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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Lincoln nahm noch einen Schluck aus der Flasche.
    »Auf Earl!« Sie legten sich gegenseitig den Arm um die Schultern und erhoben ihre Getränke über Earls letzter Ruhestätte. Bier und Wild Turkey spritzten auf das Grab. So ehrte Gatlin seine Gefallenen.
    »Jesus, hoffentlich werden wir nicht auch mal so.« Link verzog sich und ich folgte ihm. Seine Eltern schafften es immer wieder, ihn zu blamieren.
    »Warum können meine Eltern nicht so sein wie deine?«, murmelte er.
    »Meinst du, durchgeknallt oder tot? Nimm’s mir nicht übel, aber was den Geisteszustand angeht, kannst du dich nicht beschweren.«
    »Dein Vater ist nicht verrückt, jedenfalls nicht mehr als alle anderen hier auch. Es stört doch niemanden, wenn er im Schlafanzug herumläuft, weil seine Frau gestorben ist. Aber meine Eltern haben keine Entschuldigung. Bei denen ist einfach so ’ne Schraube locker.«
    »Wir werden nicht so wie sie. Du wirst ein berühmter Drummer in New York und ich werde – ach, keine Ahnung, jedenfalls jemand, der nichts mit Konföderiertenuniformen und Wild Turkey zu tun hat.« Es sollte zuversichtlich klingen, aber ich fragte mich, was von beidem unwahrscheinlicher war – dass Link ein berühmter Musiker würde oder dass ich jemals aus Gatlin herauskäme.
    An meiner Schlafzimmerwand hing immer noch die Landkarte, auf der sich dünne grüne Fäden zu den Orten spannten, über die ich in Büchern gelesen hatte und die ich irgendwann mal bereisen wollte. Mein ganzes Leben lang hatte ich über Straßen nachgedacht, die irgendwohin führten, nur weg von Gatlin. Dann hatte ich Lena kennengelernt, und plötzlich war es, als hätte es diese Landkarte nie gegeben. Ich hätte es wahrscheinlich überall ausgehalten, sogar hier, solange wir nur zusammen waren. Komisch, wie uninteressant die Karte war, jetzt wo ich sie am nötigsten gebraucht hätte.
    »Ich gehe lieber mal zu meiner Mutter rüber.« Ich sagte es, als wollte ich kurz in der Bibliothek vorbeischauen und sie in ihrem Archiv besuchen. »Du weißt schon.«
    Link klatschte mich ab. »Wir treffen uns später. Ich geh ’ne Weile spazieren.« Spazieren? Link ging nicht spazieren. Er wollte sich betrinken, sich an Mädchen ranmachen und sich wie so oft eine Abfuhr holen.
    »Was ist los? Du hältst doch nicht etwa nach der zukünftigen Mrs Wesley Jefferson Lincoln Ausschau?«
    Link fuhr sich mit der Hand durch seine strubbeligen blonden Haare. »Wenn’s nur so wäre. Ich weiß, ich bin ein Idiot, aber im Moment geht mir das eine Mädchen nicht aus dem Kopf.« Das eine Mädchen, das genau das falsche war. Was sollte ich dazu sagen? Ich konnte ein Lied davon singen, wie es war, in ein Mädchen verliebt zu sein, das nichts von einem wissen wollte.
    »Tut mir leid, Mann. Ich schätze, Ridley kann man nicht so einfach vergessen.«
    »Ja, und dass ich sie vorgestern Abend gesehen habe, hat es nicht grade besser gemacht.« Er schüttelte frustriert den Kopf. »Ich weiß, sie soll Dunkel sein und so weiter, aber ich werd das Gefühl nicht los, dass das zwischen uns mehr als nur eine Affäre war.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    Wir beide waren zwei armselige Loser. Ich bezweifelte zwar, dass Ridley es jemals ernst mit Link gemeint hatte, aber ich wollte nicht, dass er sich noch elender fühlte. Er erwartete ohnehin keine Antwort von mir.
    »Kannst du dich an all das Zeug erinnern, das du mir von Castern und Sterblichen erzählt hast, dass sie nicht zusammenkommen können, weil es den Sterblichen sonst umbringt?«
    Ich nickte. Ich dachte an so gut wie nichts anderes. »Ja, und?«
    »Wir sind uns mehr als nur einmal nahegekommen.« Er stieß die Fußspitze in den Boden und riss den perfekt gepflegten Rasen auf.
    »Ich will’s gar nicht so genau wissen.«
    »Schon gut. Was ich damit sagen will: Ich war nicht derjenige, der auf die Bremse getreten hat. Das war Rid. Ich dachte, sie würde sich nur so aus Spaß mit mir abgeben, mehr nicht.« Link lief auf und ab. »Aber wenn ich jetzt daran zurückdenke … Vielleicht hab ich mich ja getäuscht. Vielleicht wollte sie mir nur nicht wehtun.« Der Gedanke ging Link offensichtlich schon lange im Kopf herum.
    »Kann sein. Sie ist trotzdem eine Dunkle Caster.«
    Link zuckte mit den Schultern. »Ja, schon klar. Aber man wird doch noch träumen dürfen.«
    Ich wollte Link sagen, was sich gerade abspielte und dass Ridley und Lena sich vielleicht schon aus dem Staub gemacht hatten. Ich machte den Mund auf, aber ich sagte kein Wort. Falls Lena mich

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