Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
zu können.
Sie wies wenig Ähnlichkeit mit dem eingeschüchterten jungen Ding auf, das auf Jamie Sinclairs Pferd aus der Kirche entführt worden war. Sie hielt die Schultern gerade und den Kopf aufrecht, verriet durch nichts etwaige Verlegenheit oder Scham über das, was sie vielleicht in den Händen von Sinclair und seinen Männern hatte erleiden müssen. Ihre Haut war nicht länger so bleich wie Alabaster, sondern von einem gesunden Farbton. Ein paar schimmernde Kupferlöckchen waren aus der eleganten Hochsteckfrisur gerutscht, umrahmten ihre sommersprossigen Wangen und streichelten ihren anmutigen Nacken. Ihre Lippen waren reif und voll, und ihre Augen leuchteten, sodass sich mehr als eine Matrone gezwungen sah, ihren Mann zu kneifen, damit er aufhörte, die Braut anzustarren.
Sich überdeutlich des Umstandes bewusst, dass aller Augen auf sie gerichtet waren, hielt Emma ihren Brautstrauß aus getrocknetem Heidekraut vor sich. Ihre Hände zitterten nicht, sondern waren so stetig wie in dem Augenblick, als sie Jamies Pistole gehalten hatte.
Da ihr ursprüngliches Brautkleid während ihrer Entführung zerstört worden war, hatte der Earl ihr großzügig angeboten, sich eines der bedauerlich unmodischen Kleider seiner zweiten oder dritten Ehefrau vom Dachboden zu leihen, aber sie hatte dankend abgelehnt und sich stattdessen für eines ihrer eigenen Kleider entschieden – ein schlichtes Tageskleid aus schneeweißem indischem Musselin mit hoch angesetzter Taille und Spitzenmanschetten an den Ärmeln.
Ihr Bräutigam erschien hinten in der Kirche, einmal mehr in der zeremoniellen Kleidung der Hepburns, komplett mit Kilt und Plaid. Emmas Augen wurden schmal. Wenn der Plan des Earls aufgegangen wäre, würde sie an diesem wunderschönen Frühlingstag kein Hochzeitskleid tragen, sondern ein Leichenhemd.
Sein Schritt war beschwingt, während er den Mittelgang entlangging. Es überraschte sie, dass seine knochigen Knie nicht klappernd gegeneinanderstießen. Er zwinkerte sogar seinem Neffen zu, als er an der Kirchenbank der Familie vorbeikam. Ian Hepburn legte einen Arm auf die Rückenlehne und erwiderte den Gruß seines Onkels mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Als ihr Bräutigam sich neben sie stellte, öffnete der Priester das Gebetbuch und schob sich seine stahlgeränderte Brille mit zitternder Hand auf der Nase nach oben. Offenbar erinnerte er sich noch lebhaft an das, was geschehen war, als sie das letzte Mal zu dritt vor dem Altar hier gestanden hatten.
Er wollte gerade den Mund öffnen, um die Feier zu eröffnen, da wurden die Flügel der Holztür hinten krachend aufgestoßen. Emmas Herz hob sich, als in der Türöffnung ein Mann erschien. Sein Umriss zeichnete sich vor dem hellen Sonnenlicht draußen ab, sodass er wie ein Ritter aus einer anderen Zeit erschien.
Kapitel 33
»Oh Hölle«, entfuhr es dem Priester, und alle Farbe wich ihm aus dem Gesicht. »Nicht schon wieder!«
Dieses Mal wartete er nicht darauf, dass Jamie seine Pistole zog. Er warf einfach das Gebetbuch in die Luft und sprang hinter den Altar in Deckung.
Hepburns Gäste kauerten mit weit aufgerissenen Augen in ihren Bänken, gespannt und neugierig, was wohl als Nächstes geschehen würde. Emmas Vater erhob sich halb aus seiner Bank, als Jamie den Mittelgang hinabgegangen kam, aber ihre Mutter legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück. Emmas Schwestern konnten es sich nicht verkneifen, sich aufrechter hinzusetzen und kokett mit den Wimpern zu klimpern, als er an ihnen vorbeikam.
»Was hast du hier zu suchen, du unverschämter junger Hund?«, verlangte der alte Earl zu wissen und hob drohend eine knochige Faust. Er rückte von Emma ab, und seine hoffnungsvolle Miene strafte seine zur Schau gestellte Empörung Lügen. »Bist du gekommen, zu Ende zu bringen, was du begonnen hast?«
»Das habe ich in der Tat, alter Mann«, antwortete Jamie.
»Ich nehme an, es gibt nichts, was ich tun könnte, um dich aufzuhalten, richtig?« Der Earl seufzte leidgeprüft. »Du gibst dich nicht zufrieden, bevor du nicht meine Braut kaltblütig umgebracht hast, hier vor meinen Augen.«
Ebendiese Augen blitzten auf, als ein Dutzend Soldaten in roten Röcken hinter Jamie in die Kirche strömten.
»Und was ist das? Mehr uneingeladene Gäste?« Er warf Jamie ein triumphierendes Lächeln zu. »Diese feinen Offiziere der Krone müssen dir gefolgt sein. Ich hätte wissen müssen, dass sie sich einen Schuft wie dich nicht durch
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