Eine Unheilvolle Liebe
hat, nachdem er sich verwandelt hatte?« Macon zögerte, dann sagte er: »Er hat sie in Stücke gerissen.«
Er warf den Kopf zurück, seine goldgelben Augen leuchteten in scharfem Kontrast zu seinen eigenartigen schwarzen Pupillen. Es sah aus, als ob sich Zwillingssonnen verfinsterten.
Plötzlich wandte er sich von Jane ab. »Vergiss das nicht, Ethan. Die Dinge sind nie das, was sie zu sein scheinen.«
Ich schlug die Augen auf, aber alles war verschwommen. Erst als sich der Nebel verzogen hatte, sah ich die gewölbte Decke des Arbeitszimmers über mir.
» Das war unheimlich, Mann. Mindestens so gruselig wie der Exorzist. « Link schüttelte fassungslos den Kopf.
Ich streckte den Arm aus und Link half mir aufzustehen. Mein Herz raste wie verrückt. Ich vermied es, Liv anzusehen. Bei den Visionen waren bisher nur Lena und Marian dabei gewesen. Dass diesmal Liv alles miterlebt hatte, behagte mir ganz und gar nicht. Jedes Mal wenn ich sie ansah, musste ich daran denken, wie ich in das Zimmer gekommen war und sie für Lena gehalten hatte.
Liv setzte sich benommen auf. »Professor Ashcroft, Sie haben mir von diesen Visionen erzählt, aber ich hätte nie geglaubt, dass sie so echt … so physisch sind.«
»Du hättest nicht mitkommen dürfen«, sagte ich wütend. Für mich war es wie ein Betrug an Macon, dass ich Liv in sein Leben mit hineingenommen hatte.
»Warum nicht?« Sie rieb sich die Augen.
»Weil du das, was du gesehen hast, vielleicht gar nicht sehen solltest.«
»Was ich in einer Vision sehe, ist nicht identisch mit dem, was du siehst. Du bist kein Hüter. Nimm’s mir nicht übel, aber du hast keine Übung darin.«
»Weshalb sagst du ›nimm’s mir nicht übel‹, wenn du mich im gleichen Atemzug beleidigst?«
»Es reicht.« Marian sah uns erwartungsvoll an. »Nun sagt schon, was ist passiert?«
Liv hatte natürlich recht. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was die Vision bedeuten sollte, außer dass Inkubi genauso wenig mit Sterblichen zusammen sein konnten wie Caster. »Ich habe Macon mit einem Mädchen gesehen, und es war die Rede davon, dass er ein Blut-Inkubus werden würde.«
»Macon befand sich gerade im Zustand der Transformation«, korrigierte mich Liv triumphierend. »Es schien sich um eine äußerst kritische Phase zu handeln. Ich weiß nicht, weshalb wir gerade diesen Augenblick miterlebt haben, aber es hat ganz sicher eine Bedeutung.«
»Täuscht ihr euch auch nicht? Vielleicht habt ihr nicht Macon, sondern seinen Bruder Hunting gesehen?«, fragte Marian.
»Nein«, antworteten wir beide wie aus einem Mund. An Liv gerichtet, fügte ich hinzu: »Macon war ganz anders als Hunting.«
Liv dachte einen Moment lang nach, dann nahm sie ihr Notizbuch, das auf dem Bett lag. Sie kritzelte etwas hinein und klappte es wieder zu.
Großartig. Noch ein Mädchen mit Notizbuch.
»Wisst ihr was?«, sagte ich. »Ihr seid die Fachleute. Ich überlasse es euch beiden herauszufinden, was es damit auf sich hat. In der Zwischenzeit mache ich mich auf die Suche nach Lena, bevor Ridley und ihr Freund sie zu etwas anstiften, was ihr später leidtut.«
»Willst du damit sagen, Lena tut, was Ridley will? Das ist ausgeschlossen, Ethan. Lena ist eine Naturgeborene. Einer Sirene wird es nicht gelingen, sie ihrem Willen zu unterwerfen.«
Marian tat die Vorstellung rundweg ab, aber sie wusste ja nichts von John Breed.
»Und wenn jemand Ridley dabei geholfen hat?«
»Wer sollte ihr geholfen haben?«
»Ein Inkubus zum Beispiel, dem das Tageslicht nichts ausmacht, oder ein Caster, der die gleichen Kräfte wie Macon hat und raumwandeln kann. Ich habe keine Ahnung, was genau er ist.« Es war vielleicht nicht die schlaueste Erklärung, aber wie sonst sollte ich John Breed beschreiben?
»Ethan, du musst dich irren. In den Aufzeichnungen gibt es weder einen Inkubus noch einen Caster, der solche Fähigkeiten in sich vereint.« Wie zum Beweis zog Marian ein Buch aus dem Regal.
»Jetzt gibt es ihn. Er heißt John Breed.« Wenn Marian nicht wusste, was John war, dann würden ihr auch die Bücher nicht weiterhelfen.
»Wenn deine Beschreibung von ihm stimmt, und ich muss gestehen, es fällt mir schwer, das zu glauben, dann frage ich mich, wozu er noch alles imstande ist.«
Ich warf Link einen Blick zu. Er spielte mit der Kette, an der sein Geldbeutel hing. Wir beide dachten das Gleiche. »Ich muss Lena finden«, sagte ich und wartete eine Antwort gar nicht erst ab.
Link hatte sich schon in Bewegung gesetzt und
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