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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Ravenwood kommst.« Lena machte sich aus meiner Umarmung frei und wandte sich ab. Sie wollte nicht, dass ich ihre Augen sah, und ich konnte den Anblick auch nicht mehr ertragen.
    »Ich schwöre es.«
    Sie sagte kein Wort, sondern nickte stumm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Als ich wegging, prasselte die Decke in Stücken herab.
    Ich wanderte ein letztes Mal durch Ravenwood. Bei jedem Schritt wurde es dunkler um mich. Lena ging weg. Macon war gestorben. Alle gingen fort und auch das Haus schien zu sterben. Ich ließ die Finger über das polierte Treppengeländer gleiten. Ich wollte mir den Firnisgeruch einprägen, die Glätte des alten Mahagoniholzes, vielleicht auch noch den letzten Duft von Macons Importzigarren, von Sternjasmin, Blutorangen und Büchern.
    Vor Macons Zimmertür blieb ich stehen. Mattschwarz war sie gestrichen und es hätte eine ganz beliebige Tür in diesem Haus sein können. Aber es war keine beliebige Tür, denn Boo schlief davor, er wartete auf seinen Herrn, der nie wieder kommen würde. Boo sah nicht mehr aus wie ein Wolf, sondern wie ein gewöhnlicher Hund. Ohne Macon war er genauso verloren wie Lena. Er sah zu mir hoch, fast ohne den Kopf zu bewegen.
    Ich legte die Hand auf den Knauf und öffnete die Tür. Macons Zimmer war noch genau so, wie ich es in Erinnerung hatte. Niemand hatte es gewagt, die Möbel mit einem Tuch abzudecken. Das Himmelbett aus Ebenholz, das in der Mitte des Zimmers stand, glänzte, als wäre es von Ravenwoods dienstbaren Geistern unzählige Male poliert worden. Schwere schwarze Vorhänge verdunkelten den Raum so, dass man nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden konnte. In den Kerzenhaltern steckten schwarze Kerzen und von der Decke hing ein schwarzer schmiedeeiserner Leuchter. Das ins Metall geprägte Caster-Muster kam mir bekannt vor. Zuerst konnte ich es nicht genau zuordnen, dann fiel es mir wieder ein.
    Ich hatte das Muster im Exil gesehen, bei Ridley und John Breed. Es war das Zeichen eines Dunklen Casters. An diesem Tattoo konnte man sie erkennen. Zwar sah jedes ein bisschen anders aus, aber im Grunde ähnelten sich alle. Vielleicht war es auch gar kein Tattoo, sondern eine Art Brandmal.
    Bei dem Gedanken schauderte es mich. Ich ging zu der schwarzen Kommode und nahm ein gerahmtes Foto in die Hand, das Macon und eine Frau zeigte. Ich konnte ihre Konturen nur vage erkennen, ein auf Fotopapier gebannter Schattenriss, und ich fragte mich, ob es Jane war.
    Wie viele Geheimnisse hatte Macon wohl mit ins Grab genommen? Ich wollte das Foto zurückstellen, aber weil es so dunkel war, schätzte ich die Entfernung falsch ein, und das Bild fiel zu Boden. Als ich mich bückte, um es aufzuheben, bemerkte ich, dass die Ecke des Teppichs zurückgeschlagen war. Er sah genauso aus wie der in Macons Zimmer im Caster-Labyrinth.
    Ich hob den Teppich an, und darunter kam ein Rechteck zum Vorschein, eine in den Dielenboden eingelassene Klappe, groß genug, dass ein Mensch hindurchsteigen konnte. Es war eine Tür in die unterirdischen Gänge.
    Als ich an der Klappe zog, ging sie sofort auf. Ich konnte zwar in Macons Arbeitszimmer hinuntersehen, aber es führten keine Stufen dorthin. Es war so tief, dass man nicht hinunter auf den Steinfußboden springen konnte, ohne sich zu verletzen.
    Ich dachte an die verborgene Tür, die in die Lunae Libri führte. Vielleicht funktionierte dieser Zugang ganz ähnlich. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: Ich musste es ausprobieren. Ich hielt mich an der Bettkante fest und streckte den Fuß vorsichtig durch die Öffnung. Einen Moment lang fand ich keinen Halt, dann fühlte ich etwas Festes. Eine Stufe. Obwohl ich sie nicht sehen konnte, spürte ich doch, dass ich auf einer ausgetretenen Holztreppe stand. Sekunden später befand ich mich in Macons unterirdischem Zimmer.
    Er hatte also doch nicht den lieben langen Tag geschlafen. Er hatte die Zeit in den unterirdischen Gängen verbracht, vermutlich zusammen mit Marian. Ich stellte mir die beiden vor, wie sie nach geheimnisvollen alten Caster-Legenden suchten, über den Gartenbau vor dem Bürgerkrieg debattierten und Tee tranken. Wahrscheinlich hatte Marian mehr Zeit mit Macon verbracht als jeder andere, Lena ausgenommen.
    Ich überlegte, ob nicht vielleicht Marian die Frau auf dem Foto war und sie mit richtigem Namen Jane hieß. Daran hatte ich vorher noch gar nicht gedacht, aber es würde eine Menge erklären. Zum Beispiel warum zahllose in braunes Papier geschlagene

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