Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
hat er seine Lippen auf schockierend gewagte Weise auf mein Handgelenk gedrückt.«
»Und Sie auf ewig für alle anderen Männer ruiniert, zweifellos«, entgegnete Jamie, und der spöttische Tonfall in seiner Stimme ließ seinen Akzent deutlicher werden.
Sie versteifte sich. »Ich war diejenige, die alles ruiniert hat. Ich war es, die meine Familie zerstört hat.«
»Und jetzt haben Sie beschlossen, die Sünde, sich zu weigern, einen Mann zu heiraten, den Sie nicht lieben, wiedergutzumachen, indem Sie einen Mann heiraten, den Sie bald verabscheuen werden. Sie waren doch kaum mehr als ein Kind!« Jamies hellgrüne Augen blitzten vor frischer Empörung. »Ein naives siebzehnjähriges Mädchen, das Wollust eines Mannes mit Liebe verwechselt und dafür einen hohen Preis gezahlt hat.«
Die heftige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, herunterschluckend – wie sie es immer seit jenem Tag getan hatte – erwiderte Emma kühl: »Es war ein Fehler, den ich nicht vorhabe, erneut zu machen.«
Beinahe, als hätte sie ihm den Fehdehandschuh hingeworfen, trat Jamie näher zu ihr – gefährlich nahe. Obwohl er im Mondschein über ihr aufragte, ging die Bedrohung nicht von seiner Größe oder seiner überlegenen Kraft aus, sondern von der neckenden Zärtlichkeit seiner Liebkosung, als er die Hand ausstreckte, um ihr eine Locke hinters Ohr zu streichen. Seinen Daumen ließ er auf der seidigen Haut ihrer Wange liegen. »Wenn du erst einmal mit dem Earl verheiratet bist, wirst du dir darum keine Sorgen machen müssen. Du wirst weder Lust noch Liebe haben.«
Die Wahrheit seiner Worte ließ sich nicht abstreiten. War sie erst einmal die Ehefrau des Earls, würde sie nie wieder spüren, wie ihr Herzschlag sich verdoppelte, wenn ein Mann in den Raum kam. Nie mehr die heiße Röte in den Wangen spüren, wenn nur sein Name erwähnt wurde. Nie ein sehnsuchtsvolles Ziehen tief in sich spüren in Erwartung seiner Berührung.
Wie das Ziehen, das sie gerade jetzt, in diesem Moment verspürte, als sie in das geschmolzene Eis von Jamie Sinclairs Augen blickte.
Ehe sie die verzweifelte Warnung beachten konnte, die ihr Herz ihr zu vermitteln suchte, war sein Mund schon auf ihrem, bewegte sich über ihren Lippen mit berückender Zärtlichkeit. Er sah vielleicht wie ein wilder Schotte aus und benahm sich auch so, aber er küsste wie ein Prinz. Ganz zart rieb er mit seinen Lippen in einer federleichten Liebkosung über ihre, wusste genau, wie viel Druck er ausüben musste, um sie zu überreden, den Mund zu öffnen, ihre Wachsamkeit aufzugeben und zu erlauben, dass seine Zunge zwischen ihre Lippen glitt.
Emma hatte es geschaudert, sich vorzustellen, wie es wäre, ihren ersten echten Kuss von den ausgetrockneten, spröden Lippen des Earls zu empfangen. Jetzt durchlief sie ein völlig anderer Schauder, während sie es einem Fremden gestattete, sie so tief zu küssen. Es wäre ihr nicht im Traum eingefallen, Lysander solche schockierenden Freiheiten einzuräumen, noch nicht einmal zu der Zeit, als jede wache und jede geträumte Minute ihm gehörte und der herrlichen Zukunft, von der sie geglaubt hatte, sie würden sie haben, voller züchtiger Küsse und langer Spaziergänge über sonnige Wiesen, bei denen sie sich über die Bücher unterhielten, die sie beide liebten.
Es gab nichts Züchtiges an diesem Kuss. Während Jamies Zunge ihre verführte, legten sich ihre Hände einmal mehr flach auf seine muskulöse glatte Brust. Ihre Fingerspitzen prickelten, als sie seine hartgewordenen Brustwarzen streiften. Es schien, als sei sie nicht schnell genug gelaufen. Die Schatten hatten sie am Ende doch eingeholt. Als die verführerische Dunkelheit über sie Macht ergriff, löste sich der Drang zu fliehen restlos auf, und ihr Körper wurde von einer köstlichen Mattigkeit erfasst, die es unmöglich machte, irgendetwas anderes zu tun, als sich leise hin- und herzuwiegen und in die Arme dieses Mannes zu schmiegen.
Sie hatte das Gefühl, als sei sie wieder zurück auf dem schmalen Stück Stein und Erde, kurz vor dem Sturz in die Tiefe, der ihr nicht nur die Knochen brechen würde, sondern diesmal auch das Herz.
Es wäre ihr vielleicht möglich gewesen, sich an einen kümmerlichen Rest von Selbstachtung zu klammern, wenn es nicht Jamie gewesen wäre, der den Kuss beendete. Oder wenn sie nicht den beängstigenden Drang hätte bekämpfen müssen, seinen Kopf wieder zu sich herabzuziehen, um seinen herrlichen Mund erneut zu kosten.
Er schaute sie an, und seine
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