Eine Unheilvolle Liebe
Vater dir verheimlicht hat.«
Macons schwarze Augen wurden noch dunkler, als sie seinen Vater erwähnte. »Ich habe meinen Vater seit Jahren nicht gesehen. Nicht seit …« Er wollte es nicht laut aussprechen. Er hatte seinen Vater nicht mehr gesehen, seit Silas ihn dazu gebracht hatte, sich von Lila zu trennen. Silas mit seinen verqueren Ansichten, mit seiner Borniertheit, mit der er Sterblichen und Castern gleichermaßen begegnete. Aber von all dem sagte Macon nichts. Er wollte es ihr nicht noch schwerer machen. »Nicht seit der Verwandlung.«
»Es gibt etwas, das du wissen musst.« Lila sprach ganz leise, als könne man das, was sie zu sagen hatte, nur im Flüsterton ertragen. »Abraham lebt.«
Ihnen blieb keine Zeit zu reagieren. Sie hörten ein Sirren und dann nahm jemand in der Dunkelheit Gestalt an.
»Bravo. Sie ist schlauer, als ich dachte. Das also ist Lila.« Abraham klatschte laut Beifall. »Es war ein taktischer Fehler von mir, aber deine Schwester wird ihn mit Leichtigkeit korrigieren können. Meinst du nicht auch, Macon?«
Macon kniff die Augen zusammen. »Sarafine ist nicht meine Schwester.«
Abraham nestelte an den Schnüren seiner Schleife, die er um den Hemdkragen trug. Mit seinem weißen Bart und in seinem hellen Sonntagsanzug sah er eher wie ein vornehmer Südstaaten-Colonel aus und nicht wie das, was er wirklich war – ein Mörder.
»Aber, aber, kein Grund, ruppig zu werden. Schließlich ist Sarafine die Tochter deines Vaters. Es ist eine Schande, dass ihr beiden nicht miteinander auskommt.« Abraham ging lässig auf Macon zu. »Weißt du, ich habe immer gehofft, dass sich einmal eine Gelegenheit zu einem netten Plausch ergibt. Ich bin sicher, wenn wir erst miteinander gesprochen haben, dann wirst du verstehen, welchen Platz du in der Ordnung der Dinge innehast.«
»Ich kenne meinen Platz. Ich habe meine Wahl getroffen und mich schon vor langer Zeit dem Lichten verschrieben.«
Abraham lachte laut auf. »Als ob das möglich wäre. Du bist von Natur aus ein Dunkler Caster, ein Inkubus. Deine lächerliche Verbindung mit den Lichten Castern, die auf der Seite der Sterblichen stehen, ist völlig unangebracht. Du gehörst zu uns, zu deiner Familie.« Abraham richtete seinen Blick auf Lila. »Und wofür das alles? Für eine Sterbliche, mit der du niemals zusammen sein kannst. Für eine Frau, die mit einem anderen Mann verheiratet ist.«
Lila wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Macon hatte seine Wahl nicht nur ihretwegen getroffen, sie war allenfalls einer der Gründe dafür. Sie blickte Abraham ins Gesicht und nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Wir werden einen Weg finden, um all dem ein Ende zu machen. Caster und Sterbliche sollten zu mehr in der Lage sein, als nur nebeneinanderher zu leben.«
Abrahams Miene veränderte sich. Sein Gesicht lief rot an und er sah mit einem Mal nicht mehr aus wie ein alternder Gentleman aus den Südstaaten. Das Lächeln, mit dem er Macon bedachte, war verschlagen und böse. »Dein Vater und Hunting – wir hatten gehofft, dass du so wirst wie wir. Ich habe Hunting gewarnt: Brüder sind oft eine Enttäuschung. Genau wie Söhne.«
Macon warf den Kopf herum. Sein Gesichtsausdruck glich nun dem Abrahams. »Ich bin niemandes Sohn.«
»Und ich kann es auf keinen Fall zulassen, dass du oder diese Frau sich in unsere Pläne einmischt. Es ist ein Unglück, in der Tat. Du hast dich von deiner Familie abgewandt, weil du dich in diese wertlose Sterbliche verliebt hast, und gerade darum wird sie sterben.« Abraham verschwand und nahm direkt vor Lila wieder Gestalt an. »Nun gut.« Er öffnete den Mund und entblößte seine blitzenden Zähne.
Lila schrie auf und hielt schützend die Arme vor den Kopf. Hilflos wartete sie auf den Biss, der niemals kam. Denn Macon hatte sich pfeilschnell zwischen sie und Abraham gestellt. Lila spürte sein Gewicht, als er sie packte und wegstieß. »Lila, lauf!«
Einen Augenblick lang war sie wie gelähmt. Die beiden Männer gingen in einer Heftigkeit aufeinander los, wie sie es noch nie erlebt hatte. Es klang, als würde sich die Erde selbst in Stücke reißen. Lila sah noch, wie Macon Abraham zu Boden schleuderte und aus tiefster Kehle einen lauten Schrei ausstieß, ehe sie davonrannte.
Der Himmel drehte sich um mich, so als hätte jemand die Rückspul-Taste gedrückt. Anscheinend sagte Liv gerade etwas zu mir, denn ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten, aber ich verstand die Worte nicht.
Ich schloss die Augen. Abraham
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