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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ich mich ganz allein gebracht habe. Sie haben mir beide Anonymität versprochen, aber ich habe Franklins Interesse an meinem Erbe unterschätzt. Er wollte mich heiraten, um es zu erlangen, und als ich sein charmantes Angebot ablehnte, hat er versucht, mich dazu zu zwingen. Er wird nun noch rachsüchtiger sein als bisher.«
    Erst jetzt wurde Annabel bewusst, was es für Lady Wynn bedeuten musste, wenn sie als die schamlose Kritikerin in diesem Wettstreit entlarvt wurde. Jeder in der guten Gesellschaft würde über sie reden und mit unverzeihlicher Genauigkeit über sie urteilen.
    Lord Wynn hatte irgendwie die geheime Beteiligung seiner verwitweten Cousine aufgedeckt. Selbst wenn sie und Derek sich nie in jenem Akt vereinigt hatten, genügte doch ihre Verwicklung
in diese Angelegenheit, um sie als ebenso notorisch wie Derek und den Herzog hinzustellen. Wenn nicht sogar noch schlimmer, weil sie eine Frau war.
    Annabel murmelte: »Ich verstehe Euer Dilemma.«
    Caroline drückte eine zitternde Hand gegen ihre Stirn und atmete hörbar ein. »Mein Ruf wird bei Einbruch der Nacht dahin sein. Ich könnte versuchen, es unverfroren auszuplaudern, aber ich glaube, dafür bin ich nicht standhaft genug. Wenn Franklin beginnt, das Gerücht zu verbreiten, wird sich jeder daran erinnern, wie ich vor nicht allzu langer Zeit zeitgleich mit Nicholas auf Reisen ging. Es wäre sinnlos zu leugnen.«
    Annabel erinnerte sich wieder daran, wie diese Frau bei ihrer letzten Begegnung vor ihr gesessen und ihr die Unterschiede erklärt hatte, die es zwischen zwei Liebhabern geben könne. Wenn ihr verstorbener Ehemann ein entsetzlicher Kerl gewesen war - und das schien ja in der Familie zu liegen -, bedeutete das wohl, dass der schneidige Rothay der Mann war, der … wie hatte Caroline es formuliert? Der das Liebesspiel lustvoller machte, als sie es sich je hätte vorstellen können? Da Annabel jetzt genau wusste, was sie damit meinte, musste sie sich fragen, welcher Natur die Beziehung der hübschen Lady Wynn mit dem berüchtigten Duke war. Ruhig fragte sie: »Was ist mit Rothay? Er könnte Euch bestimmt helfen, die Anschuldigungen abzustreiten.«
    Mit unendlicher Kraftanstrengung legte Caroline ihre Hand in den Schoß. »Nein. Ich bin eine erwachsene Frau und habe auf eigene Verantwortung diese Vereinbarung getroffen. Ich werde ihn nicht bitten, für mich zu lügen. Außerdem hat er mir bereits mehr gegeben, als Ihr Euch vorstellen könnt.«
    Die schöne, sonst so distanzierte Lady Wynn hatte sich in den teuflischen Duke verliebt, stellte Annabel überrascht fest. Auf Carolines Gesicht lang dieser schmerzliche Ausdruck, der sich in ihre Mundwinkel grub und eine gewisse Traurigkeit in ihren
Augen aufschimmern ließ. »Hat er das?«, murmelte sie. Plötzlich ergab sich für sie ein völlig neues Bild der Situation.
    Caroline nickte. »Obwohl ich hoffte, seine Gefühle seien meinen ähnlich, scheint das nicht der Fall zu sein. Um Euch die Wahrheit zu sagen, ich habe mir überlegt, aufs Land zu ziehen. Vielleicht ist das alles ein Zeichen, dass ich diesen Plan in die Tat umsetzen sollte.«
    »Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme löst, wenn Ihr davonlauft«, erhob Annabel Einspruch. Sie überlegte, wie sie helfen konnte.
    Mit stiller Würde widersprach Caroline ihr: »Ich glaube nicht, dass ich die Wahl habe. Ich habe überhaupt erst auf die Herausforderung des Dukes und Lord Mandervilles reagiert, weil ich mein Leben ändern wollte. Das geschah auch, aber wie bei den meisten Dingen nicht so, wie man es geplant hat.« Sie stand anmutig auf. Noch immer wirkte sie blass und erschüttert. »Ich hasse es, eine unhöfliche Gastgeberin zu sein. Vor allem nach dem, was Ihr für mich getan habt. Aber ich denke, Ihr versteht, dass ich jetzt beginnen sollte,Vorkehrungen zu treffen. Entschuldigt Ihr mich?«

Kapitel 27
    Nicholas bekämpfte das für ihn untypische Gefühl der Unruhe und studierte die hervorragende Malerei an der gegenüberliegenden Wand des Salons. Wer hatte dieses Gemälde gemalt? Aus dem Stegreif kam er nicht auf den Namen. Die friedliche Szene mit Wasser und Wäldern repräsentierte ein ruhiges Ideal, das durch einen verspielten Cupido vervollständigt wurde, der hinter
einem griechischen Zierbau mit einem Bogen in der Hand hervorlugte.
    Das Leben war nicht so einfach. Es gab keine engelhaften Nymphen mit schussbereiten Pfeilen … oder vielleicht doch? Schwer zu sagen. Er war angeschlagen, so viel stand fest. Und obwohl er zu dem

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