Eine unmoralische Affäre
hoffte sie immer noch, dass er sie um Verzeihung bitten und ihr ewige Liebe schwören würde. Herrje, sie hatte ihm ein Ultimatum gestellt, und er war darauf eingegangen. Musste er ausgerechnet an diesem Punkt einlenken? Im Nachhinein wünschte sie sich, sie hätte sich diese Argumentation verkniffen.
Er kam näher, bis er dicht vor ihr stand. Sie fühlte sich eingeengt, in die Ecke gedrängt, provoziert. Seine Nähe löste bei ihr jedes Mal eine kritische Kettenreaktion aus. Seitdem er das erste Mal vor ihrer Tür gestanden hatte, war es nie anders gewesen.
»Ich denke, wir sollten jeder unseren eigenen Weg verfolgen und tun, was wir für richtig halten. Wenn das so ist, möchte ich meine Frau auf der Stelle küssen.«
Noch ehe sie den tieferen Sinn seiner Worte begriff, lag sie in seinen Armen. Sein Mund senkte sich auf ihren. Sein Kuss war nicht stürmisch drängend wie der am Nachmittag. Zwar dominant, aber nicht fordernd.
Sein Mund strich stimulierend über ihren, bis sie widerstrebend die Lippen öffnete und seiner forschenden Zunge Einlass gewährte. Er küsste sie süß und sehnsuchtsvoll. Dabei schmiegte er sie heißblütig an seinen Körper, dass jeder Widerstand, jedes Sträuben zwecklos war.
Als er den Kopf hob, rang sie nach Atem. Er blickte in ihre verdächtig feucht schimmernde grüne Iris, schob seine Hände unter ihre Arme, dass sie ihre Brüste streiften. »Gute Nacht«, flüsterte er.
Dann ließ er sie los, drehte sich auf den Fersen herum und verschwand in seinem Schlafzimmer. Die Tür klickte hinter ihm ins Schloss. Katherine war ganz schwindlig, sie schwankte leicht, während sie wie festgeklebt am Boden verharrte.
Instinktiv tasteten ihre Hände nach ihm, nach seiner schützenden Umarmung. Sie wisperte rau seinen Namen. Erschauerte ob der Erregung, die verheißungsvoll prickelnd ihren Schoß durchflutete. Verlass mich nicht. Du kannst mich hier doch nicht einfach so stehen lassen, schrie sie stumm.
Dann kehrte die Vernunft zurück. Und mit der Vernunft die Verärgerung. Sie kochte vor Wut.
Dieser Schuft! Wie kann er es wagen, mich zu küssen, nachdem er den ganzen Tag mit dieser Lacey zusammen gewesen ist?
Sie stapfte in Allisons Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Von dem Lärm erwachte das Baby, und Katherine wiegte es in den Schlaf. Dann krabbelte sie selbst ins Bett und wälzte sich auf dem Laken, bis sie in einem unruhigen Schlaf Erlösung von ihren quälenden Gedanken fand.
11
»Ich denke, ich fang mal so langsam an, mich um Kaminholz für den Winter zu kümmern. In der Zeitung standen mehrere Angebote. Cooper und ich wollen uns eine Fuhre teilen. In den nächsten Tagen soll es schon merklich kühler werden, kalt genug, um sich abends an einem gemütlichen Kaminfeuer zu wärmen.« Jace biss in einen Muffin und nippte an seinem dampfend heißen schwarzen Kaffee. Katherine, die Allison mit einem Cerealien-Früchte-Brei fütterte, blieb stumm.
Als sie auf seinen Versuch einer Unterhaltung nicht reagierte, schob er nach: »Was hältst du davon?«
Sein oberflächliches Gequassel ärgerte sie schon die ganze Woche. Seit jenem Tag, als ihr wunderschönes neues Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen war. Sie fühlte sich sterbenselend, er dagegen tat so, als wäre zwischen ihnen alles in Butter.
Ihr wäre es lieber gewesen, er hätte wütend herumgetobt und mit dem nächstbesten Teil nach ihr geworfen; stattdessen spielte er den aufmerksamen, zuvorkommenden Ehemann, dem ein trautes Heim anscheinend über alles ging. »Wie du meinst«, murmelte sie, während sie mit einem Feuchttuch Allisons breiverschmiertes Schnütchen sauberwischte. Hätte man sie vor einer Woche
gefragt, hätte sie beteuert, dass sie sich in absehbarer Zeit trennen würden. Und jetzt sprach Jace davon, dass er Feuerholz für den Winter einzulagern gedachte.
Eines Abends, als er von den Ölfeldern heimgekommen war, wäre es ihm fast geglückt, sie aus ihrer unversöhnlichen Stimmung zu locken. Er hatte beiläufig erwähnt, dass sie bei ihren Probebohrungen tatsächlich auf reiche Ölvorkommen gestoßen waren.
»Aber Jace, das ist ja fantastisch!«, rief sie spontan und hätte sich postwendend ohrfeigen mögen, weil sie sich für ihn freute.
Er warf ihr einen hastigen Blick zu und grinste milde verdutzt. »Ja. Katherine« - er rieb sich begeistert die Hände -, »weißt du, für mich ist das jedes Mal aufs Neue faszinierend. Immer wenn wir auf Ölvorkommen stoßen - und obwohl ich vor
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