Eine unheilvolle Begegnung
Schlüssel zurück.«
Doch Marsh hörte überhaupt nicht auf sie, sondern schloss ihren Pick-up auf und stieg auf der Fahrerseite ein. »Kommen Sie, Samantha, je eher wir losfahren, desto schneller sind wir bei Ihnen.«
Sam schüttelte den Kopf und wich ein paar Schritte zurück. »Ich fahre bestimmt nicht mit Ihnen nach Hause. Steigen Sie sofort aus.« Ihr war egal, wie das klang und dass er ihr Vorgesetzter war. Sie entschied immer noch selbst, wen sie in ihr Auto oder ihr Haus ließ. Sam blickte sich um. Inzwischen waren einige Leute auf dem Parkplatz auf sie aufmerksam geworden und blickten zu ihnen herüber. Das eine oder andere Grinsen war auch darunter. Sams Wangen wurden warm, aber sie weigerte sich, Marsh nachzugeben, nur weil sie nicht in der Öffentlichkeit stehen mochte. Und genau darauf hatte ihr Professor gebaut. Das wurde ihr in dem Moment klar, als sie sein überhebliches Lächeln erblickte.
»Kommen Sie jetzt, sonst verpassen Sie noch Ihren Schlosser.«
Erneut wich Sam ein Stück zurück. »Steigen Sie aus, Professor. Ich fahre nirgends mit Ihnen hin. Im Gegenteil, ich werde den Wachdienst rufen, wenn Sie mir die Schlüssel nicht wiedergeben.«
Marsh lachte höhnisch. »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen, wenn Sie Wert auf Ihren Job legen. Vielleicht haben Sie das noch nicht verstanden, aber Sie sind auf mein Wohlwollen angewiesen, wenn Sie hier noch etwas erreichen wollen. Also spielen Sie sich nicht auf wie das Fräulein Rühr-mich-nicht-an, sondern steigen Sie endlich in diese verdammte Schrottkiste.« Um seine Worte zu bekräftigen, drehte er den Zündschlüssel. Der Motor stotterte einige Male, dann fing er sich.
Gerade als Sam ihm erneut sagen wollte, dass sie nicht vorhatte, mit ihm irgendwohin zu fahren, ertönte ein lauter Knall. Erschreckt zuckte Sam zusammen, aber bevor sie irgendwie reagieren konnte, sah sie den Feuerball, der aus der Fahrerkabine ihres Wagens drang, und sie wurde wie von unsichtbarer Hand nach hinten geschleudert. Ein Entsetzensschrei entfuhr ihr und sie landete schmerzhaft auf dem Rücken. Schwärze senkte sich über sie …
Als Sam zu sich kam, fragte sie sich, was eigentlich passiert war: Noch vor wenigen Sekunden hatte sie einige Meter von ihrem Pick-up entfernt gestanden, bereit, Marsh eigenhändig aus ihrem Wagen zu befördern, doch jetzt lag sie auf der kleinen Rasenfläche, die den Parkplatz umrandete. Ihr Blick war in den blauen Himmel gerichtet. Es rauschte in ihren Ohren, ihr Körper fühlte sich an, als wäre ein Truck darübergefahren. Schließlich schob sich ein Schatten in ihr Blickfeld. Sam vernahm ein leises Murmeln, verstand aber nichts. Sie blinzelte ein paarmal, dann klärte sich ihr Blick. Cathy beugte sich über sie, ihr Mund bewegte sich, doch Sam hörte keinen Ton. Als hätte jemand die Lautstärke des Fernsehers ganz heruntergestellt, sah sie zwar die Lippenbewegungen, konnte aber nichts vernehmen. Der besorgte Gesichtsausdruck ihrer Freundin zeigte ihr, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Warum lag sie nur hier? Wo war Marsh? Cathys Hand bewegte sich vor ihren Augen hin und her. Diesmal verstand sie ihre Mundbewegungen. Hörst du mich? Sam schüttelte zaghaft den Kopf. Doch diese kleine Bewegung sandte einen Schmerzimpuls durch ihren gesamten Körper. Sie schloss kurz die Augen und schluckte schwer. Ein Schwindelgefühl erfasste sie, das sie zwang, ihre Augen schnell wieder zu öffnen. Sie brauchte einen Fixpunkt. Cathys Gesicht bot sich dazu an. Sam fühlte, wie sich sanfte Finger vorsichtig über ihren Körper bewegten. War sie überfahren worden? Nein, irgendetwas anderes lauerte in den Tiefen ihres Gedächtnisses. Ein lauter Knall, ein Feuerball, der sich mit rasender Geschwindigkeit auf sie zubewegte und sie zu Boden riss. Eine Explosion!
Ruckartig richtete Sam sich auf, nur um gleich darauf mit einem Stöhnen wieder zurückzusinken. Aber dieser eine kurze Blick hatte schon ausgereicht, um ihr zu zeigen, was genau passiert war. Ihr Pick-up war nur noch ein schwarzes, rauchendes Wrack. Die angrenzenden Autos hatten sich ineinandergeschoben und waren teilweise zerstört.
»Oh, mein Gott!« Ihre Stimme hörte sich irgendwie dumpf und weit weg an. Ihr heiseres Krächzen war für sie selbst kaum zu verstehen. Aber Cathy schien sie gehört zu haben.
Sie legte eine beruhigende Hand auf Sams Schulter. »Es ist … gut. Bleib … liegen, … Krankenwagen …«
Sam verstand zwar nicht alles, was sie sagte, aber immerhin
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