Eine unheilvolle Begegnung
die Schultern. »Glaube ich jedenfalls, ich habe mit solchen Dingen auch noch keine Erfahrung.«
Shane schüttelte den Kopf. »Wer hat die schon. Und diese Frau, weiß sie denn, worum es geht?«
»Nein.«
»Denken Sie nicht, sie sollte es vielleicht wissen, um sich schützen zu können?«
Morgan schluckte heftig. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie dadurch am besten geschützt wäre, wenn sie überhaupt nichts weiß.«
»Und wenn nicht?«
»Dann wird sie bald ein riesiges Problem haben.« Ruhelos stand Morgan auf. »Ich hatte ihr die Nummer meines Anrufbeantworters gegeben, damit sie mich erreichen kann, wenn sie Probleme hat. Ich wollte ihn schon seit Tagen abhören, aber irgendwie ist immer etwas dazwischengekommen.«
»Dann sollten Sie das vielleicht einmal tun. Am besten nach dem Frühstück, vorher müssen Sie erst einmal zu Kräften kommen.« Damit legte Shane einen weiteren Toast auf seinen Teller.
»Verflucht!« Sam warf den Hörer mit Schwung auf die Gabel. Gerade hatte sie einen Anruf vom Schlosser bekommen, dass er nachmittags keine Zeit hätte und nur noch ein Termin in einer halben Stunde frei wäre, wenn sie vor dem Wochenende noch ein neues Schloss an ihrer Tür haben wollte. Sie hatte eigentlich genug andere Dinge zu tun. Andererseits konnte sie ihre Haustür nicht ewig offen stehen lassen, vor allem nicht, wenn sie in absehbarer Zeit wieder dort leben wollte. Also schloss sie die Tür ihres Kellerbüros von innen auf und von außen wieder zu und machte sich auf den Weg ans Tageslicht. Bevor sie das Gebäude verließ, schaute sie noch kurz bei Cathy vorbei und teilte ihr mit, dass sie für ein paar Stunden nicht in der Uni sein würde. Das Angebot ihrer Freundin, sie zu begleiten, lehnte sie ab. Es reichte, wenn einer von ihnen nicht zum Arbeiten kam. Außerdem war es ja nicht so, als würde sie etwas Gefährliches unternehmen. Sie wollte nur am helllichten Tag einen Schlosser beim Einbau eines Schlosses überwachen, darin konnte sie kein Risiko entdecken.
Ihren Rucksack über eine Schulter gehängt, den Autoschlüssel in der Hand strebte sie über den Parkplatz auf ihren Pick-up zu. Sie war fast am Auto angelangt, als sie hinter sich einen Ruf vernahm. Sam verdrehte die Augen und blieb widerwillig stehen. Verdammt, das hatte ihr gerade noch gefehlt. Warum hatte Professor Marsh entdecken müssen, dass sie ging? Manchmal hatte sie wirklich das Gefühl, er klebte den ganzen Tag am Fenster, um ja nichts zu verpassen. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, wie oft Marsh sie irgendwo auf dem Parkplatz oder im Gebäude abfing. Und heute war scheinbar mal wieder ihr Glückstag.
Seufzend drehte sie sich zu ihm um. »Ja?«
Etwas außer Atem kam der Professor bei ihr an. Mit einer Hand ordnete er seine makellose Frisur, während er sein berühmtes schleimiges Lächeln aufsetzte. »Ich habe gehört, Sie hätten gleich einen Termin bei sich zu Hause, und ich wollte anbieten, Ihnen dabei zur Hand zu gehen.«
Wo hatte er das denn gehört? Hatte er etwa an der Tür gelauscht, oder hörte er ihr Telefon ab? Zuzutrauen wäre ihm das. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in Sam breit. Der Gedanke, dass er sie belauschen könnte, war ihr alles andere als angenehm. Unsinn. Marsh war ein hoch angesehener Professor. Bestimmt würde er so etwas nicht tun.
»Danke, das ist nicht nötig. Es kommt nur der Schlosser. In spätestens zwei Stunden müsste ich wieder hier sein.«
»Wollen Sie wirklich alleine in Ihrem Haus sein, nach all dem, was passiert ist?«
Danke, dass Sie mich daran erinnern . Am liebsten hätte sie den ehrenwerten Professor getreten. Er war so sensibel wie ein Bulldozer. Kein Wunder, dass er im Kollegium nicht gerade beliebt war.
»Ich werde nicht alleine sein, der Schlosser kommt ja auch.«
»Trotzdem, als eine junge, alleinstehende Frau kann man nicht vorsichtig genug sein.«
Vor allem bei solchen Schleimkugeln wie dem Professor. Sam rang sich ein künstliches Lächeln ab. »Danke, aber ich möchte Sie wirklich nicht von Ihrer Arbeit abhalten. Ich schaffe das schon.« Zu spät erkannte sie, dass sie ihrem Vorgesetzten damit Tür und Tor geöffnet hatte.
»Aber das macht doch nichts, meine liebe Samantha. Ich ziehe einfach meine Pause vor.« Marsh nutzte ihre sprachlose Sekunde und nahm ihr einfach den Autoschlüssel aus der Hand. »Steigen Sie ein, ich fahre.«
Sam tauchte schließlich aus ihrer Sprachlosigkeit auf. »Nein, das möchte ich nicht. Geben Sie mir bitte den
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