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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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Pistole. Er stellte ihr den Koffer vor die Füße. Hasserfüllt sah er sie an, als wäre das alles ihre Schuld und außerdem unverzeihlich.
    Sie ließ die verrosteten billigen Schlösser aufschnappen und öffnete den Koffer und wühlte auf der Suche nach ihrem Nähzeug zwischen ihren schwarzen Kleidern und der schlichten Unterwäsche herum. Als sie sich umdrehte, trat sie auf den Rocksaum und riss ihn noch weiter auf … verdammter Mist, dachte sie, der Schmuck. Sie kniete sich schnell hin und tastete nach dem Saum. Nichts. Mist, verdammter.
    Mrs. Larsen kehrte zurück, in den Händen eine Schüssel mit dampfendem Wasser, die Arme voller Handtücher. Sie starrte Catherine an, beäugte ihren Saum.
    Catherine erhob sich. »Das ist … das ist nichts. Es ist aufgerissen. Ich habe etwas verloren. Bei dem Unfall.«
    Â»Na ja, dann ist es weg. Weg bis zum Frühling.«
    Â»Es ist nicht wichtig.« Verloren, ja, dachte Catherine. Hab meinen Schmuck verloren und außerdem jede Chance, hier wieder rauszukommen.
    Catherine starrte Truitt an. »Das wird wehtun.«
    Â»Es tut jetzt schon weh.« Er brachte ein schwaches Lächeln zustande.
    Â»Ist etwas zu trinken da?«
    Â»Ich rühre keinen Alkohol an.«
    Â»Es wird noch mehr wehtun.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Können Sie sich aufrichten? Ein bisschen?«
    Er stöhnte, als sie ihn auf dem Sofa so weit aufrichteten, dass Catherine sich setzen und seinen Kopf in ihren Schoß betten konnte. Das Blut tropfte stetig auf ihren Rock. Sie konnte beinahe sofort spüren, wie ihre Beine feucht wurden.
    Während Mrs. Larsen die Schüssel hielt, tunkte Catherine ein Handtuch in das dampfende Wasser und begann vorsichtig, die Wunde zu reinigen. Sie wusste, dass es schmerzte, aber unter ihrer Hand entspannten sich seine Gesichtszüge und sein Atem verlangsamte sich. Er schloss nicht die Augen und gab keinen Laut von sich, obwohl ihm Tränen die Wangen herunterliefen.
    Â»Ich weine«, sagte er. »Wie ein Baby.«
    Â»Das würde ich nicht meinen. Ma’am? Das Jod.« Sie ergriff das Fläschchen, das Mrs. Larsen aus der Schürzentasche holte, kippte es so weit, bis ein schmales Rinnsal entstand, das sie auf die Wunde tropfen ließ, die von der Augenbraue bis zum Haaransatz verlief. Sie tupfte sie ab, und Truitt schloss die Augen, zuckte dann zusammen, als der stechende Schmerz den Knochen erreichte, den Catherine sehen konnte, während der scharfe Geruch jedem von ihnen vermittelte, wie dringend das war, was sie da gerade tat.
    Das arme Pferd, dachte sie, zieht uns die ganze Strecke bis hierher, und jetzt liegt es im Schnee. Morgen, vermutete sie, wenn das hier vorbei war, würde Larsen dann das überlebende Pferd nehmen, um das tote außer Sichtweite zu schleifen.
    Â»Mein Nähzeug, und ich brauche Sie, Mrs …«
    Â»Larsen, Miss.«
    Â»Mrs. Larsen. Ich brauche Ihre Hilfe, bitte drücken Sie ganz vorsichtig die Ränder zusammen, so wie hier.«
    Catherine zeigte es ihr, so wie man Teig an den Schüsselrand drückte, wobei ihre Daumen glätteten, die Haut glätteten, bis sich deren Ränder beinahe berührten. Der Schnitt war nicht sauber. Es würde eine Narbe geben, da führte kein Weg dran vorbei.
    Catherine wählte den festesten Zwirn, tauchte die Nadel in das Jod und blies dann vorsichtig auf die Nadel und die Wunde, die jetzt stärker blutete.
    Sie fädelte das Garn ein. Sie sah, wie sich Larsen abwandte und sich mit etwas anderem beschäftigte, während sie den ersten Stich machte.
    Â»Ich fahr mal die Kutsche weg. Es sei denn …«
    Â»Nein. Wir kommen zurecht.« Die Nadel stieß ins Fleisch und hindurch, und Catherines Hand blieb ungerührt und ruhig. Die Tür öffnete und schloss sich wieder, während Larsen in die Nacht hinausging.
    Langsam begann sich die Wunde zu schließen und der Blutfluss sich zu verringern. »Sind Sie Krankenschwester, Miss?«
    Â»Mein Vater war Arzt. Ich habe ihm zugesehen.«
    Das war eine Lüge, auch wenn sie das so leichthin sagte. Ihr Vater war ein Säufer und ein Lügner. Er hatte überhaupt keinen Beruf gehabt. Catherine wusste nicht mehr als die schlichte Tatsache, dass sie nicht den ganzen Weg hierhergekommen war, um dabei zuzusehen, wie Ralph Truitt in ihren Armen starb. Wenn man eine Wunde zunähen musste, dachte sie, dann gab es nicht allzu viele Arten, das zu

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