Eine unmoralische Affäre
mich …«
Er ließ sie nicht zu Ende reden, sondern schnitt ihr kurzerhand das Wort ab, indem er seinen Mund auf ihren senkte. Sie ignorierte den Schmutz und Ruß, der auf seinem
Gesicht klebte, den beißenden Brandgeruch, der sich in seine Kleider und Haare gesetzt hatte. Sie registrierte einzig die Zärtlichkeit, mit der er sie küsste.
Seinem Kuss fehlte zwar die sinnliche Passion, nach der Katherine sich sehnte, aber jetzt war nicht die Zeit für Leidenschaft. Das war der Moment für ein aufrichtiges Geständnis, und Jasons Lippen sagten mehr als tausend Worte.
»Katherine, Katherine, ich liebe dich. Wie konntest du jemals daran zweifeln? An mir zweifeln?«
»Rein persönliche Dummheit.« Sie strahlte ihn an.
Er stupste sie spielerisch unters Kinn und meinte missmutig: »So gern ich unsere Unterhaltung fortsetzen würde, aber ich muss los. Auf mich wartet noch’ne hübsche Stange Arbeit. Fahr nach Hause. Ach, und noch was: Verplemper nicht das ganze heiße Wasser. Wenn ich heimkomme, brauche ich mit Sicherheit ein ausgedehntes Bad, um mir den ganzen Dreck abzuschrubben.« Er grinste. »Und warte nicht auf mich. Es kann spät werden.«
»Ich bleibe auf«, flüsterte sie und küsste ihn abermals, bevor sie widerstrebend in den Kombi stieg.
»Jace?«
»Hmm?«
»Erzähl mir von Lacey.«
Jace öffnete ein Auge und schaute zu Katherine. Sie lagen auf dem breiten Doppelbett. Die Vormittagssonne, die durch die verschlossenen Fensterblenden drang, malte helle Streifen auf ihre nackten Körper. Jace lag auf dem Rücken, ein Knie angewinkelt. Katherine, die auf dem Bauch lag, stützte das Gesicht in die Hände und betrachtete andächtig ihren Mann.
Er war irgendwann nach Mitternacht heimgekommen, abgekämpft und verdreckt und hungrig. Während er duschte, hatte sie ihm ein üppig belegtes Sandwich gemacht, das er praktisch in einem Bissen hinuntergeschlungen hatte. Dann war er förmlich ins Bett gefallen und direkt eingeschlafen.
Als Katherine Allison abholen wollte, winkte Happy ab. Sie bestand darauf, dass das Paar den Tag zu zweit verbringen sollte und damit basta. Jace brauchte nach dem vergangenen Trauma eine Auszeit, da hätte Allison bloß gestört. Insgeheim war Katherine froh über das Angebot. Die Aussicht, einen ganzen Tag allein mit Jace zu haben, war verlockend. Folglich hatte sie keine Einwände, dass Allison noch eine Weile bei ihrer Freundin blieb.
Jace war vor einer Stunde aufgewacht und hatte sie nicht enttäuscht. Nach einem ausgedehnten Vorspiel hatten sie einander zärtlich geliebt.
Eben reckte er beide Arme und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Lacey. Lacey«, ächzte er. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Sie war eine Beauty, die Tochter von unserem Oberboss. Sie fiel mir natürlich sofort auf, ich war ein ehrgeiziger junger Mann, der nichts anbrennen ließ, und dann hab ich ihr einen Antrag gemacht. Sie spielte von Anfang an Spielchen mit mir - von wegen Ringelpietz mit Anfassen während unserer Verlobungszeit. Da war nichts. Umso geplätteter war ich, als ich in der Hochzeitsnacht feststellte, dass schon andere vor mir den Weg für mich frei gemacht hatten.Vielleicht überraschte es mich deshalb so, dass meine zweite Frau noch Jungfrau war.« Er neigte sich zu ihr, küsste Katherine auf die Nasenspitze. Daraufhin vergrub sie ihr Gesicht in seinem weichen Brustflaum.
»Wie dem auch sei, Lacey war ein verwöhntes Brötchen, so ähnlich wie Peter, vermute ich mal. Wie er hat sie einen ausgeprägten Hang, sich selbst zu zerstören. Sie hatte eine Affäre nach der anderen. Und jedes Mal bat sie mich unter tränenreichen Szenen um Verzeihung, andernfalls wollte sie sich umbringen. Irgendwann hatte ich die Nase gestrichen voll und bin zu Willoughby. Ich erklärte ihm, dass ich unbedingt die Scheidung wollte und dafür seine Kündigung billigend in Kauf nähme. Er schluckte die Kröte. Ich war einer seiner erfolgreichsten und kompetentesten Manager - so jemanden setzt man nicht einfach auf die Straße. Zudem wusste er, wie verzogen Lacey ist. Sein Verständnis von väterlicher Liebe beschränkt sich nämlich darauf, pausenlos sein Scheckbuch zu zücken. Ich glaube schon, dass er sich tief im Innern dafür verantwortlich fühlt, was er an seiner Tochter verbrochen hat.«
»Und was war mit Longview?«
»Eifersüchtig?«, konstatierte er halb fragend.
»Verdammt nochmal, ja!«, konterte sie.
Er lachte auf und wurde spontan wieder ernst. »Also, neulich in dem Container hast
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