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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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etwas, das durch jahrelange Vernachlässigung schmutzig geworden war. Sie hatte sich ein Haus vorgestellt, das trostlos wirkte, einen ungeliebten Bau in einer öden Gegend. Dies war eine Überraschung, wie eine knisternde Verpackung, lauter weißes Papier mit blauen Schleifen.
    Der Augenblick verging, und die Zeit setzte wieder ein, alles ganz plötzlich. Das Gesicht heulte auf, verschwand vom Fenster, und die Tür flog auf. Eine Frau stand sprachlos im Eingang.
    Ralph Truitt blutete schlimm und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht an Catherine. Sein Atem ging flach, seine Augen waren geöffnet, starrten aber richtungslos und verschwommen ins Leere, und die Veranda, die glitzernde Tür und ihr Schutz schienen kilometerweit entfernt.
    Â»Truitt?«, der graue Kopf schob sich vor, die Augen spähten in den wirbelnden Schnee hinaus, die Stimme drang an Catherines Ohren. »Sind Sie das, Mr. Truitt?«
    Â»Hilfe! Hier sind wir!« Catherine schrie in den Wind, und plötzlich wurde sie hysterisch. »Bitte kommen Sie! Wir brauchen Hilfe.«
    Ein Mann und eine Frau kamen aus dem Haus gerannt, und ihre Haare und Kleider wurden vom Wind gepackt und wild durcheinandergewirbelt. Der Mann lief direkt zu dem taumelnden, stöhnenden Wallach und begann zu untersuchen, wie sehr das Tier verletzt war, wobei er ruhig auf den Wallach einsprach und die Hand an die Flanke des Pferdes legte, während er den Kopf wegen des armen Beins schüttelte. Catherine konnte sehen, wie sich der gebrochene Knochen durch das Fleisch gebohrt hatte, konnte an der Art, wie sein Brustkorb vor Schmerzen schimmerte, die Niederlage des Tieres erkennen.
    Die Frau rannte direkt zu Truitt. »Du lieber Gott!«, schrie sie. »Was ist passiert? Was haben Sie gemacht?« Mit ihren spröden, hellen Augen sah sie Catherine an und hielt vorwurfsvoll ihren Blicken stand.
    Â»Die Pferde sind durchgegangen. Ein Hirsch … sie sind durchgegangen und haben ihn aus der Kutsche geschleudert. Ich glaube, er ist mit dem Kopf gegen das Rad gestoßen. Es war nicht meine Schuld«, fügte sie überflüssigerweise hinzu. »Es war ein Hirsch. Es ging alles so schnell.«
    Â»Nach drinnen! Larsen!« Der Kopf des alten Mannes zuckte vom Pferd hoch, das langsam zu Boden sank. »Truitt ist schlimm verletzt. Bringt ihn ins Haus.«
    Also trugen sie zu dritt Truitt ins Haus, und jeder packte ihn irgendwo. Er konnte sich jetzt nicht mehr halten, ganz verrückt vor Schmerzen und dem Blutverlust, und sie brauchten zu dritt all ihre Kräfte, um ihn die Verandatreppe hoch und ins Haus zu bugsieren. Sie legten ihn auf ein Samtsofa und schoben ihm ein Kissen unter den Kopf.
    Die Frau sagte: »Er wird verbluten.«
    Â»Er braucht einen Arzt. Gewiss …«
    Mrs. Larsen, das musste sie sein, wandte sich an Catherine. »Bei diesem Wetter? Nicht mal für Ralph Truitt. In beide Richtungen sind es viele Kilometer, und in jedem Fall ist es zu spät, bis der Arzt kommt. Falls man ihn überhaupt findet. Besoffen. Falls er überhaupt kommt. Besoffen und zu nichts zu gebrauchen.«
    Â»Holen Sie mir meinen Koffer, bitte«, sagte Catherine. Sie war vollkommen ruhig. »Aus der Kutsche. Ein grauer Koffer. Und heißes Wasser. Und Handtücher und Jod, wenn Sie etwas dahaben.«
    Das alte Paar starrte sie unsicher an. Truitt lag auf dem Sofa, seine Augen blickten starr geradeaus.
    Â»Hol ihr den Koffer«, sagte die alte Dame. »Und schnapp dir deine Waffe. Für den Wallach.«
    Plötzlich bewegte sich Larsen und verließ das Zimmer. Die alte Frau, seine Frau, wie Catherine annahm, bewegte sich ebenfalls. Truitt wurde plötzlich wach, die Augen waren vor Schmerz gerötet, und in der plötzlichen Stille starrten Ralph und Catherine sich an.
    Â»Sie werden nicht sterben«, sagte sie.
    Â»Das hoffe ich auch.«
    Als Larsen in die Nacht hinaustrat, wehte ein heftiger Windstoß in die Eingangshalle. Catherine und Truitt warteten. Sie meinte, sie könnte vielleicht seine Hand nehmen, tat es dann aber doch nicht.
    Sie hörten den Schuss aus dem Hof. Catherine zuckte zusammen und rannte ans Fenster, zog die schweren Samtvorhänge zur Seite, um zu sehen, dass das riesige Pferd, dessen Kopf nur noch ein Loch voller Blut war, mit einem Schuss niedergestreckt worden war.
    Nach langer Zeit kam Larsen aus dem Schnee zurück, trug Catherines Koffer in der einen Hand, an der anderen baumelte die

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