Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
Stunden in seinem Anzug verbracht und sogar darin geschlafen hatte, wollte er jetzt unbedingt duschen und sich umziehen.
Erst als Greg sich rasierte, bemerkte er die Spuren an seinem Hals. Es gab keine Verfärbung wie von einem Knutschfleck, nur zwei Löcher in etwa einem Zoll Abstand. Die Worte des Hausmeisters waren ihm wieder eingefallen, und er hatte unbehaglich gelacht und sich vom Spiegel abgewandt, um sich anzuziehen. Sobald er mit dem Rasieren fertig gewesen war, hatte er den Flughafen angerufen, aber als er das erledigt hatte, stellte Greg fest, dass seine Finger immer wieder zu seinem Hals wanderten. Und bald stiegen in ihm auch noch andere Erinnerungen hoch und fügten sich langsam zu einem Bild in seinem Kopf zusammen.
Marguerite, die Lissianna bezichtigt hatte, sie habe ihn gebissen, und dann erklärt hatte, Greg sei nicht ihr Geburtstagsmahl. Thomas, der ihm erzählt hatte, Lissiannas Phobie sei so ähnlich, als wenn Greg beim Anblick von Essen ohnmächtig würde, und Lissianna, die gesagt hatte, ihr Problem sei eine Hämophobie.
Dann war da das Gespräch zwischen den Frauen hinter ihm im Van auf dem Weg zur Stadt gewesen. Sie hatten darüber gesprochen, dass Lissianna seine Gedanken nicht lesen konnte und ihn deshalb gebissen hätte. Und eine der Zwillingsschwestern hatte angemerkt, sie wünschte sich, sie könne auch einmal „al fresco” speisen, und dass es sich so viel netter anhörte als das Wort Blutbeutel.
Greg rieb sich die kleinen Einstiche, und in seinem Kopf wurden all diese Geschichten hin und her gedreht und gewendet und gaukelten ihm die seltsamsten Ideen vor. Ideen so verrückt und unmöglich, dass er beinahe Angst hatte, sie zu Ende zu denken.... obwohl sie auch vieles von dem erklären würden, was er an seinem eigenen Verhalten nicht verstanden und was ihn ganz ehrlich erschreckt hatte. Wie beispielsweise in den Kofferraum eines fremden Autos zu steigen und sich dann fesseln zu lassen.
Greg schüttelte den Kopf in dem Versuch, seine Gedanken zu verscheuchen, aber sie hielten störrisch an ihm fest, und schließlich holte er sich einen Stift und einen Notizblock und zog eine senkrechte Linie in der Mitte der ersten Seite. Dann setzte er Vampire/Keine Vampire als Überschriften über die beiden Kolumnen und trug alle Beobachtungen für die erste Spalte zusammen, die er aufgrund ihrer Gespräche gemacht hatte, auch den physischen Beweis an seinem Hals.
Dann wandte er sich der Keine Vampire”-Hälfte des Blatts zu und zögerte. Schließlich schrieb er „Verrückt, unmöglich, gibt es nicht”. Verglichen mit der Vampirseite waren die Argumente für diese Theorie ziemlich schwach, bemerkte er frustriert; dann musste er darüber lachen. Wenn es schien, als wäre alles, was mit Lissianna zu tun hatte, auf die eine oder andere Weise frustrierend.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Grübelei. Greg seufzte, warf den Notizblock auf den Couchtisch und stand auf, um nachzusehen. Niemand hatte an der Haustür geklingelt, also musste es wohl der Hausmeister mit den Ersatzschlüsseln sein.
Das war wenigstens etwas. Mit diesen Ersatzschlüsseln und dem Zweitschlüssel für das Auto in der Schublade seines Schreibtischs könnte er sich ein Taxi zum Büro nehmen und sein Auto zurückholen. Und dann würde er vielleicht ausgehen und etwas essen, dachte er, als er die Tür öffnete.
Gregs Lächeln erstarrte, und seine Pläne starben eines schnellen Todes, als er erkannte, wer im Flurvorihm stand: Marguerite und Martine.
Greg warf die Tür zu oder versuchte es zumindest, aber Marguerite hatte schon den Fuß dazwischen, um das zu verhindern. Im nächsten Augenblick wurde der Druck von außen stärker, bis er nach hinten geschoben wurde und die Tür sich immer weiter öffnete. Er verdoppelte seine Anstrengungen, gegenzuhalten, aber ohne jede Wirkung. Die Frau war unglaublich stark; es war beängstigend.
Marguerite sprach als Erste. Mit strahlendem Lächeln hob sie die Gegenstände in ihren Händen hoch und verkündete: „Wir haben Ihnen Ihre Sachen gebracht.”
Greg starrte seine Aktentasche und seinen Mantel an, und sein Hirn arbeitete wie wild. Sie konnten gar nicht hier sein. Dies war ein sicheres Gebäude. Der Portier hätte sie in der Lobby aufhalten und ihn anrufen müssen, um herauszufinden, ob er sie empfangen wollte, aber das war nicht geschehen. Er hatte sie offenbar einfach das Haus betreten lassen.
„Martine, ich finde keinen Zugang zu seinen Gedanken. Kannst du es?”,
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