weltrekord gewinnen. »Natürlich, alles in Ordnung. Könnte gar nicht besser sein. Warum?«
    Tom blickte sie erstaunt an, entschied dann aber wohl, ihr merkwürdiges Benehmen zu ignorieren. »Gut. Wir sehen uns dann morgen.«
    »Ja. Bis morgen.«
    Damit wandte sie sich um, öffnete die Fahrertür ihres Pickups und stieg ein. Die Augen geschlossen, atmete sie einmal tief durch, startete dann den Motor und fuhr zur Ausfahrt. Im Vorbeifahren winkte sie Tom noch einmal zu und ließ die Universität dann hinter sich. Ihr Weg führte durch den dichten Verkehr in ihren Stadtteil. In Gedanken war sie schon beim Telefongespräch mit Johns Anrufbeantworter. Ob er wohl ihre Nachricht schon bekommen hatte und eine Antwort von ihm auf ihrem Band war? Sie hoffte es.
    Ein Wagen schoss mit quietschenden Reifen haarscharf an ihr vorbei. Erschrocken trat Sam voll auf die Bremse. Ihr Wagen

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