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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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antwortete ich und versuchte, den Flattervogel zu ignorieren. »Es lag ganz oben in der Schachtel.«
    »Prudence Jane, wo ist meine Brille?«
    In der Diele rumpelte etwas laut, dann erschien Tante Prue an der Tür, auf dem Kopf einen ebenso voluminösen wie haarsträubenden Hut. Er war schwarz und hatte einen Schleier, der das ganze Gesicht bedeckte. Tante Prue sah damit aus wie die Mutter eines Mafia-Bosses auf der Beerdigung ihres Sohnes. »Wenn du sie an einer Kette um den Hals tragen würdest, so wie ich es dir geraten habe …«, murmelte sie ungehalten.
    Aber entweder hatte Tante Mercy ihr Hörgerät abgestellt oder sie beachtete Tante Prue einfach nicht. »Schau mal, was Ethan gefunden hat.« Sie deutete auf das Album mit der aufgeschlagenen letzten Seite, die ein Ravenwood der Vergangenheit zeigte.
    »Gütiger Gott, sieh dir das an. Die Werkstatt des Teufels, so wahr ich hier stehe.« Wie die meisten alten Leute in Gatlin waren auch die Schwestern felsenfest davon überzeugt, dass der alte Abraham einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, um Ravenwood 1865 vor dem Großen Brennen zu bewahren, bei dem General Sherman alle anderen Plantagen entlang des Flusses in Schutt und Asche gelegt hatte. Wenn die Schwestern wüssten, wie nahe sie der Wahrheit waren.
    »Das ist nicht die einzige Untat, die Abraham Ravenwood begangen hat.« Tante Prue wich voller Abscheu zurück.
    »Was meinst du damit?« Neunzig Prozent von dem, was die Schwestern sagten, war völliger Quatsch, aber bei den restlichen zehn Prozent lohnte es sich, genauer hinzuhören. Immerhin hatten sie mir von meinem geheimnisvollen Vorfahren Ethan Carter Wate erzählt, der im Bürgerkrieg gefallen war. Vielleicht wussten sie ja auch etwas über Abraham Ravenwood.
    Tante Prue schüttelte den Kopf. »Über ihn zu sprechen, bringt nichts Gutes.«
    Aber Tante Mercy ließ nie eine Gelegenheit aus, ihre ältere Schwester zu übertrumpfen. »Unser Großvater sagte immer, Abraham Ravenwood hätte auf der falschen Seite von Gut und Böse gestanden und das Schicksal herausgefordert. Er war mit dem Teufel im Bunde und hat Hexerei getrieben und mit den bösen Geistern gesprochen.«
    »Mercy, wenn du nicht sofort mit dem Gerede aufhörst!«
    »Wieso denn? Sag ich etwa nicht die Wahrheit?«
    »Verschone dieses Haus mit deinen Wahrheiten!«, rief Tante Prue aufgebracht.
    Tante Mercy sah mich an und sagte: »Als Abraham seinen Schwur geleistet hatte, kam der Teufel über ihn, und als der mit ihm fertig war, da war Abraham kein Mensch mehr, sondern ganz etwas anderes.«
    Für die Schwestern war jede böse Tat, ob Betrug oder sonst was, das Werk des Teufels. Allerdings hatte ich nicht vor, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Denn nach allem, was ich von Abraham Ravenwood gesehen hatte, war er mehr als nur ein böser Mensch, und dazu brauchte nicht erst der Teufel seine Finger im Spiel zu haben.
    »Du erzählst Märchen, Mercy Lynne! Hör auf damit, ehe dich Gott straft und du auf der Stelle tot umfällst, und das ausgerechnet am Allerseelentag. Ich will jedenfalls nicht vom Blitz getroffen werden.« Tante Prue stieß Tante Mercys Rollstuhl mit ihrem Gehstock an.
    »Glaubt ihr etwa, der Junge weiß nicht, welche merkwürdigen Dinge in Gatlin geschehen?« Tante Grace stand in der Tür mit einem lavendelfarbenen Albtraum auf dem Kopf. Lange vor meiner Geburt hatte jemand den Fehler begangen, Tante Grace zu sagen, dass Lavendel ihr ganz besonders gut stünde, und beinahe alles, was sie seither getragen hatte, spottete dieser Aussage Hohn. »Wie heißt es doch gleich? Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen.«
    Tante Prue klopfte energisch mit ihrem Gehstock auf den Fußboden. Die drei sprachen genauso in Rätseln wie Amma, und das wiederum hieß, dass sie etwas verheimlichten. Sie wussten vielleicht nichts von den unterirdischen Caster-Gängen, aber sie wussten etwas.
    »Manchen Schmutz kann man schneller aufkehren als anderen, aber ich will’s trotzdem nicht.« Tante Prue schob sich an Tante Grace vorbei. »Außerdem ist heute kein Tag, an dem man schlecht von den Toten spricht.«
    Tante Grace kam zu uns geschlurft. Ich nahm sie am Arm und führte sie zum Sofa. Tante Mercy wartete, bis sie Tante Prues Gehstock in der Diele hörte. »Ist sie weg? Ich hab mein Hörgerät nicht eingeschaltet.«
    Tante Grace nickte. »Ich glaub schon.«
    Die beiden beugten sich verschwörerisch zu mir, als wollten sie den Geheimcode für die Zündung der Atomraketen preisgeben. »Was ich

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