Eine Unheilvolle Liebe
vor.«
Wir schlichen, dicht an die Felswand gedrängt, weiter und folgten dem Mondstrahl. Als wir hinter einem Gesteinsvorsprung hervortraten, schlug uns grelles Licht entgegen. Es kam von einem Scheiterhaufen in der Mitte der Höhle, goldene Flammen züngelten an einer Pyramide aus gefällten Bäumen. Obenauf schwebte eine Steinplatte, die an einen Maya-Altar erinnerte und an unsichtbaren Seilen zu hängen schien. Verwitterte Stufen führten zum Altar hinauf. An die Felswand dahinter war der gewundene Kreis gezeichnet, den auch alle Dunklen Caster als Körperbemalung trugen.
Oben auf dem Altar lag Sarafine, so wie sie es schon im Wald getan hatte. Sonst war allerdings alles anders. Mondlicht fiel herein und beschien sie, strahlte von ihr in alle Richtungen aus, als würde es von einem Prisma reflektiert. Sie schien das Licht jenes Mondes zu sammeln, den sie vor der Zeit herbeirief – Lenas Siebzehnten Mond. Sarafines goldfunkelndes Kleid sah aus, als wäre es aus tausend glitzernden Metallplättchen zusammengenäht.
»Was für ein Anblick«, hauchte Liv.
Sarafine befand sich in einer Art Trance. Ihr Körper schwebte etwa eine Handbreit über dem Stein, das Kleid fiel rechts und links wie ein Wasserfall über den Altar. Sie schien unfassbar viel Energie in sich zu vereinen.
Am Fuße der brennenden Pyramide stand Larkin. Ich sah, wie er zu den Steinstufen ging.
Wie er zu Lena ging.
Sie lag zusammengesunken auf der steinernen Treppe, die Hände den Flammen zugewandt, die Augen geschlossen. Ihr Kopf ruhte in John Breeds Schoß. Sie schien bewusstlos zu sein.
John Breed wirkte verändert. Sein Blick war leer, als wäre auch er in Trance.
Lena zitterte. Sogar von meinem Versteck aus spürte ich die beißende Kälte, die das Feuer ausstrahlte. Ein Kreis Dunkler Caster umringte das Feuer. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber ihre gespenstisch gelben Augen wiesen sie als das aus, was sie waren.
Lena! Hörst du mich?
Sarafine riss die Augen auf. Die Caster stimmten im Chor einen Sprechgesang an.
Ich brauchte die Worte nicht zu verstehen, um zu begreifen, was vor sich ging. Sarafine berief den Siebzehnten Mond, damit Lena sich entschied, solange sie unter dem Einfluss der Dunklen Caster stand. Oder unter der Last ihrer Schuld, was für sich genommen schon ein Dunkler Bann war.
»Was treiben die da?«, fragte Link wispernd.
»Sarafine bietet ihre ganze Kraft auf, um die Energie des Dunklen Feuers und ihre eigene auf den Mond zu lenken.« Liv schaute gebannt auf das, was vor sich ging, wie um sich jede Einzelheit einzuprägen und für die Nachwelt aufzuzeichnen. Die Hüterin in ihr hatte wieder die Oberhand gewonnen.
Vexe flatterten so wild durch die Höhle, als ob sie die Felswände zum Einsturz bringen wollten, wie eine Spirale schraubten sie sich in die Höhe, wurden stärker und größer.
»Wir müssen da rein«, flüsterte ich. Liv nickte und Link nahm Ridley an der Hand.
Wir schlichen weiter, hielten uns dabei immer im Schatten, bis wir auf dem nassen, sandigen Höhlenboden angekommen waren. Der Chor hatte aufgehört zu skandieren, die Caster waren in Schweigen erstarrt und blickten auf Sarafine und den Scheiterhaufen, als läge ein lähmender Bann auf ihnen.
»Was jetzt?« Link war blass geworden.
Eine Gestalt trat in die Mitte des Kreises. Ich musste nicht lange raten, wer es war, denn er trug denselben hellen Sonntagsanzug und die Schleife, die er in den Visionen getragen hatte. In seinem eleganten Aufzug wirkte er zwischen den Dunklen Castern und den wirbelnden Vexen irgendwie fehl am Platz.
Es war Abraham, der einzige Inkubus, der Macht genug hatte, so viele Vexe zu versammeln. Hinter ihm standen Larkin und Hunting. Sämtliche Inkubi in der Höhle sanken auf die Knie. Abraham blieb in dem Spiralwirbel stehen und breitete die Arme aus. »Es ist Zeit.«
Lena! Wach auf!
Die Flammen des Scheiterhaufens loderten höher. Auf den Stufen richtete John Breed Lena behutsam auf.
L! Lauf weg!
Lena hob den Kopf, reagierte aber nicht auf meine Rufe. Ich war mir nicht sicher, ob sie überhaupt etwas hörte. Ihre Bewegungen waren fahrig, so als wüsste sie nicht, wo sie sich befand.
Abraham streckte die Hand nach John aus und bewegte sie langsam nach oben. John zuckte zusammen, dann nahm er Lena in die Arme und stand, wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen, auf.
Lena!
Lenas Kopf fiel zur Seite und sie schloss die Augen wieder. John trug sie die Stufen hinauf. Von seiner Großspurigkeit war nichts
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