Eine unheilvolle Begegnung
schwebte. Wahrscheinlich waren der oder die Täter längst über alle Berge.
Endlich wurde die Tür geöffnet. Mrs Pettison stand in rosa geblümtem Bademantel und Lockenwicklern im Haar vor ihr und blickte sie erstaunt an. »Sam! Was ist denn los?«
Vor Aufregung überschlug sich Sams Stimme. »Ich muss unbedingt Ihr Telefon benutzen. Bei mir wurde eingebrochen, und ich weiß nicht, ob die Täter vielleicht noch im Haus sind.«
Entsetzt blickte Mrs Pettison an Sam vorbei auf das Haus. »Kommen Sie rein, kommen Sie rein. Dass so etwas in unserer Gegend passiert! Und dabei dachte ich immer, dass es hier so sicher ist. Vielleicht sollte ich mir doch eine Alarmanlage anschaffen, nur für alle Fälle.« Sie unterbrach sich und blickte auf Sam, die zitternd vor ihr stand. »Oh, ja, das Telefon. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo es steht.« Damit führte sie Sam durch ein mit Nippes vollgestelltes Wohnzimmer in eine mit hässlichem grauen Linoleum ausgelegte Küche, deren Möbel noch aus den Sechzigerjahren zu stammen schienen.
Aber das alles bemerkte Sam kaum. Sie hatte nur einen Blick für das altmodische Telefon, das an der Wand hing. Mit bebenden Fingern nahm sie den Hörer in die Hand und wählte den Notruf. Unruhig wartete sie, bis endlich das Freizeichen ertönte, dann atmete sie tief durch. Sie hatte noch nie in ihrem Leben die Polizei rufen müssen. Wenigstens war niemand verletzt, das war die Hauptsache. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn sie gerade zu Hause gewesen wäre, als die Einbrecher kamen. Stumm dankte sie ihrer Arbeitswut, die sie davor bewahrt hatte, pünktlich nach Hause zu fahren.
Sie ließ fast den Hörer fallen, als plötzlich eine Stimme in ihr Ohr drang. »Salt Lake City Police Department. Welcher Art ist Ihr Notfall?«
»Mein Name ist Sam Dyson. Ich bin eben nach Hause gekommen und habe festgestellt, dass bei mir eingebrochen worden ist. Es könnte sein, dass noch jemand im Haus ist. Ich habe ein Geräusch gehört, deshalb bin ich zu meiner Nachbarin geflüchtet. Könnten Sie bitte jemanden vorbeischicken?«
»Wenn Sie mir Ihre Adresse sagen, schicke ich sofort eine Einheit zu Ihnen.«
Erleichtert atmete Sam auf. Ihr Griff um den Hörer lockerte sich etwas. »Natürlich. Ich wohne …« Sam brach ab und blickte hilflos um sich. Sie hatte tatsächlich gerade ihre Adresse vergessen!
Mrs Pettison, die in der Türfüllung gelehnt und dem Gespräch gelauscht hatte, sprang ein: »15, Live Oaks Street.«
Tränen sprangen in Sams Augen. Sie schickte ihrer Nachbarin ein dankbares Lächeln und wiederholte die Anschrift für die Polizistin. Nach ein paar weiteren Fragen beendete sie das Gespräch. Kraftlos lehnte sich Sam gegen die Wand. Derzeit lief aber auch wirklich alles schief. Seufzend öffnete sie schließlich wieder ihre Augen und sah Mrs Pettisons besorgtes Gesicht vor sich.
»Geht es Ihnen gut, Schätzchen?«
Energisch riss Sam sich zusammen. Sie musste noch eine Weile durchhalten, zumindest bis die Polizei den Einbruch untersucht hatte. Danach konnte sie dann zusammenbrechen. »Es geht schon. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Mrs Pettison winkte ab. »Das mache ich doch gerne. Es ist wirklich ärgerlich, dass ich gerade heute bei meiner Schwester zu Besuch war. Wäre ich hier gewesen, hätte ich vielleicht etwas bemerkt und rechtzeitig die Polizei holen können.«
Das stimmte allerdings. Sams Nachbarin war die meiste Zeit am Fenster oder im Sommer auf ihrer Hollywoodschaukel zu finden, von wo aus sie die Nachbarschaft im Auge behielt. Es war Pech, dass sie unterwegs gewesen war. Oder hatten die Täter die Gegend vorher ein paar Tage beobachtet und zugeschlagen, als sie sahen, dass niemand zu Hause war, der sie bei der Tat entdecken konnte? Die Vorstellung ließ Sam frösteln.
Am Fenster wartete sie auf das Eintreffen der Polizei. Mrs Pettison hatte ihr ein Glas heißen Tee in die Hand gedrückt, der sie tatsächlich ein bisschen zu entspannen schien. Dieser Effekt wurde beim Anblick des Polizeiautos sofort wieder aufgehoben. Sie wartete, bis der Wagen vor ihrem Haus hielt, dann dankte sie ihrer Helferin noch einmal und trat aus dem Haus. Während der eine Polizist ihr Haus im Auge behielt, kam der zweite zu ihr herüber und erkundigte sich nach dem Geschehen. Sam berichtete ihm, was sie wusste, dann beobachtete sie, wie die beiden Männer mit gezogenen Waffen in ihr Haus stürmten und es nach Eindringlingen durchsuchten.
Einige Minuten später kam ihr Gesprächspartner wieder
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