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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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mochte.
    Wir hatten den Fuß der Treppe erreicht.
    »Was jetzt?« Link hob die auf dem Boden liegende Taschenlampe auf und richtete sie auf die Säule in seiner unmittelbaren Nähe. Die Fratze eines steinernen Greifen starrte uns an. Link ließ die Taschenlampe sinken. Jetzt flimmerte ihr Schein über einen Gargoyle, der seine spitzen Zähne fletschte. »Wenn das eine Bibliothek ist, dann möchte ich lieber nicht wissen, wie es in einem Caster-Gefängnis aussieht.«
    Ich hörte das Zischen aufflackernder Flammen. »Warte einen Moment.«
    Ein Licht nach dem anderen entzündete sich, bis alle Fackeln in dem kreisrunden Raum brannten. Erst jetzt sah man die langen Reihen behauener Säulen, um deren Sockel sich grimmige Fabelwesen wanden, einige davon Kreaturen der Caster, andere aus der Welt der Sterblichen.
    Link erschauderte. »Heilige Scheiße …!«
    Ich berührte ein qualvoll verzerrtes Frauenantlitz in einem steinernen Flammenkranz. Link fuhr mit der Hand über ein aufgerissenes Maul mit kräftigen Fangzähnen. »Schau dir diesen Hund an«, sagte er. »Der sieht aus wie Boo.« Erst auf den zweiten Blick merkte er, dass es das Gesicht eines Mannes war. Hastig zog er die Hand wieder weg.
    Eine der Säulen war so behauen, dass der Stein aussah wie wirbelnder Rauch. Aus den Windungen und Wülsten tauchte ein Gesicht auf, das mir irgendwie bekannt vorkam, aber schwer zu beschreiben war. Es schien gegen den Stein zu kämpfen, sich von ihm losmachen und auf mich zukommen zu wollen. Einen Moment lang dachte ich sogar, dass die Lippen sich bewegten, um mir etwas zuzuflüstern.
    Ich wich zurück. »Was zum Teufel ist das?«
    »Was denn?« Link stand neben mir und starrte die Säule an, die jetzt nichts als eine schlichte Säule war, geschmückt mit Wellenlinien und Kreisen. Das Gesicht war von den Mustern verschluckt worden, als sei es in den Wellen eines Ozeans versunken. »Vielleicht sollen diese Kringel das Meer darstellen? Oder Rauch, der von einem Feuer aufsteigt. Ist doch auch egal, oder?«
    »Vergiss es«, sagte ich zu Link. Aber ich konnte es nicht vergessen, auch wenn ich nicht richtig verstand, was ich gesehen hatte. Ich kannte dieses Gesicht. Ich hatte es schon einmal an einem anderen Ort gesehen. Der Raum war gespenstisch, er warnte uns, dass die Welt der Caster ein dunkler Ort war, egal auf welcher Seite man stand.
    Immer mehr Fackeln begannen zu brennen und nun waren die langen Reihen mit Büchern und Handschriften und Caster-Schriftrollen zu sehen. Von der Rotunde, in deren Mitte wir standen, breiteten sie sich nach allen Seiten aus wie die Speichen eines Rades und verschmolzen mit der fernen Dunkelheit. Die letzte Fackel entzündete sich und warf einen Lichtschein auf den geschwungenen Mahagonischreibtisch, an dem jetzt eigentlich Marian hätte sitzen müssen.
    Doch der Platz war leer. Marian hatte zwar gesagt, die Lunae Libri sei ein Ort uralter Magie und weder Licht noch Dunkel, aber ohne Marian kam mir die Bibliothek ziemlich Dunkel vor.
    »Hier ist niemand«, seufzte Link enttäuscht.
    Ich nahm eine Fackel von der Wand und gab sie ihm, ich selbst nahm eine zweite. »Sie sind hier unten.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben.«
    Ich marschierte zwischen den Bücherregalen hindurch, als wüsste ich genau, wo es langging. Es roch nach borkigen, zerbröckelnden Buchrücken und nach uralten Schriftrollen, die verstaubten Eichenbretter bogen sich unter dem Gewicht der Bücher, die Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Jahren alt waren. Ich leuchtete mit der Fackel auf das Regal neben mir. Klauenfüße – wie man mit Zehenzauber die Haarpracht junger Mädchen mehrt. Kauderwelsch und Zungenbann. Karamellkonfekt und andere zerschmelzende Zaubereien . Offensichtlich befanden wir uns beim Buchstaben K.
    Link streckte die Hand nach einem Buch aus. » Vernichtung der Sterblichen. Kompendium. Das ist falsch eingeordnet, es gehört in die Abteilung V.«
    »Fass es nicht an, du verbrennst dir sonst die Finger«, warnte ich ihn. Das wusste ich aus eigener schmerzhafter Erfahrung, weil ich einmal so dumm gewesen war, das Buch der Monde zu berühren.
    »Sollten wir das Ding nicht wenigstens verstecken oder so? Vielleicht hinter dem Buch über Karamellkonfekt?«, schlug Link vor.
    Wir waren noch keine zehn Schritte gegangen, als ich ein Lachen hörte. Es war unverkennbar das Lachen eines Mädchens, das von den wuchtigen Steinmauern zurückgeworfen wurde. »Hörst du das?«
    »Was denn?« Link fuchtelte so

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