Eine unmoralische Affäre
Symptome geschildert hatte.
»Ja. Er meinte, ich soll ihr einen fiebersenkenden Saft geben und ihn wieder anrufen, falls sich ihr Zustand verschlimmert.«
»Wann war das?«
»Am frühen Nachmittag.«
»Hm, ich werd selbst anrufen und ihn bitten, mal bei uns vorbeizuschauen. Bist du okay?«
»Ja«, sagte sie unsicher. »Aber Jace, du weißt, sie war so klein bei ihrer Geburt, und ihre Lungen …«
»Ich weiß, Liebes, ich weiß. Kopf hoch, ich bin gleich bei dir.«
Katherine legte den Hörer auf, ihr Herz quoll mit einem Mal über vor Liebe. Jace kommt und hilft uns. Alles wird gut werden. Jace ist bald wieder bei uns, flüsterte sie, während sie das weinende hustende Kind in ihren Armen wiegte.
Allisons Zustand wurde mit jeder Minute kritischer. Katherines Besorgnis wich tiefer Bestürzung, als die Kleine verzweifelt keuchend nach Atem rang. Ein harsches, trockenes Röcheln entwich ihren Lungen. Ihr Husten klang, als wäre er geradewegs einem Albtraum entsprungen. Katherine fühlte sich an heulende Hunde erinnert.
Sie war völlig aufgelöst, als sie endlich Schritte auf der Außentreppe vernahm. Sie stürzte zur Tür, riss sie auf, das Baby schützend in ihre Arme gekuschelt. Jace flog die Stufen hoch, gefolgt von Dr. Peterson, Allisons Kinderarzt. Als er Katherines rot verweinte Augen gewahrte, stockte Jace abrupt in der Bewegung, bevor er mit einem großen Schritt die letzten Stufen hinaufsetzte.
Er betrachtete Allison sorgenvoll, während Katherine hektisch herausplatzte: »Sie bekommt kaum noch Luft. Hört ihr das? Sie stirbt uns unter den Fingern weg. Ich weiß es. Ihre Lungen …«
Der Arzt und Jace ignorierten sie und kümmerten sich stattdessen um Allison. Dr. Peterson hörte den hartnäckigen, erstickenden Husten und rief: »Schnell, ab ins Badezimmer.«
Jace schob Katherine in den betreffenden Raum. Er schien zu wissen, was zu tun war, denn er drehte den Warmwasserhahn auf, bevor Dr. Peterson ihnen gefolgt war und die Tür hinter sich schloss.
»Was …«, begann Katherine, doch Dr. Peterson unterbrach sie mit der Frage: »Haben Sie Menthol im Haus, Wick VapoRub oder irgendwas Vergleichbares?«
Katherine nickte dumpf und deutete auf den verspiegelten Arzneischrank. Der Arzt schnappte sich den Tiegel und begann, Allisons Brustkorb behutsam damit einzureiben.
Inzwischen glich das Badezimmer einer Dampfsauna, heißes Wasser strömte unablässig in die Wanne. Jace nahm ein Handtuch von einem Regal und hielt es unter den Strahl. Nachdem er das nasse Tuch ausgewrungen hatte, legte er es der Kleinen behutsam auf die Brust.
»Oh, nein, warum bin ich darauf nicht selbst gekommen!«, meinte Katherine entschuldigend, bestürzt über ihre Unbedarftheit.
»Weil Sie noch nie ein Kind mit Krupp hatten«, unterbrach Dr. Peterson sie abermals. »Die Erfahrung muss man erst einmal machen. Pseudokrupp klingt allerdings schlimmer, als er ist.« Er klang zuversichtlich, und Jace legte begütigend einen Arm um ihre Schultern. Ungeachtet ihrer Dissonanzen lehnte sie sich in seine breite tröstliche Umarmung, während der Kinderarzt den warmen feuchten Wickel erneuerte.
Er wiederholte den Vorgang geduldig und kümmerte sich rührend um seine kleine Patientin. Die Minuten verstrichen. Den drei Erwachsenen, die dicht gedrängt in dem kleinen Bad standen, floss der Schweiß in Strömen. Dann, endlich, hustete Allison laut und lange. Katherine griff nach ihr, doch der Arzt wiegelte mit einer Handbewegung ab. »Warten Sie. Es kommt noch was.«
Dickes gelbes Sekret lief aus der Babynase, der kleine Körper krampfte sich abermals zusammen, und Allison hustete schließlich einen riesigen Schleimpfropf ab.
»Das hätten wir«, rief der Arzt erleichtert. Er wischte Allison mit einem weichen Papiertuch die Nase und säuberte ihr mit dem Finger vorsichtig tastend den Mund.
Kurz darauf normalisierte sich die Atmung der Kleinen. Sie lehnte sich schläfrig zurück und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Stunden weinte sie nicht mehr.
Jace beseitigte das Chaos im Bad. Katherine begleitete Dr. Peterson, der Allison in ihr Zimmer trug. Er legte das Baby behutsam in die Wiege, nahm sein Stethoskop aus dem Arztkoffer und hörte damit den winzigen
Brustkorb ab, der sich gottlob wieder gleichmäßig hob und senkte.
Als er sich aufrichtete, sagte er: »Wie ich es mir dachte. Ihre Lunge ist frei.Vermutlich hatte sie in den letzten Tagen eine Erkältung, und der Schleim hat sich in den Bronchien festgesetzt. Die
Weitere Kostenlose Bücher