Eine unmoegliche Affaere
über die Lawine in Fields nicht. Max hatte vor vielen Jahren mit ihr zusammengearbeitet. Da war sie Produktionsassistentin gewesen, und Max kam frisch vom College.
Jetzt hatte er schon jahrelang nichts mehr mit ihr zu tun gehabt, war aber ihrer Einladung, die mehr eine Vorladung war, gefolgt, weil er ihr von Angesicht zu Angesicht ein paar Fragen stellen wollte. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagte er ruhig und wandte sich ihr zu.
„Wie du da so brav den Kindern Unterricht im Snowboarden gibst, siehst du aus wie der typische harmlose amerikanische Mann.“
„Das glaube ich kaum“, sagte Max leise und lächelte leicht.
„Leider aber siehst du trotzdem verdammt gut aus.“
„Flirtest du mit mir?“ Marnie war mindestens zehn Jahre älter als Max. Früher schon war sie hinter ihm her gewesen, und er hatte keine Lust, wieder in diese Situation zu kommen. Außerdem wollte er sie mit Dingen konfrontieren, die ihr sehr unangenehm sein könnten. Wenn Liam Fisher recht hatte und der ANS auf mehr oder weniger illegale Weise an die Informationen gekommen war, die dann zu dem Skandal um Ariella Winthrop geführt hatten, sah es nicht gut aus für Marnie. Denn sie steckte mittendrin.
„Aber keineswegs“, säuselte sie, „ich bitte dich! Ich sage lediglich, was wir beide wissen. Du bist ein sehr berühmter Reporter, Max. Ich glaube aber, dass du bei NCN nicht mehr weiterkommst. Dass du erreicht hast, was du dort erreichen kannst. Hast du nicht Lust, für einen erfolgreichen Sender zu arbeiten?“
„NCN ist ein erfolgreicher Sender.“
„Nicht nach den letzten Quoten. Deine Sendung läuft allerdings immer noch sehr gut.“
„Und etwas anderes interessiert mich eigentlich nicht.“
Marnie beugte sich vor und legte die Hände mit den feuerroten Nägeln auf den Tisch. „Ich rede nicht davon, wie deine Sendung momentan dasteht. Ich rede davon, was du alles hier bei uns machen könntest. Wir haben mehr Geld, könnten dir ein größeres Budget zur Verfügung stellen. Wir haben mehr Zuschauer. Eventuell könntest du bei uns auch als Produzent arbeiten. Denk doch mal darüber nach, Max. Du hättest Einfluss auf die Redaktion deiner Sendungen.“
„Ich bin mit meinem Budget und der Redaktion sehr zufrieden.“
Sie legte kokett den Kopf zur Seite und sah Max mit einem wissenden Lächeln an. „Soll ich das Ganze noch ein bisschen interessanter für dich machen?“
Max schwieg und sah sie nur fragend an. Er war gespannt, wie weit sie gehen würde.
„Ich habe noch jede Menge Storys in der Schublade, saftige Storys, von denen niemand etwas weiß.“
„So? Das interessiert mich. Wieso kommt der ANS an solche Sachen und andere nicht?“
„Wir haben eben besonders effektive Methoden bei unseren Nachforschungen.“
„Seid ihr so auch an die Story von Ariella Winthrop gekommen, Marnie? Wie habt ihr das gemacht?“
Sie lehnte sich zurück und sah ihn misstrauisch an.
Offenbar hatte sie Verdacht geschöpft. „Wie kann ich sicher sein, dass ihr noch mehr herauskriegt?“, fragte er, um sich selbst wieder ins Spiel zu bringen.
Sie zögerte. „Soll das heißen, dass du bereit bist, den Arbeitgeber zu wechseln?“
„Ich bin bereit, darüber nachzudenken. Also, wie würdet ihr das anstellen?“
„Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Sie lächelte geheimnisvoll, aber auch stolz und triumphierend. Max war absolut sicher, dass der ANS mit unsauberen Methoden arbeitete und dass Marnie dahintersteckte.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte. „Jeder hat mal Glück.“
„Der ANS hat sehr häufig Glück.“
„Und von diesem Glück könnte ich auch profitieren?“
„Selbstverständlich.“
Max schwieg. Ihm war klar, dass er heute nicht mehr aus Marnie herauskriegen würde. „Kann ich ein paar Tage Bedenkzeit haben?“, fragte er dann und lächelte treuherzig.
Doch Marnie war damit nicht zu beschwichtigen. Sie blieb misstrauisch. „Aber warte mit deiner Antwort nicht zu lange.“
Er erhob sich. „Danke, dass du mir Gelegenheit zu diesem Gespräch gegeben hast, Marnie.“
Auch sie stand auf. „Danke, dass du an ANS denkst.“
„Ich denke doch immer an dich, Marnie.“
Sie lächelte, und er war sicher, dass sie die Ironie nicht verstanden hatte. Glücklicherweise. Es war dumm und überheblich gewesen, so etwas zu sagen.
Er verließ den Konferenzraum, fuhr mit dem Fahrstuhl in die Lobby. Jake wartete zwei Straßen weiter in einem Café auf ihn. Auf dem Weg dahin
Weitere Kostenlose Bücher