Eine unheilvolle Begegnung
legte seinen Arm um ihre Schultern und führte sie aus dem Krankenhaus zu ihrem Auto. Dort blieb er stehen, bis sie einstieg, und beugte sich dann noch einmal herunter. »Ich fahre hinter dir her, nur dass du dich nicht erschreckst.«
Fragend blickte sie zu ihm auf. »Warum?«
»Weil ich dich nach Hause begleite.«
»Wieso?«
»Ich möchte sichergehen, dass dir nichts passiert.«
»Aber Sam ist doch gar nicht mehr da.«
»Solange wir nicht wissen, warum Sam in Gefahr ist, müssen wir davon ausgehen, dass diese Gefahr vielleicht auch für ihre Umgebung gilt. Und da sie die letzten Tage bei dir war …«
Tom ließ den Satz unausgesprochen, aber Cathy verstand ihn auch so. »In Ordnung.«
Tom nickte und ging zu seinem Jeep.
Unruhig wartete Cathy vor der Haustür und beobachtete erleichtert, wie Toms Jeep kurze Zeit später auf den Parkplatz bog. Im dichten Verkehr waren sie getrennt worden. Wie sehr seine Anwesenheit sie beruhigte, hatte sie erst gemerkt, als er nicht mehr da war. Doch jetzt parkte er seinen Wagen in Rekordzeit ein und kam auf sie zugelaufen. Auch in seiner Miene spiegelte sich Besorgnis. Kein Wunder, nachdem Sam ohne ein Wort spurlos verschwunden war. Sam war ihre Freundin, aber wenn Tom wirklich in sie verliebt war, dann war die Situation für ihn mindestens genauso schlimm. Trotzdem schaffte er es, Ruhe auszustrahlen und sie sogar anzulächeln, als er bei ihr eintraf.
»Entschuldige, du warst einfach zu schnell für mich.« Damit nahm er ihr den Schlüssel aus der Hand und schloss die Haustür auf.
Kopfschüttelnd folgte Cathy ihm in den Hausflur. Tom öffnete auch die Wohnungstür und begann damit, sich wieder in der Wohnung umzusehen, bevor sie protestieren konnte. Nicht, dass sie überhaupt daran gedacht hätte. Nach dem, was Sam heute passiert war, hatte sie überhaupt erst begriffen, welche Gefahr lauerte. Wenn wirklich jemand eine Bombe an ihrem Auto angebracht hatte, dann war es auch nicht auszuschließen, dass hier jemand auf Sam wartete oder ebenfalls eine Bombe platziert hatte.
Der Gedanke veranlasste sie, hinter Tom herzurennen. »Warte!« Tom drehte sich um und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Was ist, wenn hier irgendwo eine Bombe liegt?«
Tom bewahrte seine Fassung, auch wenn er eine Spur blasser wurde. Entschieden schüttelte er den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
Cathys Stimme stieg um eine Oktave. »Woher willst du das wissen?«
»Erstens war das Schloss eben noch völlig in Ordnung und die Tür abgeschlossen, und zweitens ist das hier deine Wohnung und nicht Sams. Sie könnten nicht sicher sein, Sam damit zu treffen. Also würde es ihnen überhaupt nichts bringen.«
Cathy beruhigte sich etwas, auch wenn ihr der Gedanke immer noch einen Heidenschrecken einjagte. »Sei aber trotzdem vorsichtig, ja?«
Beruhigend lächelte Tom sie an. »Das bin ich immer.«
Um ihm nicht im Weg zu sein oder ihn abzulenken, zog Cathy sich in die Küche zurück, nachdem Tom sie überprüft hatte. Sie blickte in den Kühlschrank. Im Gefrierfach fand sie noch zwei Pizzas, die sie kurzerhand auspackte und in den Backofen schob. Das Mindeste, was sie tun konnte, nachdem Tom seine Freizeit für sie opferte, war, ihm eine Mahlzeit anzubieten. Also deckte sie schnell den Tisch, während er die Wohnung durchsuchte.
»Alles okay.«
Cathy zuckte zusammen und wirbelte dann herum, eine Hand auf ihrem wild klopfenden Herzen. »Gott, hast du mich erschreckt.« Sie atmete ein paarmal tief durch, dann gelang ihr ein zögerliches Lächeln. »Möchtest du noch zum Essen bleiben? Es gibt Pizza, Champignon oder Käse-Schinken, du hast die Wahl.«
Langsam trat Tom näher, auf seinem Gesicht ein nicht zu definierender Ausdruck. »Hört sich gut an. Ich fürchte, in meinem Kühlschrank herrscht mal wieder gähnende Leere.« Er lächelte. »Wie wäre es mit halbe-halbe?«
Eine ganze Weile arbeiteten John und Sam schweigend nebeneinander. Nachdem die Fenster, Stoßstangen, Griffe und sonstige nicht einzufärbende Teile abgedeckt waren, nahm sich jeder eine Dose weißen Sprühlacks in die Hand und begann, eine Seite des Autos einzufärben. Obwohl die Arbeit mühselig war, konnte Sam sich dabei bald entspannen. Die Luft war selbst im Schatten noch angenehm warm, die Blätter raschelten über ihren Köpfen, Vögel zwitscherten. So konnte sie fast vergessen, was alles passiert war und dass sie auch weiterhin in Gefahr schwebten.
Bald warf Sam ihre leere Sprühdose zur Seite und ging um den Wagen herum, um
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