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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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sein muss.«
    Jane unterdrückte ihre Tränen. Mit zittriger Stimme sagte sie: »Ich weiß nicht, ob ich … «
    Zärtlich legte Macon seine Stirn an ihre. »Versprich es mir, Jane. Wenn du mich liebst, dann versprich es.«
    Jane presste ihr Gesicht an seinen Hals, holte tief Luft und sagte: »Ich verspreche es.«
    Macon hob den Kopf und blickte über ihre Schulter. »Ein Versprechen ist ein Versprechen, Ethan.«
    Als ich aufwachte, lag ich in einem Bett. Durch ein Fenster fiel Licht herein, daher wusste ich sofort, dass ich nicht mehr in Macons unterirdischem Zimmer war. Ich blickte zur Decke, aber da hing kein schwarzer Leuchter, also war ich auch nicht in seinem Zimmer in Ravenwood.
    Ich fühlte mich wie zerschlagen. Verwirrt setzte ich mich auf. Ich lag in meinem eigenen Bett, in meinem eigenen Zimmer. Das Fenster stand offen und die Morgensonne schien mir in die Augen. Wie kam es, dass ich ganz woanders die Sinne verloren hatte und Stunden später hier aufwachte? Was war in der Zwischenzeit mit Raum und Zeit und sämtlichen Gesetzen der Physik passiert? Welcher Caster, welcher Inkubus hatte die Macht, so etwas zu bewirken?
    Früher hatten die Visionen keine derartige Wirkung auf mich gehabt. Sowohl Abraham als auch Macon hatten mich gesehen. Wie konnte das sein? Und was wollte Macon mir sagen? Warum wollte er, dass ich diese Visionen erlebte? Ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen. Aber eines war klar: Entweder die Visionen waren dabei, sich zu verändern, oder ich. Dafür hatte Lena gesorgt.

Das Erbe

17.6.
    Wie versprochen hielt ich mich von Ravenwood fern. Der nächste Morgen kam, und ich wusste weder, wo Lena war noch was sie vorhatte. Ich fragte mich, ob Ridley oder John bei ihr waren.
    Eines wusste ich jedoch. Lena hatte ihr Leben lang darauf gewartet, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, um trotz des Fluchs frei über ihre Bestimmung zu entscheiden. Ich wollte ihr dabei nicht im Weg stehen, und sie würde mir auch keine Gelegenheit dazu geben, das hatte sie mehr als deutlich gemacht.
    Und so war ich meinem eigenen Schicksal überlassen und dem Wunsch, den ganzen Tag im Bett zu bleiben und mich selbst zu bemitleiden. Ich zusammen mit meinen Comicheften – allen außer Aquaman.
    Aber Gatlin wollte es anders.
    Der Jahrmarkt war normalerweise ein Tag, an dem man feiern, Torten essen und, wenn man Glück hatte, ein Mädchen abschleppen konnte. Allerseelen war genau das Gegenteil. In Gatlin wurde dieses Fest auf die immergleiche Art und Weise begangen. Statt sich in Shorts und Flipflops auf dem Volksfestplatz zu tummeln, gingen die Gatliner in ihren Sonntagskleidern auf den Friedhof und erwiesen verstorbenen Verwandten und auch allen anderen die Ehre. Esspielte keine Rolle, dass Allerseelen ein katholischer Feiertag war, der eigentlich im November begangen wurde. In Gatlin hatten wir unsere eigenen Regeln, und deshalb begingen wir auch unseren eigenen Tag des Gedenkens, der Schuld und des Wettstreits, wer die meisten Plastikblumen und Engelsfiguren auf die Gräber unserer Vorfahren türmen konnte.
    Und es kamen wirklich alle – die Baptisten, die Methodisten, sogar die Evangelikalen und die Pfingstler. Die einzigen beiden Personen, die sich an Allerseelen niemals blicken ließen, waren Amma, die den Tag im Haus ihrer Familie in Waders Creek verbrachte, und früher Macon Ravenwood. Ich rätselte, ob die zwei diesen Tag womöglich sogar gemeinsam verbracht hatten, dort unten im Sumpfland, zusammen mit den Ahnen. Es war nur schwer vorstellbar, außerdem hatte ich so meine Zweifel, dass sich Macon und die Ahnen etwas aus Plastikblumen machten.
    Vor allem aber fragte ich mich, ob die Caster ihr eigenes Allerseelen feierten und ob Lena jetzt ähnlich zumute war wie mir. Wollte sie sich auch am liebsten im Bett verkriechen, bis der Tag vorüber war? Im vergangenen Jahr war ich nicht in der Lage gewesen, an Allerseelen auf den Friedhof zu gehen, und in den Jahren davor hatte ich an Gräbern der Wates gestanden, die ich entweder nicht kannte oder an die ich mich nur vage erinnerte.
    Heute aber würde ich am Grab eines Menschen stehen, an den ich jeden Tag dachte: an dem meiner Mutter.
    Amma wartete bereits in der Küche. Sie trug ihre weiße Sonntagsbluse mit dem Spitzenkragen und den langen blauen Rock und hatte sich eines dieser kleinen altmodischen Täschchen unter den Arm geklemmt.
    »Du machst dich am besten gleich auf den Weg zu deinen Tanten«, sagte sie und zog meinen Krawattenknoten fest.

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