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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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getan, als darüber nachzudenken. »Ich glaube schon. Als ich mich dabei ertappte, wie ich darüber nachdachte, sie jeden Tag zu sehen, begann ich mich zu fragen, wie groß meine Distanziertheit ist. Wir … reden. Als ich ihr das erste Mal begegnete, hat sie Alexander Pope zitiert. Mich zog ihr Mangel an Koketterie an. Wir haben die neuesten technischen Errungenschaften des Kriegsministeriums ebenso diskutiert wie die Arbeiten von Horaz und Vergil, und …« Bei der Erinnerung an den Streit musste er lächeln. »Wir mögen beide die Kompositionen von Herrn Mozart, aber sie glaubt, Haydn ist der größere Meister.«
    »Ich … verstehe.« Es war eine stille Äußerung.
    Verstand sie wirklich? Er wollte es unbedingt. »Hinzu kommt, dass ich mich außerdem von ihrer unbestreitbaren Weiblichkeit angezogen fühle. Es war im gewissen Sinne eine Offenbarung. Sie interessiert mich.«
    Seine Mutter lehnte sich leicht zurück. Ihr scharfer Blick ruhte auf seinem Gesicht. »Dieses spezielle Lächeln sagt mir, wie ernst es dir damit ist.«
    »Ich glaube, es ist mir ernst«, gab er freimütig zu. »Aber ich mache mir auch Sorgen. Wenn ich sie frage, und wenn mir das große Glück zuteilwird, dass sie zustimmt, will ich, dass sie völlig akzeptiert und warm willkommen geheißen wird. Ich kann sie keiner Auseinandersetzung oder irgendwelchen Verletzungen aussetzen.«
    »Und du willst sie beschützen. Das ist ein vielversprechendes Zeichen.« Die Herzoginwitwe schenkte ihm - zu seiner Erleichterung
- ein strahlendes, wenn auch etwas verklärtes Lächeln. »Mein Lieber, ich freue mich natürlich für dich. Welche Mutter würde sich nicht wünschen, dass ihr Kind glücklich ist?«
    »Dann gestattest du es mir?« Hier stand er, ein erwachsener Mann und sogar einflussreicher Duke und bat seine Mutter um Erlaubnis. Es war ihm jedoch wichtig, dass seine Familie die Verbindung ohne Vorbehalt begrüßte.
    Sie hob ihre Brauen auf diese hochmütige Weise, die nur sie beherrschte und die durchaus entmutigend wirken konnte. »Wenn sie dir eine Absage erteilt, lass mich mit ihr reden. Sie wird zustimmen, da kannst du mich beim Wort nehmen. Und was ihre Kinderlosigkeit betrifft, können wir nur abwarten. Auch wenn zumeist jeder der Frau die Schuld daran gibt, könnte es genauso gut sein, dass ihr Mann der Schuldige war. Vielleicht ist es schon bald kein Thema mehr. Außerdem ist Fruchtbarkeit auch keine Garantie. Schau dir den Earl of Wexton an. Er hat sechs Töchter und keinen einzigen Sohn, der arme Mann. Die Mitgift für jedes Mädchen wird ihn in den Ruin treiben.«
    Der Gedanke, sechs junge Frauen versorgen zu müssen, war etwas erschreckend, und Nicholas hätte darauf gern etwas erwidert. Doch hinter seinem Rücken räusperte sich jemand lautstark.
    Er drehte sich um. Einer der Lakaien stand hinter ihm. »Bitte vielmals um Vergebung, Euer Gnaden, aber da draußen wartet ein junger Mann, der darauf besteht, Euch unverzüglich zu sprechen. Er will nicht sagen, worum es ihm geht, aber er meint, ich solle Euch ausrichten, sein Name sei Huw. Das ist alles, was er gesagt hat. Ich hätte ihn fortgeschickt, aber er hat geschworen, Ihr wünscht mit ihm zu reden.«
    Carolines junger Kutscher war hier, um mit ihm zu reden? Das war ungewöhnlich genug, um Sorge in ihm aufflackern zu
lassen. Das Wort »unverzüglich« half auch nicht gerade. Nicholas nickte. »Bitte bringen Sie ihn in mein Arbeitszimmer, und richten Sie ihm aus, ich komme sofort.«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Nicholas warf seiner Mutter einen entschuldigenden Blick zu. Seine frühere Beklommenheit, seiner Mutter über die neue Wendung in seinem Leben zu erzählen, wich einer anderen Furcht. Seine Mutter unterstützte ihn auf bemerkenswerte Weise. Seine Zweifel waren zerstreut. Er ging rasch zu ihr und beugte sich hinab, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Vergib mir, aber ich habe das Gefühl, es ist wichtig. Wir sehen uns beim Dinner.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte sie und runzelte besorgt die Stirn, da sie an seinem Gesichtsausdruck ablas, wie sehr ihn die Nachricht aufwühlte.
    »Ich hoffe nicht«, antwortete er grimmig. »Entschuldige mich.«
    Rasch marschierte er über den polierten Fußboden der Eingangshalle. Seine Stiefel knallten in einem harschen Stakkato auf den Boden. Eine Ahnung machte sich in ihm breit. Es kann auch nichts passiert sein, beruhigte er sich. Vielleicht wünschte Caroline ihn zu sehen und wollte ihm keine schriftliche Anfrage schicken, weshalb

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