Eine verlaessliche Frau
Perlmuttknopf durch sein Knopfloch schlüpfen zu lassen, und dann würde das ganze dünne Ding auf den Boden fallen, wobei es kaum ihre Hüften streifen würde, wenn es in den dunklen Kleiderhaufen zu ihren FüÃen fiele. Und der erste Anblick von ihr, der erste Anblick ihres nackten Körpers, wäre von hinten, und das gekräuselte Haar in ihrem Nacken würde wie Glühfäden im Kerzenlicht eines dunklen, kalten Zimmers aufleuchten. Er wollte die lange Linie ihres weiÃen Rückgrats, die im hellen Mondlicht aufleuchtete, das der Schnee reflektierte und das zwischen den Vorhängen hindurchfiel, mit seiner Zunge entlang fahren, und sie würde sich nicht rühren wollen und sich nicht aus freien Stücken umdrehen, und so würde er sie an den Schultern fassen und sie zu sich drehen, und dann würde er sie küssen. Die SüÃe der Haut. Der sanfte Druck seiner Lippen auf ihren. Der Augenblick, bevor es alles begänne. Nur reine und liebevolle Begierde.
Er würde sie ganz leicht küssen, ihre Brustwarzen würden sich an seinem Hemd reiben, und ihre Lippen seine Lippen streifen, die schon so viele Jahre nicht mehr geküsst worden waren, dass er sie gar nicht mehr zählen konnte. Seine Zunge würde ihre Zunge berühren. Er würde ihr Gesicht mit beiden Händen halten, während er sie zärtlich küsste.
Wie hatte er sein Leben ohne all das verbringen können? Wie hatte seine Jugend vergehen und sein Körper altern können, unberührt, unbeachtet, ungeliebt? Sein Körper begann ihn zu verlassen, und er würde nicht mehr zurückkehren. In zehn Jahren war er alt.
Er wollte alles. Er tat nichts.
Eines Abends, eine Woche, nachdem er ihr seine Lebensgeschichte erzählt hatte, sagte er beim Abendessen zu ihr: »Ich dachte, wir heiraten an Thanksgiving. Falls das in Ordnung ist. Falls es passt.«
»Das wäre schön. Wer würde denn kommen?«
»Sollen denn Leute kommen?«
»Ich weià nicht. Leute tun das. Normalerweise. Sie müssen doch Freunde haben. Leute, die Sie kennen. Ich habe niemanden kennen gelernt.«
»Es kam mir unpassend vor, dass Sie in die Stadt fahren. Die Leute reden so schon genug. Und das Wetter â¦Â«
»Ein paar Leute muss es doch wohl geben.«
»Ein paar.«
»Dann werden wir Leute hierher einladen? Es wird ein Essen geben, ein Abendessen vielleicht. Eine Hochzeit.«
Die Frau, die er ausziehen, die er nackt sehen wollte, war eine Fremde. Ihre Art, mit ihm zu sprechen, ihre Bitten waren ihm fremd. Seit so langer Zeit hatte ihn niemand mehr um irgendetwas gebeten.
»Ich bin nicht ⦠ich bin nicht mehr unberührt. Das sollten Sie wissen.«
Er musterte sie schweigend.
»Ich war ein Kind. Ein Freund meines Vaters, ein Missionarsbruder in Afrika. Eines Nachts kam er zu mir, und ⦠ich bin nicht mehr unberührt. Nicht frei von der Sünde des Fleisches. Mein Vater hat ihn umgebracht. Sie sollten das wissen.«
Mitleid rührte sein Herz. Er hielt ihre Hand, nur einen Augenblick lang, zum ersten Mal.
»Dieses Leben ist vergangen. Es ist lange her. Es war nicht Ihr Fehler. Denken Sie nicht mehr daran.«
Sie wirkte so weit weg.
»Mir macht das nichts. Niemand ist rein. Meine Tochter, meine Francesca, war rein, aber sonst niemand.«
Er begegnete ihr in der Diele, sie saÃen beim Abendessen zusammen, und sie war wunderschön und undurchschaubar. Er wollte sie an sein Bett führen, an das riesige Kirschbaumbett seines Vaters mit dem mächtigen geschnitzten Kopfbrett und den knisternd frischen und sorgfältig bezogenen Laken. Er wollte die Tagesdecke zurückziehen und sie sanft auf das kühle und makellose Weià der Leinenlaken legen, der Laken, die die Maschinen in seinen Fabriken jeden Tag von morgens bis abends woben. Er sehnte sich mit ganzem Herzen danach, vor ihr zu stehen, während er seine Hosenträger abstreifte und in Sekundenschnelle die Knöpfe und Schnallen seiner eigenen Kleidung öffnete. Die schwere silberne Uhr seines Vaters würde er auf den Nachttisch legen. Er würde sich in seiner Unterwäsche, die aus einem Stück bestand und von Mrs. Larsen gewaschen und jeden Tag gewechselt wurde, die immer sauber war und die man vom Schritt bis zum Hals zuknöpfte, neben sie legen.
Jedes seiner Kleidungsstücke war immer sauber. Er badete jeden Tag, bevor es hell wurde, das Wasser war kochend heià und die
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