Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Sonne aufging.
Als sie gegen seinen Rücken stolperte und sie sie durch den Aufprall beinahe beide zu Fall gebracht hätte, fuhr er zu ihr herum. Er stand kurz vor dem Explodieren, so sehr hatte sich der Ärger in ihm angestaut. »Verdammt, Frau, wenn Sie jetzt nicht endlich …«
Es war nur ein Blick auf Emma nötig, dass Jamie erkannte, sie hatte nicht absichtlich versucht, ihn aufzuhalten. Sie stand leicht wankend da, die Augen halb geschlossen. Während Jamie sie noch betrachtete, begannen ihre Knie einzuknicken.
Seine eigene Dämlichkeit verfluchend sprang er zu ihr und fing sie auf, bevor sie umfallen konnte. Als er sie wie ein Kind auf die Arme hob, entlockte ihr das nicht mehr als ein undeutliches Protestgemurmel, und er wusste, dass sie wirklich restlos erschöpft war und nicht nur versuchte, ihn zu ärgern, indem sie absichtlich langsam ging. Ihr waren die Augen zugefallen, und ihre Sommersprossen stachen auf ihrer blassen Haut hervor. Es war klar, dass sie so nicht weitermachen konnte, weder zu Fuß noch in seinen Armen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als für die Nacht ein Lager aufzuschlagen.
Behutsam lehnte er ihren erschlafften Körper gegen einen umgestürzten Baumstamm. Dann begann er, genug Holz zu sammeln, um ein Feuer zu machen. Abgesehen von dem undurchdringlichen Dickicht aus Espen und Immergrün gab es weit und breit keine geschützte Stelle auf diesem unteren Teil des Berges, noch nicht einmal eine verlassene Scheune oder eine Bauernkate. Er verwendete das Stahlfeuerzeug, das er immer bei sich trug, um einen unwilligen Zweig anzuzünden. Als das Feuer brannte, drehte er sich zu Emma um, die mit geschlossenen Augen genauso dasaß, wie er sie zurückgelassen hatte – offenkundig zu ausgekühlt, zu elend und zu ausgelaugt, um mehr zu tun. Ihr vor wenigen Stunden noch hübsches Kleid begann den Fetzen eines Spinnennetzes zu ähneln, die Sohlen ihrer Schuhe waren an einigen Stellen durchgelaufen; durch die Löcher konnte er ihre wunden blutigen Füße sehen.
Das hier war wohl kaum der Hochzeitstag – oder die Hochzeitsnacht –, die eine Frau verdiente. Die Kleine bewegte sich nicht, nur ihr Brustkorb hob und senkte sich, ein Umstand, der Jamie mehr Sorgen machte, als wenn sie unkontrolliert gezittert hätte. Ihre Lippen hatten einen leicht bläulichen Ton angenommen, genau die Lippen, die unter seinen vorhin aufgeblüht waren, ihn eingeladen hatten, ihren samtigen Mund zu erkunden.
Eine Welle verräterischer Lust erfasste ihn; Jamie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, hasste sich dafür, dass er sich so hilflos fühlte. Er war daran gewöhnt, sich um seine Männer zu kümmern, doch sie waren raue Gesellen, so abgehärtet wie ein Rudel Bergziegen. Sie mussten nicht beschützt und behütet werden, sondern mehr wie eine Herde in eine Richtung getrieben werden.
Er war ihr nachgelaufen, ohne einen Umhang oder eine Decke mitzunehmen. Alles, was er hatte, um sie zu wärmen, war das Feuer und die Hitze seines eigenen Körpers. Aber nachdem er so dumm gewesen war, ihr einen Kuss zu stehlen, war das Letzte, was er wollte – oder gebrauchen konnte –, sich mit der Hepburn-Braut im Arm schlafen zu legen.
Kapitel 8
Emma erwachte langsam, verspürte eine herrliche Wärme um sich herum. Sie war es gewohnt, von Ernestines kalten Füßen an ihren Beinen oder von Edwinas spitzem Ellbogen in ihrer Seite geweckt zu werden. Aber das hier fühlte sich viel eher so an, als läge sie an einem verschneiten Wintertag in ihre Lieblingsdecke gewickelt vor einem gemütlichen Feuer.
Wenn das hier ein Traum war, dann hatte sie nicht den Wunsch aufzuwachen. Sie gähnte und bewegte sich, kuschelte sich dichter an die Quelle dieser verführerischen Wärme.
Sie hörte einen Schmerzenslaut, gefährlich nahe an ihrem Ohr. Etwas Starres und beharrlich Unnachgiebiges presste sich gegen ihren Hintern, was sie jäh aus ihrer wohligen Benommenheit riss.
Ihre Augen öffneten sich. Ihr Herz begann in einem ungleichmäßigen Rhythmus zu schlagen. Es war kein Kissen, das ihren Kopf vor der harten Erde schützte, sondern ein Männerarm – muskulös und leicht gebräunt von der Sonne. Sie versuchte sich nicht zu bewegen, nicht zu atmen, während sie ihren Blick weiter an sich abwärts wandern ließ. Ein zu dem anderen passender Arm war besitzergreifend um ihre Mitte geschlungen.
Als ihr wunderschöner Traum sich jäh in einen Alptraum verwandelte, warf Emma sich nach vorn und holte Luft für einen Schrei. Doch bevor ein
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