Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
zu ihrem Auto begleitete.
Lissianna blieb also nichts anderes übrig, als ihre Hoffnungen auf eine schnelle Mahlzeit aufzugeben und davonzufahren, wobei ihr Körper sieh vor Hunger verkrampfte. Sie schimpfte sich seihst eine Idiotin und beeilte sich, zum Haus ihrer Mutter zu kommen.
Es sah so aus, als müsste sie sich entweder von ihrer Mutter eine Infusion verabreichen lassen, wenn Marguerite noch wach war und nicht bereits im Bett lag oder bis zur nächsten Nacht warten, bis sie etwas bekam. Normalerweise umging sie die Infusionen, selbst wenn es bedeutete, vierundzwanzig Stunden lang scheußlich schmerzhaften Hunger zu haben. Zumindest war es so gewesen, seit sie ihren Abschluss als Sozialarbeiterin gemacht, die Stelle im Obdachlosenheim bekommen hatte und ausgezogen war. Von da an hätte sie eigentlich unabhängig sein sollen.
Lissianna verzog bei dem Gedanken das Gesicht. Unabhängig.
Sie vermochte sich zwar jetzt selbst zu ernähren, statt von ihrer Mutter und den allmorgendlichen Infusionen abhängig zu sein.
Aber sie ernährte sich nicht gut. Öfter als jemals zuvor ging sie hungrig zu Bett und litt dann unter den schrecklichen Krämpfen, die den Hunger begleiteten. So viel zum Thema Unabhängigkeit.
Zumindest gelang es ihr, genug zu essen, um am Leben zu bleiben.... so gerade eben. In einem anderen Beruf und an einem anderen Ort würde es ihr vielleicht besser gehen.
Trotz all der Zeit und dem Geld, die sie in ihre Ausbildung gesteckt hatte, kam Lissianna wieder einmal zu dem Schluss, dass die Anstellung in dem Obdachlosenheim nicht gerade ihre beste Idee gewesen war. In letzter Zeit hatte sie mit der Möglichkeit gespielt zu kündigen und sich auf die Suche nach etwas anderem zu machen. Sie hatte nur noch keine brauchbare Alternative gefunden.
Wenn sie allerdings von ihrer Phobie geheilt würde.... Lissianna gestattete sich den Luxus, einen Moment daran zu denken. Nicht mehr ohnmächtig zu werden, wenn sie Blut sah. Sich von Blut in Beuteln ernähren zu können wie alle anderen auch. Einfach zum Kühlschrank zu gehen, einen Beutel herauszuholen und ihre Zähne hereinzusenken, statt sich im Obdachlosenheim oder in den Bars eine Mahlzeit suchen zu müssen....
Eine geradezu paradiesische Vorstellung. Lissianna empfand plötzlich eine regelrechte Abscheu davor, ihre Mahlzeiten erjagen zu müssen. Sie mochte die damit verbundenen Unbequemlichkeiten ebenso wenig wie den Umstand, anders zu sein als ihre Familie. Eine Heilung wäre wirklich wunderbar. Aber nur ein Teil von ihr konnte sich freuen, der andere war skeptisch und verbat sich jede Hoffnung aus Angst vor einer Enttäuschung. Sie würde ihre Phobie vermutlich niemals loswerden.
Vielleicht würde ihre Mutter gute Nachrichten für sie haben, sagte Lissianna sich, um sich aufzumuntern, als sie in die Einfahrt einbog. Sie bezweifelte nicht, dass ihre Mutter sich von Greg den Namen eines guten Therapeuten beschafft hatte, bevor sie al seine Erinnerungen an die Begegnung mit ihrer Familie weggewischt hatte.
Was natürlich notwendig war, Lissianna wusste das, aber sie stellte bei sich fest, dass es sie nicht sehr froh machte zu wissen, dass er sich nicht einmal mehr an sie erinnern würde, was ja wirklich albern war. Sie kannte den Mann kaum und hatte nicht viel Zeit mit ihm verbracht, aber sie konnte seinen Kuss nicht vergessen.
Nun, das war unwichtig. Was zählte, war, dass ihre Mutter vielleicht schon einen Termin mit dem von Greg vorgeschlagenen Psychologen ausgemacht hatte, und vielleicht konnte Lissiana schon in einer Woche von ihrer Phobie befreit sein, die ihr Leben so belastete.
Angeregt von diesem Gedanken, parkte sie den Sportwagen ihrer Mutter, den sie sich geliehen hatte, um zur Arbeit zu fahren, und ging mit beschwingtem Schritt durch die Garage auf die Haustür zu. Sie hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, als Thomas sie plötzlich von innen öffnete.
Lissianna blieb überrascht stehen. „Wieso bist du denn immer noch auf? Es ist beinahe Morgen; ich dachte, alle schliefen inzwischen.”
„Das trifft für die anderen auch zu.” Er trat zur Seite, damit sie an ihm vorbeikam, dann schloss er die Tür und wartete, bis sie ihren Mantel und die Stiefel ausgezogen hatte. „Ich habe Tee gemacht.”
Lissiana hielt inne, einen Stiefel in der Hand, und sah ihn misstrauisch an. Nur wenige von ihnen interessierten sich ab einem gewissen Alter noch für Essen, aber sie tranken immer noch normale Getränke. Tee für zwei in der
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