Eine unheilvolle Begegnung
er könnte mit mir nicht darüber sprechen. Und außerdem sei die Akte längst geschlossen und würde auch nicht mehr geöffnet werden.«
Morgan blickte verbittert zu ihm hoch. »Siehst du, ich habe dir ja gesagt, die sind gar nicht an einer Aufklärung von Maras Tod interessiert.« Er schluckte schwer, Tränen stiegen in seine Augen, die er hastig fortblinzelte. »Egal, was die Polizei sagt, ich weiß, dass es kein Selbstmord war. Gerald White oder einer seiner Schergen hat sie umgebracht und muss dafür bezahlen.«
Zach legte seine Hand auf Morgans Schulter. »Ich weiß. Und wir werden den Schuldigen und auch die Beweise finden. Deshalb fahre ich morgen nach Grand Junction und spreche persönlich mit dem zuständigen Beamten. Ich werde herausbekommen, was da los ist, ich verspreche es.«
Dankbar blickte Morgan ihn an. »Danke. Ich komme mit und dann …«
Zach unterbrach ihn. »Du wirst schön hier im Bett bleiben. Ich werde dich auf keinen Fall mitnehmen. Erstens bist du noch nicht gesund genug, um in der Weltgeschichte herumzufahren, und zweitens …«, er hob die Hand, als Morgan ihn unterbrechen wollte, »… zweitens werde ich mehr Erfolg haben, wenn ich von Detective zu Detective mit ihm spreche. Ich bin sicher, dass er schon mal etwas von Unterstützung unter Kollegen gehört hat. Ein Angehöriger würde da nur hinderlich sein.«
»Aber …«
»Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich ist, Morgan. Aber du musst mir vertrauen und mich meine Arbeit machen lassen, okay?«
Morgan nickte zögernd. »Du weißt, dass ich dir vertraue, es ist nur … Ich fühle mich so hilflos, als wäre mir mein ganzes Leben aus den Händen genommen worden, und als könnte ich nichts tun, um es wiederzubekommen.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber wenn ich Erfolg habe, und das werde ich, dann kannst du bald wieder dein Leben weiterführen, wie du es willst.«
»Ja, nur ohne Mara.«
Zach nickte mitfühlend. »Ohne Mara. Es tut mir leid, Morgan.«
Gequält schloss Morgan die Augen. Er hatte versagt. Er war nicht da gewesen, als sie ihn gebraucht hatte. Das war nun die Strafe dafür.
»Was hast du eigentlich mit deinem Job gemacht?«
Morgan fuhr mit der Hand über seine Augen, dann blickte er Zach an. »Ich habe mich beurlauben lassen. Eigentlich nur für ein halbes Jahr, und jetzt sind schon sieben Monate vergangen. Es könnte also sein, dass ich bereits arbeitslos bin.« Er zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht, als der Schmerz seine Rippen durchfuhr. Eigentlich war es ihm egal. Seit Maras Tod war alles andere unwichtig geworden, nur noch seine Rache hatte gezählt. Selbst seine Arbeit als Brandermittler bei der Feuerwehr in Denver, die sonst sein Ein und Alles gewesen war, hatte an Wichtigkeit verloren. Früher hatte er ganz für seine Arbeit gelebt, doch nun bereitete ihm der mögliche Jobverlust kein großes Kopfzerbrechen.
Vielleicht sollte er die Zeit seiner erzwungenen Pause nutzen und ernsthaft darüber nachdenken, wie es in seinem Leben weitergehen sollte. Er wusste, dass Mara nicht gewollt hätte, dass er sein Leben aufgab, nur um ihres zu rächen. Sie war immer so lebendig gewesen, so voller Lebensfreude und Schalk. Jetzt lag sie einsam metertief in einem Grab. Der Schmerz überwältigte ihn erneut, und er wandte den Kopf ab, während langsam die Tränen aus seinen geschlossenen Augen rannen. Als er lange Zeit später die Augen wieder öffnete, war Zach verschwunden.
Nachdem sie von den Polizisten vor Cathys Haus abgesetzt worden war, stieg Sam müde die Treppe des Wohnhauses hoch. Noch bevor sie klingeln konnte, wurde bereits die Haustür aufgerissen, und eine aufgeregte Cathy schoss heraus.
»Oh, mein Gott, Sam. Geht es dir auch gut? Hat die Polizei schon eine Spur? Wie sind die Täter bloß darauf gekommen, gerade bei dir einzubrechen? Stell dir nur vor, du wärst gerade im Haus gewesen, als diese Verbrecher …«
Sam schauderte und unterbrach Cathys Redefluss. »Darüber möchte ich lieber nicht nachdenken. Hättest du etwas dagegen, wenn wir jetzt reingehen würden? Ich fühle mich etwas unwohl hier draußen.«
»Oh, natürlich. Entschuldige! Komm rein.« Damit nahm sie Sam die Tasche ab und führte sie die Treppe hinauf. »Ich habe auch schon mein Gästezimmer für dich hergerichtet. Wenn du möchtest, kannst du also gleich ins Bett fallen. Und Milch habe ich auch heiß gemacht, zur Beruhigung.«
Sam verzog heimlich den Mund. Ihre Mutter hatte ihr als Kind immer heiße Milch
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