Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
acht Zoll größer und zwanzig Pfund schwerer war als Bon. Seitdem war Bon gezwungen gewesen, sich mit seinem scharfen Verstand statt mit seinen Fäusten mit Jamie zu messen. Dieser Verstand war jetzt unverkennbar, als er Jamies finsteren Blick mit einem unschuldigen erwiderte.
Jamie hätte den Worten seines Cousins sofort widersprechen müssen, aber er konnte die Wahrheit darin nicht widerlegen. Auf diesem Berg gab es nur wenige, die ihn deswegen verdammen würden, wenn er die junge Braut des alten Mannes vernaschte. Nach allem, was der Hepburn seiner Familie angetan hatte – darin eingeschlossen der Versuch, den Namen Sinclair von der Erde zu tilgen –, wäre es eine durchaus passende Rache gewesen, wenn Jamies Same in dem Bauch der Frau heranwüchse, die der Hepburn dazu auserwählt hatte, seinen Sohn zu gebären.
Jamie verspürte ein seltsames Aufwallen von Lust in seinen Lenden. Zum ersten Mal, seit Bon und er ihre kleinen Wortgefechte begonnen hatten, war es Jamie, der zuerst den Blick abwandte.
Bons triumphierendes Grinsen ignorierend nahm er sich einen Stock und stocherte damit im Feuer herum, sodass ein Funkenregen in die samtige Schwärze des Nachthimmels aufstieg. »Es gibt keinen Grund, diese Spielchen zu spielen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie wenig du es billigst, dass ich die Braut des alten Hepburn entführt habe.«
»Und warum sollte ich das auch, wenn die einzig wahrscheinliche Folge davon sein wird, dass wir am Galgen baumeln werden? Jetzt, da du mit einer Engländerin auf und davon bist, was soll den Hepburn noch davon abhalten, uns die englische Armee auf den Hals zu hetzen?«
»Sein Stolz. Du weißt doch selbst, dass er lieber sterben würde, als irgendwen um Hilfe zu bitten, sei er nun Schotte oder Engländer.«
»Dann wünschte ich, er würde endlich sterben und uns den ganzen Ärger ersparen.« Bon zeigte mit dem Finger in die Richtung der Bettrolle, auf der Jamie ihre Gefangene zurückgelassen hatte. »Weil ich dir nämlich versprechen kann, dass das Mädchen nur Schwierigkeiten machen wird, sonst nichts.«
Jamie schnaubte abfällig. »Ich bezweifle, dass ein prüdes steifnackiges Mädchen wie sie je irgendwelche anderen Schwierigkeiten bereiten wird, als einen falschen Nadelstich beim Aufsticken eines Sinnspruches zu machen.« Er warf seinem Cousin einen Blick von der Seite zu. »Außerdem kann sie kaum mehr Schwierigkeiten bedeuten als deine hübsche kleine Milchmagd in Tolrundy, deren Ehemann dir damit gedroht hat, dir den Arm auszureißen und dich damit zu Tode zu prügeln, wenn er dich noch einmal dabei erwischt, wie du mitten in der Nacht aus seinem Schlafzimmerfenster kriechst.«
»Ah, meine süße Peg!« Bei der Erinnerung seufzte Bon wehmütig. »Nun, das war ein Mädchen, für das man gerne stirbt – sowohl zwischen den Laken als auch draußen. Kannst du dasselbe von der Frau vom Hepburn behaupten?«
Jamie warf den Stock weg. »Sie ist nicht seine Frau. Wenigstens noch nicht. Und ich kann dir versprechen, ich habe nicht vor, für sie zu sterben. Nicht am Strick oder durch irgendwelche anderen Mittel.«
»Was lässt dich glauben, dass der Hepburn je gewillt sein wird, dafür zu zahlen, dass er sie zurückbekommt? Er stand noch nie in dem Ruf, übermäßig gefühlsbetont zu handeln. Es gibt Leute, die sagen, er habe sein schwarzes Herz schon vor langer Zeit dem Teufel verkauft – zusammen mit seiner Seele.«
»Oh, keine Sorge, er wird zahlen. Nicht weil er eine Schwäche oder so etwas für das Mädchen hätte, sondern weil er den Gedanken nicht erträgt, dass ein Sinclair ihm etwas wegnimmt, das ihm gehört.« Jamie fühlte, wie seine Lippen sich zu einem grimmigen Lächeln verzogen. »Besonders wenn es um diesen besonderen Sinclair geht.«
»Und was, wenn Ian Hepburn nicht so stolz ist wie sein Onkel? Was, wenn er den alten Bussard davon überzeugt, die Rotröcke zu holen, damit sie auf ihrer Seite kämpfen?«
Jamies Blick wurde wieder von der Finsternis im Herzen des Feuers angezogen. Selbst er musste einräumen, dass Ian die unbekannte Größe in diesem sorgsam ersonnenen Plan war. Es war schwer, so zu tun, als hätte ihn die Verachtung ungerührt gelassen, die er flüchtig in den Augen seines früheren Freundes hatte aufglimmen sehen, als sie in der Kirche einander gegenüberstanden.
Er schüttelte knapp den Kopf. »Wenn, dann hasst Ian mich mehr als sein Onkel. Er wird nicht wollen, dass die Rotröcke die Schmutzarbeit für sie machen. Viel lieber würde er
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