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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Kuchendoktors Kochbuch warten lassen. Bist du so weit?«
    »Carolina«, verbesserte ich automatisch.
    »Hab ich doch gesagt.«
    Zwei Stunden später hatten wir die meisten Bücher ausgeliefert und waren sowohl an der Jackson High als auch am Stop&Steal vorbeigefahren. Als wir das Kriegsdenkmal auf dem General’s Green umrundeten, wurde mir klar, warum Marian so versessen darauf gewesen war, dass ich in der Bibliothek arbeitete, obwohl sie fast nie Besucher hatte und gar keine Aushilfe im Sommer brauchte. Sie hatte von vornherein geplant, dass ich als Gleichaltriger den Fremdenführer für Liv spielen würde. Es war mein Job, ihr den See und das Dar-ee Keen zu zeigen und ihr zu erklären, was die Gatliner wirklich meinten, wenn sie etwas sagten. Es war mein Job, ihr Freund zu sein.
    Ich fragte mich, was Lena davon halten würde. Falls sie es überhaupt zur Kenntnis nahm.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum hier, mitten in der Stadt, die Statue eines Generals aus einem Krieg steht, den der Süden verloren hat und der für euer Land noch immer beschämend ist.« Natürlich verstand sie das nicht.
    »Hierzulande hält man die Gefallenen in Ehren. Sie haben sogar ein eigenes Museum.« Dass es vor ein paar Monaten auch der Schauplatz des Selbstmordversuchs meines Vaters gewesen war, in den ihn Ridley getrieben hatte, sagte ich natürlich nicht.
    Ich saß am Steuer des Volvo und warf Liv von der Seite einen Blick zu. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wann zum letzten Mal ein Mädchen außer Lena auf dem Beifahrersitz gesessen hatte.
    »Du bist ein grottenschlechter Fremdenführer.«
    »Das ist eben Gatlin. Hier gibt’s nicht viel zu sehen.« Ich schaute in den Rückspiegel. »Oder zumindest nicht viel, das ich dir zeigen möchte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ein guter Fremdenführer weiß, was er zeigt und was er besser nicht zeigt.«
    »Ich muss mich korrigieren. Du bist ein grottenschlechter Fremdenirreführer.« Sie zog ein Gummiband aus ihrer Tasche.
    »Also bin ich so etwas wie ein Ent-Führer?« Es war ein dämlicher Witz, eine Spezialität von mir.
    »Im Großen und Ganzen überzeugen mich weder deine Kalauer noch deine Fremdenführer-Philosophie.« Sie flocht ihre blonden Haare zu zwei Zöpfen, von der Hitze waren ihre Wangen gerötet. Sie war nicht an die Schwüle hier in South Carolina gewohnt.
    »Was willst du denn sehen? Sollen wir hinter der alten Baumwollspinnerei neben der Route 9 auf Blechdosen schießen? Oder Pennys auf die Eisenbahnschienen legen, damit sie platt gedrückt werden? Oder den Fliegen folgen bis zum Essen-auf-eigene-Gefahr-Dreckloch, das wir Dar-ee Keen nennen?«
    »Ja. Am besten alles davon, aber besonders das Letzte. Ich bin nämlich am Verhungern.«
    Liv legte den letzten Leihschein auf eines von zwei Häufchen vor sich auf dem Tisch. »… sieben, acht, neun. Das heißt, ich habe gewonnen und du hast verloren. Nimm die Finger weg von diesen Chips, die gehören jetzt mir.« Sie zog meine Chili-Pommes auf ihre Seite des roten Plastiktisches.
    »Chips? Du meinst Fritten.«
    »Egal, bei Wettschulden verstehe ich keinen Spaß.«
    Auf ihrer Seite des Tisches befanden sich schon Zwiebelringe, ein Cheeseburger, Ketchup, Mayonnaise und mein gesüßter Tee. Ich wusste genau, welche Seite des Tisches meine und welche ihre war, denn Liv hatte mit Pommes eine Linie wie die Chinesische Mauer zwischen unseren Hälften gezogen.
    »Gute Zäune, gute Nachbarn.«
    Das kam in einem Gedicht vor, das wir einmal in der Schule gelernt hatten. »Walt Whitman.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Robert Frost. Finger weg von meinen Zwiebelringen.«
    Das Gedicht hätte ich kennen müssen. Wie oft hatte Lena Frosts Gedichte zitiert oder sie in ihre eigenen verwoben.
    Wir waren zum Mittagessen ins Dar-ee Keen gegangen; es lag an der Straße, in der wir die beiden letzten Päckchen abgeliefert hatten – an Mrs Ipswich ( Schritt für Schritt zum geregelten Stuhlgang ) und an Mr Harlow ( Die beliebtesten Pin-up-Girls im Zweiten Weltkrieg ), dessen Bestellung wir seiner Frau geben mussten, weil er selbst nicht zu Hause war. Da erst verstand ich, weshalb die Bücher in braunes Papier eingeschlagen waren.
    »Ich komm einfach nicht darüber hinweg.« Ich zerknüllte meine Papierserviette. »Wer hätte gedacht, dass es in Gatlin so romantisch zugeht?« Ich hatte gewettet, dass sich vor allem Erbauungsliteratur in den Päckchen befand, Liv hatte gewettet, dass es Liebesgeschichten waren. Ich hatte verloren –

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