Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
gehalten, tatsächlich war er immer der Ansicht gewesen, dass er über eine gewisse Intelligenz verfüge, aber nur so lange, bis er in den Kofferraum eines fremden Autos geklettert war und sich selbst darin eingeschlossen hatte, ohne jeden Sinn und Verstand.
„Ein eindeutiges Indiz für Idiotie”, verkündete er, aber vielleicht war Wahnsinn eine bessere Bezeichnung. Dumm wäre es gewesen, sich aus Versehen in einem Kofferraum einzuschließen.
Hineinzusteigen und vollkommen ruhig den Deckel hinter sich zuzuziehen, das klang eher nach unerklärlichem Wahnsinnsanfall.
Und jetzt fing er auch noch an, mit sich selbst zu reden. Offenbar hatte er seine geistige Gesundheit verloren.
Er fragte sich unwillkürlich, wann genau das geschehen war, und warum.
Vielleicht war Wahnsinn ansteckend, überlegte er. Vielleicht hatte er ihn sich von einem seiner Klienten eingefangen. Nicht, dass Greg Klienten hatte, die er als wahnsinnig diagnostiziert hätte. Er bekam es in seiner Praxis überwiegend mit Phobien zu tun, obwohl er auch ein paar Patienten mit anderen, langwierigen Krankheiten hatte. Natürlich konnte er die Veranlagung dazu auch schon gehabt haben, und just an diesem Abend war die Saat aufgegangen und hatte sich zu voll entwickeltem Wahnsinn ausgewachsen. Das war eine Möglichkeit. Vielleicht lag Wahnsinn in seiner Familie. Er müsste seine Mutter bei Gelegenheit einmal danach fragen und herausfinden, ob es in der Geschichte der Familie einen oder zwei Verrückte gegeben hatte.
Doch es war ja nicht nur die Sache mit dem Kofferraum, die Greg verstörte, das war an diesem Abend nur seine erste verrückte Tat gewesen, und eine, die er im selben Moment bedauert hatte, als der Deckel des Kofferraums zugeschnappt war. Er hatte dort in diesem dunklen, engen Raum gelegen und sich alle Arten von dumm geschimpft, mindestens eine halbe Stunde lang, während das Auto hierher gefahren war. Dann hatte der Wagen gehalten, der Kofferraum war geöffnet worden, und was hatte er getan? War er hinausgesprungen, hatte sich für sein unnatürliches Verhalten entschuldigt und war nach Hause gegangen? Nein. Er war stehen geblieben und hatte gewartet, bis die hübsche Brünette aus dem Aufzug zu ihm getreten war, dann war er ihr vollkommen willenlos gefolgt, in dieses riesige Haus und hinauf in dieses Zimmer.
Greg war so gut gelaunt und vertrauensselig gewesen wie ein Fünfjähriger, als er sich ohne auch nur darum gebeten zu werden aufs Bett gelegt und Arme und Beine ausgebreitet hatte, damit sie ihn fesseln konnte. Er hatte sogar ihr Lächeln erwidert, als sie seine Wange getätschelt und ihm versichert hatte: „Meine Tochter wird Sie lieben. Sie sind das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je gemacht habe.”
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, hatte er dagelegen und einige Zeit überhaupt nicht denken können, bevor ihm die Situation, in die er sich gebracht hatte, nach und nach deutlich geworden war. Greg hatte die Zeit seitdem mit verblüfftem Nachdenken über das, was geschehen war, verbracht. Sein eigenes Verhalten ganz zu schweigen von dem der Frau war einfach unsinnig gewesen. Es war, als hätte er kurzfristig den Verstand verloren. Oder die Kontrolle darüber. Unfähig, das Problem zu lösen, hatte er seine Gedanken näherliegenden Dingen zugewandt, wie zum Beispiel, was wohl als Nächstes passieren würde.
„Meine Tochter wird Sie lieben. Sie sind das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je gemacht habe.” Diese Worte zusammen mit der Tatsache, dass Greg mit ausgestreckten Armen und gespreizten Beinen auf dem Bett lag, ohne sich rühren zu können hatten ihn zuerst fürchten lassen, er wäre eine Art sexuelles Geschenk. Ein Sexsklave vielleicht. Diese Möglichkeit hatte ihn sich sofort vorstellen lassen, wie sich ein riesiges, unansehnliches Geschöpf mit schlechter Haut und Haaren im Gesicht auf ihn stürzte. Denn sicher würde nur jemand, der schrecklich unattraktiv war, in dem derzeitig sexuell freien Klima einen Mann entführen und ans Bett fesseln müssen, um sich sexuell erfreuen zu können.
Gerade, als Gregory angefangen hatte, bei diesen Schreckensfantasien zu hyperventilieren, hatte er sich eine mentale Ohrfeige verpasst. Die Frau die Mutter konnte nicht älter als fünfundzwanzig oder höchstens dreißig gewesen sein. Sie konnte doch keinesfalls eine Tochter haben, die alt genug wäre, einen Sexsklaven zu wollen? Geschweige denn, dass sie wissen konnte, was sie mit diesem anfangen sollte. Und außerdem, warum
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