Eine Unheilvolle Liebe
zwischen die Hälften ihres Cheeseburgers.
»Wer?«
»Die Schwestern.« Noch einen Zwiebelring.
»Nein. Sie sind wirklich Schwestern.«
»Verstehe.« Sie legte die Hälften des Cheeseburgers wieder zusammen.
»Das bezweifle ich.«
Sie nahm den Burger und biss hinein. »Ertappt.« Wir fingen wieder an zu lachen, deshalb hörte ich auch nicht, wie Mr Gentry hinter uns auftauchte.
»Habt ihr genug zu essen?«, fragte er und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab.
Ich nickte. »Ja, Sir.«
»Wie geht’s deiner Freundin?« Er fragte so, als hoffte er, ich sei inzwischen zur Vernunft gekommen und hätte Lena zum Teufel gejagt.
»Ähm, gut, Sir.«
Er nickte enttäuscht und ging wieder zum Tresen zurück. »Sag Amma einen schönen Gruß von mir.«
»Ich nehme an, er mag deine Freundin nicht.« Es war eine Frage, aber ich wusste Liv nichts darauf zu antworten. War ein Mädchen noch deine Freundin, wenn es mit einem anderen davonfuhr? »Wenn ich mich nicht täusche, hat Professor Ashcroft sie mal erwähnt.«
»Lena. Meine … sie heißt Lena«, sagte ich und hoffte, dass man mir nicht ansah, wie unbehaglich ich mich fühlte. Aber Liv schien nichts zu bemerken.
Sie nippte an ihrem Tee. »Wahrscheinlich treffe ich sie demnächst mal in der Bibliothek.«
»Ich weiß nicht, ob sie in die Bibliothek kommen wird. In letzter Zeit sind die Dinge ein bisschen … schwierig.« Ich wusste selbst nicht, warum ich das sagte. Ich kannte Liv ja kaum. Aber es tat gut, es einmal laut auszusprechen. Mein Magen entkrampfte sich ein wenig.
»Ich bin sicher, alles wird gut. Zu Hause hab ich mich auch ständig mit meinem Freund gestritten«, sagte Liv unbeschwert; offenbar wollte sie, dass ich mich wieder besser fühlte.
»Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«
Liv fuchtelte in der Luft herum und die merkwürdige Uhr schlackerte an ihrem Handgelenk. »Ach, wir haben uns getrennt. Er war ein Idiot. Ich glaube, es hat ihm nicht gepasst, dass seine Freundin schlauer ist als er.«
Ich wollte nicht mehr über Freundinnen und Exfreundinnen reden. »Wozu ist dieses Ding eigentlich gut?« Ich nickte in Richtung Uhr oder was auch immer es war.
»Das?« Liv streckte den Arm über den Tisch, damit ich die klobige schwarze Uhr besser sehen konnte. Sie hatte drei Skalen und eine dünne silberne Nadel, die auf einem Rechteck mit lauter Zickzacklinien angebracht war. Das Ding sah aus wie einer dieser Apparate, mit denen man die Stärke von Erdbeben misst. »Das ist ein Selenometer.«
Ich sah Liv verständnislos an.
»Von Selene, der griechischen Göttin des Mondes. Und Metron heißt Maß im Griechischen.« Sie lächelte. »Dein Griechisch ist wohl etwas eingerostet?«
»Kann man so sagen.«
»Das Selenometer misst die Anziehungskraft des Mondes.« Sie drehte vorsichtig an einem Rädchen. Auf der Anzeige erschienen Zahlen.
»Warum interessierst du dich für die Anziehungskraft des Mondes?«
»Ich bin Hobby-Astronomin und am meisten fasziniert mich der Mond. Er übt eine unglaubliche Wirkung auf die Erde aus. Du weißt schon, Gezeiten und so. Deshalb habe ich das Selenometer gebaut.«
Fast hätte ich meine Cola wieder ausgespuckt. »Du hast es gebaut? Im Ernst?«
»Schau nicht so beeindruckt. So schwierig war das gar nicht.« Liv wurde rot, ich hatte sie verlegen gemacht. Sie nahm noch eine Fritte. »Diese Chips sind wirklich hervorragend.«
Ich versuchte, mir vorzustellen, wie Liv in der englischen Variante des Dar-ee Keen saß und über einem Berg von Pommes die Anziehungskraft des Mondes ausrechnete. Es war schöner, als sich Lena auf dem Sitz von John Breeds Harley vorzustellen. »Erzähl mir von deinem Gatlin. Wo man die Pommes beim falschen Namen nennt.« Ich war niemals weiter als bis nach Savannah gekommen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es war, in einem anderen Land zu leben.
»Mein Gatlin?« Die roten Flecken in ihrem Gesicht verschwanden allmählich.
»Wo du herkommst.«
»Ich komme aus einer Stadt nördlich von London, aus Kings Langley.«
»Noch nie gehört.«
»Das liegt in Herfordshire.«
»Sagt mir immer noch nichts.«
Sie biss in ihren Cheeseburger. »Vielleicht hilft dir das weiter: Es ist der Ort, in dem Ovomaltine erfunden wurde. Du weißt schon, das Getränk?« Sie seufzte. »Du rührst das Pulver in Milch und dann wird ein Kakao mit Malzgeschmack daraus.«
Ich riss die Augen auf. »Meinst du Schokomilch? So was wie Nesquik?«
»Genau. Es schmeckt toll. Du solltest es mal
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