Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
ungeschickt mit seiner Fackel herum, dass er beinahe einen Stapel Schriftrollen in Brand gesteckt hätte.
    »Vorsicht! Hier unten gibt es keine Notausgänge.«
    Wir kamen an eine Art Kreuzung zwischen den Bücherregalen, und da war es wieder, das melodische Lachen. Es klang schön und vertraut; ich fühlte mich irgendwie sicher, wenn ich es hörte, und die Umgebung, in der ich mich befand, kam mir gleich etwas weniger fremdartig vor. »Da lacht ein Mädchen.«
    »Vielleicht ist es Marian. Sie ist ein Mädchen.« Ich sah Link an, als wäre er verrückt geworden, aber er zuckte nur die Schultern. »Na ja, irgendwie schon.«
    »Das ist nicht Marian.« Ich machte ihm ein Zeichen, dass er die Ohren spitzen sollte, aber das Lachen war nicht wieder zu hören. Wir schlugen die Richtung ein, aus der es gekommen war. Der Weg machte eine Biegung, und plötzlich standen wir vor einer Rotunde, die fast genauso aussah wie der kreisrunde Raum am Eingang der Bibliothek.
    »Meinst du, es sind Lena und Ridley?«
    »Ich weiß es nicht. Da entlang.« Das Lachen war wie ein flüchtiger Hauch, trotzdem wusste ich, zu wem es gehörte. Irgendwie war ich immer davon überzeugt gewesen, ich könnte Lena finden, egal wo sie sich gerade aufhielt. Ich konnte es nicht erklären, aber ich wusste, dass es so war.
    Und es war ja auch irgendwie logisch. Wenn unsere Verbindung so stark war, dass wir die gleichen Träume träumten und uns ohne zu sprechen miteinander unterhalten konnten, weshalb sollten wir dann nicht auch spüren können, wo sich der andere gerade befand? Es war so, als würde man von der Schule oder einem anderen Ort, den man genau kennt, nach Hause fahren. Gerade eben ist man vom Parkplatz weggefahren, und plötzlich biegt man in die Auffahrt zu seinem Haus ein, aber wie man hergekommen ist, daran erinnert man sich beim besten Willen nicht mehr.
    Lena war mein Ziel. Ich war immer auf dem Weg zu ihr, auch dann, wenn ich woandershin unterwegs war. Sogar dann, wenn sie nicht auf dem Weg zu mir war.
    »Noch ein bisschen weiter.«
    Hinter der nächsten Biegung befand sich ein efeuüberwachsener Gang. Ich hielt meine Fackel hoch, woraufhin sich eine Messinglaterne inmitten des dichten Blätterwerks von selbst entzündete. »Sieh mal.« Der Lichtschein der Laterne erhellte die Umrisse einer rankenüberwucherten Tür. Ich tastete mich an der Wand entlang, bis ich das kalte Eisen des Türriegels fühlte. Er hatte die Form eines Halbmonds. Eines Caster-Monds.
    Wieder hörte ich das Lachen, lauter diesmal. Von wem sonst sollte es kommen, wenn nicht von Lena? Es gibt ein paar Sachen, die man als Freund eines Mädchens einfach weiß. Ich kannte L. Und mein Herz führte mich nicht in die Irre. Aber es klopfte mir bis zum Hals.
    Ich stieß die Tür auf, sie war schwer und ächzte. Vor mir lag ein schmuckvolles Arbeitszimmer. An der gegenüberliegenden Wand stand ein riesiges Himmelbett, auf dem ein Mädchen lag und in ein kleines rotes Notizbuch schrieb.
    »L!«
    Das Mädchen blickte überrascht auf.
    Aber es war nicht Lena, sondern Liv.

Untiefen

15.6.
    Der erste Augenblick verstrich quälend langsam und still, ehe die Verwirrung sich in einem lärmenden Durcheinander Bahn brach. Link schrie auf Liv ein, die auf mich einschrie, und ich schrie auf Marian ein, die wartete, bis wir alle aufgehört hatten zu schreien.
    »Was tust du hier?«
    »Warum habt ihr mich auf dem Jahrmarkt allein zurückgelassen?«
    »Was hat sie hier zu suchen, Tante Marian?«
    »Kommt rein.« Marian zog die getäfelte Tür weit auf und trat einen Schritt beiseite, um uns hineinzulassen. Hinter mir fiel die Tür wieder ins Schloss, und ich hörte, wie sich der Riegel von allein zuschob. Ich verspürte einen Anflug von Angst, ein Gefühl der Platznot, was unsinnig war, denn der Raum war alles andere als klein. Trotzdem fühlte ich mich beengt. Es war drückend hier drinnen, und ich kam mir vor, als wäre ich in etwas sehr Privates eingedrungen, in das Schlafzimmer eines anderen. So wie das Lachen kam mir auch der Raum bekannt vor, obwohl ich noch nie hier gewesen war. Genauso war es mir auch mit dem Gesicht in der Säule ergangen.
    »Wo sind wir hier?«
    »Eins nach dem anderen, EW . Ich beantworte euch eine Frage, dann beantwortet ihr mir meine.«
    »Was macht Liv hier?« Ich wusste selbst nicht genau, warum ich so wütend war. War denn niemand, den ich kannte, ein ganz normaler Mensch? Musste jeder ein geheimes Leben führen?
    Liv wirkte gereizt und stand vom Bett auf.

Weitere Kostenlose Bücher