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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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für die Opossums stehen lassen.
    Von Schinken-Apfel-Auflauf schienen Opossums nie genug zu bekommen.
    Trotzdem war es das Freundlichste, was Savannah seit letztem September zu mir gesagt hatte. Ich scherte mich zwar nicht darum, was sie von mir dachte, aber eigentlich war es doch ganz nett. Wenigstens eine Sache, die heute nicht ganz so beschissen war.
    »Danke.«
    Savannah setzte ihr falsches Lächeln auf und stöckelte davon, was nicht ganz leicht war, weil ihre hohen Absätze im Gras stecken blieben. Link lockerte seine Krawatte, die zerknittert und viel zu kurz war. Er hatte sie schon bei der Abschlussfeier der Sechsten getragen. Damals hatte er sich von zu Hause weggeschlichen mit einem T-Shirt an, auf dem stand: ICH BIN VON LAUTER IDIOTEN UMGEBEN . Vom Schriftzug zeigten Pfeile in alle Richtungen. Das beschrieb ziemlich genau meine jetzige Stimmung: umgeben von lauter Idioten.
    Und es kam noch schlimmer. Vielleicht tat es den Leuten leid, dass ich einen verrückten Vater und keine Mutter mehr hatte, und sehr wahrscheinlich hatten sie Angst vor Amma, jedenfalls schien ich Loretta West als der bedauernswertesten Person am Allerseelentag den Rang abgelaufen zu haben. Loretta war dreifache Witwe, ihr letzter Mann war gestorben, nachdem ihm ein Krokodil ein Loch in den Bauch gebissen hatte. Aber wenn es einen Wettbewerb gegeben hätte, wäre mir die blaue Siegerschleife so gut wie sicher gewesen. Ich merkte das an der Art, wie die Leute den Kopf schüttelten, wenn ich an ihnen vorbeiging. Was für ein Unglück, dass Ethan Wate keine Mutter mehr hat.
    Mit ebendiesem Kopfschütteln kam jetzt Mrs Lincoln auf mich zu. Du armer mutterloser und in die Irre geleiteter Junge s tand ihr ins Gesicht geschrieben. Link verzog sich blitzschnell, um nicht dabei zu sein, wenn sie ihr Ziel erreichte. »Ethan, ich wollte dir nur versichern, wie sehr deine Mutter uns allen fehlt.« Keine Ahnung, wen sie mit uns allen meinte – ihre Freundinnen in der TAR , die meine Mutter nicht ausstehen konnten, oder die Frauen, die im Snip & Curl saßen und sich das Maul darüber zerrissen, dass meine Mutter zu viele Bücher gelesen hatte und dass das natürlich zu keinem guten Ende führen konnte. Mrs Lincoln wischte sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Auge. »Sie war eine gute Frau. Weißt du, ich muss oft daran denken, wie gerne sie im Garten gearbeitet hat. Sie liebte es, im Freien zu sein, und pflegte ihre Rosen mit großer Hingabe.«
    »Ja, Ma’am.«
    Die einzige Arbeit, die meine Mutter je im Garten verrichtet hatte, war Cayennepfeffer über die Tomaten zu streuen, damit mein Vater dem Kaninchen, das die Stauden anknabberte, nicht den Garaus machte. Die Rosen waren allein Ammas Revier, das wusste jeder. Ich wünschte, Mrs Lincoln hätte das »mit großer Hingabe« Amma ins Gesicht gesagt. »Ich stelle mir vor, dass sie jetzt bei den Engeln ist, im schönen alten Garten Eden, und den Baum der Erkenntnis hegt und pflegt, zusammen mit den Cherubim und der …«
    Schlange?
    »Ich muss zu meinem Vater, Ma’am.« Ich musste schleunigst weg von hier, ehe der Blitz in Links Mutter fuhr – oder in mich, weil ich es ihr an den Hals wünschte.
    Ihre Stimme verfolgte mich. »Sag deinem Vater, dass ich ihm später einen meiner guten Schinken-Apfel-Aufläufe vorbeibringe.« Das war der endgültige Beweis. Die blaue Siegerschleife gehörte mir.
    Ich floh, so schnell ich konnte, aber an Allerseelen gab es kein Entrinnen. Kaum war man einem entsetzlichen Verwandten oder Nachbarn entkommen, traf man wenige Schritte weiter unweigerlich auf den nächsten. Oder, wie in diesem Fall, auf Links nicht minder entsetzlichen Vater.
    Mr Lincoln stand neben Tom Watkins und legte ihm den Arm um die Schulter. »Earl war von uns allen der Beste. Er hatte die schönste Uniform, die beste Kampfaufstellung …« Links angesäuselter Vater unterdrückte ein Schluchzen. »Und er hat die beste Munition gemacht.« Zufälligerweise war Big Earl gestorben, als er gerade diese Munition hergestellt hatte, und Mr Lincoln hatte ihn als Anführer der Kavallerie beerbt, wenn jedes Jahr die Schlacht von Honey Hill nachgestellt wurde. Gegen seine Schuldgefühle hatte er eine Flasche Whiskey dabei.
    »Ich wollte mein Gewehr mitbringen und für Earl eine Ehrensalve schießen, wie es sich gehört, aber die Verdammte Doreen hat es versteckt.« Doreen war Ronnie Weeks’ Frau, auch bekannt als Verdammte Doreen oder kurz VD , weil er sie zeit seines Lebens so genannt hatte. Mr

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