Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
die Schlafzimmertür wieder aufging. Er hob den Kopf und sah der Frau entgegen, die hereinkam. Es war die Brünette in dem roten Babydoll. Sie schloss die Tür sehr vorsichtig, dann gab sie ein erleichtertes Seufzen von sich, weil sie sein Zimmer ungesehen erreicht hatte. Dann wandte sie sich ihm zu und näherte sich dem Bett.
„Oh, gut, Sie sind wach”, flüsterte sie und setzte ein strahlendes Lächeln auf.
Greg fragte sich überrascht, was jetzt wohl kommen könne, als sie sich auf die Bettkante setzte und ihn prüfend ansah.
„Alle denken, ich bin im Bad, aber stattdessen habe ich mich hier raufgeschlichen, um Sie zu sehen”, erklärte sie, dann fügte sie hinzu: „Ich bin Elspeth, und ich wollte mit Ihnen über meine Cousine Lissianna sprechen.”
„Einverstanden.” Greg nickte und tat sein Bestes, nicht zu aufdringlich al die helle Elfenbeinhaut anzustarren, die von ihrem dürftigen Nachtgewand nicht bedeckt wurde. Es würde zumindest unhöflich wirken, wenn er sich nicht beherrschte, dachte er.
„Tante Marguerite hat Sie also hierher gebracht, um Lissianna zu behandeln. Aber Lissi scheint zu glauben, dass Sie sich so über
‘Tante Marguerites arrogante Vorgehensweise geärgert haben, dass Sie sich weigern werden, ihr zu helfen, und sie braucht wirklich Ihre Hilfe.” Elspeth hielt erwartungsvoll inne.
„Aha”, murmelte Greg, um das Schweigen zu brechen, aber als sie nicht fortfuhr, sondern ihn nur mit Stiller Erwartung ansah, fragte er: „Um was genau geht es denn bei Lissiannas Phobie?”
Die Brünette blinzelte überrascht. „Wollen Sie damit sagen, dass Ihnen das noch niemand mitgeteilt hat?”
Er schüttelte den Kopf.
„Oh.” Sie biss sich auf die Lippe. „Nun, vielleicht sollte ich es dann auch nicht tun. Ich meine, Lissianna behauptet, sie kann Ihre Gedanken nicht lesen, aber Tante Marguerite kann es offenbar, und wenn sie liest, dass Sie wissen, was für eine Phobie es ist, und sie es Ihnen nicht gesagt hat, fragt sie sich vielleicht, wer es war, und ihr wird klar werden, dass ich mich hier hereingeschlichen habe und.... ” In plötzlichem Entsetzen riss sie die Augen auf und stand abrupt auf. „Um Himmels willen! Sie weiß vielleicht jetzt schon, dass ich hier bin.”
Greg starrte sie einfach nur an. Lissianna hatte etwas darüber fallen lassen, dass sie nicht in der Lage war, seine Gedanken zu lesen, als sie das erste Mal in diesem Zimmer gewesen war, und jetzt sprach diese Frau auch davon. Was war mit diesen Leute nur los? Sicher glaubten sie doch nicht wirklich, dass sie die Gedanken anderer lesen konnten.
Selbstverständlich taten sie das doch, berichtigte er sich, als er sich daran erinnerte, dass die Mutter es wirklich getan hatte.
Vielleicht übersinnliche Fähigkeiten, die in der Familie liegen, dachte er. Wie faszinierend.
„Ich sollte wohl lieber gehen.” Die Brünette war jetzt vollkommen aus dem Häuschen. „Aber bitte versuchen Sie zu vergessen, dass ich hier war. Nur würden Sie Lissianna bitte helfen? Sie ist wirklich lieb und witzig und klug, und diese Phobie ist solch eine Last für sie. Sie sollten ihr wirklich helfen. Sie werden sie ebenfalls mögen, wenn Sie sie erst besser kennen, und wenn Sie ihr helfen, werden Sie dazu ja Gelegenheit haben”, sagte sie und wich zur Tür zurück. „Und jetzt vergessen Sie einfach, dass ich hier war, und versuchen Sie, nicht daran zu denken, wenn Tante Marguerite morgen früh kommt, um nach Ihnen zu sehen, ja?”
Elspeth wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Tür, steckte den Kopf hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein war, dann winkte sie noch einmal und huschte davon.
Greg schüttelte den Kopf und ließ ihn wieder auf das Kissen lallen. Er hatte das Gefühl, mitten in einer Filmepisode von Unwahrscheinliche Geschichten zu stecken, und zwar in einer, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
Lissianna behandeln? Sie brauchten alle dringend eine Behandlung, dachte er, dann erstarrte er, als er hörte, dass sich die Tür schon wieder öffnete. Diesmal hob er nicht den Kopf, um hinzusehen, sondern wartete mit geschlossenen Augen und horchte auf das Flüstern, als die Tür leise wieder zuging und er die Geräusche von mehreren Personen hörte, die sich vorsichtig dem Bett näherten.
„Verflixt, er schläft”, wisperte eine der Personen enttäuscht.
„Dann müssen wir ihn eben wecken, Juli”, flüsterte eine andere Stimme pragmatisch zurück. „Das hier ist wichtig. Er muss Cousine Lissi
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