Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
mit einem verliebten Seufzen von dem Mann, den er Bon genannt hatte, quittiert. »Aye, bei meiner Rosie hatte man was zwischen den Händen, was? Und manches auch doppelt, wenn ihr es wissen müsst.«
»Das muss ich nicht, aber ich bin sicher, das Bild wird mich noch lange bis in meine Träume verfolgen«, erwiderte Sinclair trocken.
»Versuch nicht, dich als Mönch auszugeben, Junge. Ich bin sicher, dir wäre nichts lieber, als dich in dieser kalten Frühlingsnacht zwischen einem gewissen Paar weicher weißer Schenkel zu wärmen.«
»Du hast mich doch in der Kirche gehört«, versetzte Sinclair knapp. »Ich habe Hepburn gesagt, wenn er meinen Forderungen nachkommt, wird ihr nichts angetan.«
»Ah, aber du hast doch nur versprochen, sie wohlbehalten wieder zurückzubringen, nicht ungebumst.« Emma rätselte noch, was der unbekannte Begriff wohl hieß, als Sinclairs Gefährte leise lachte. »Das wäre doch die gründlichste Rache, was? Sie mit einem Sinclair im Bauch dem alten Bussard zurückzuschicken?«
Emma erstarrte das Blut in den Adern, als ihr die volle Bedeutung der Bemerkung des Mannes aufging. Sie war vielleicht noch unschuldig, aber sie war keine Närrin. Wenn Sinclair beschloss, ihren zarten jungen Körper zu missbrauchen, um seinen Rachedurst zu stillen, gab es wenig, was sie unternehmen konnte, um ihn davon abzuhalten. Niemand würde sich um ihre verzweifelte Gegenwehr oder um ihr Flehen um Gnade kümmern. Danach zu urteilen, was sein Gefährte gerade gesagt hatte, war es wahrscheinlicher, dass seine Männer sich im Kreis um sie aufstellen und ihn anfeuern würden, statt ihr zu Hilfe zu kommen.
Emma erschauerte, denn sie erinnerte sich wieder an die schrecklichen Sachen, die sie zu ihm gesagt hatte. Da sie diejenige war, die forsch verkündet hatte, dass sie sich einen strammen jungen Liebhaber nehmen wollte, sobald der Earl es gestattete, würde er sich am Ende sogar einreden, dass sie seine Annäherungsversuche begrüßen würde.
Sie hielt den Atem an, wartete darauf, dass Sinclair die Worte des Mannes abstritt, ihn dafür zurechtwies, etwas so Entsetzliches überhaupt erst vorzuschlagen. Aber die spannungsgeladene Stille blieb bis auf das fröhliche Knistern und Knacken des Feuers ungebrochen. Obwohl sie die Augen weiter fest zugekniffen hatte, konnte sie ihn fast dasitzen sehen, die herrischen Wangenknochen von den lodernden Flammen beleuchtet, während er die Weisheit dieses Ratschlages bedachte.
Sie riskierte einen verstohlenen Blick über ihre Schulter, weil sie die Spannung nicht länger ertrug. Sinclair saß mit seinem Rücken zu ihr und versperrte ihr die Sicht auf den anderen Mann. Seine breiten Schultern wirkten aus diesem Winkel noch beeindruckender.
Sie hatte nicht vor, einfach dazuliegen und darauf zu warten, dass sein Schatten über sie fiel, das Mondlicht verdeckte und sie in Dunkelheit tauchte.
Als sie eine Ecke der Decke vorsichtig zurückzog, schoss ihr wieder seine Warnung durch den Sinn: Wenn Sie weglaufen, werde ich Sie anfassen müssen …
Lautlos rollte sie sich von ihrem Lager.
Wenn Jamie Sinclair sie anfassen wollte, würde er sie zuerst einmal zu packen bekommen müssen.
Jamie starrte seinen Cousin über die flackernden Flammen des Lagerfeuers hinweg an. Der höllische Schein betonte das teuflische Funkeln in Bons schwarzen Augen und den mutwilligen Schwung seiner schmalen dunklen Brauen.
Bon war einer der wenigen Männer, die selbst Jamies finstersten Blick ungerührt ertragen konnten. Er hatte ausreichend Übung darin, sowohl aus der Zeit, als sie noch Jungen waren und gemeinsam das Land der Sinclairs unsicher gemacht hatten, als auch aus dem ungefähr einem halben Dutzend Jahren, die sie gemeinsam gegen den Hepburn und seine Mannen geritten waren. Die einzige Zeit, die sie getrennt gewesen waren, war in den langen trostlosen Monaten gewesen, die Jamie auf St. Andrews verbracht hatte.
Wenn Jamie nicht gewusst hätte, dass Bon ihn absichtlich aufzog, hätte er sich auf ihn gestürzt und eine Prügelei mit ihm angefangen, so wie er das in ihrer Kindheit und Jugend oft genug getan hatte. Mehr als einmal hatten sie sich ineinander verkeilt über den Boden gerollt und aufeinander eingeschlagen, bis sie beide blutig waren, bevor jemand – meist Bons Mutter, möge der Herr ihrer Seele gnädig sein, oder Jamies Großvater – sie an den Kragen packte und kräftig durchschüttelte.
Ihre Raufereien hatten aufgehört, als Jamie vierzehn wurde und praktisch über Nacht
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