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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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die Ian anführte, dann kamen mehrere der unerschrockeneren Dienstboten und Emmas Mutter, ihre Schwestern und schließlich am Ende ihr Vater, dessen Gang leicht unsicher war.
    Dockett wartete nicht, dass der verlegene Lakai, der vor der Tür stand, ihn ankündigte. Er stieß einfach mit seiner freien Hand die Tür auf und zerrte den Burschen durchs Zimmer, bevor er ihn in der Mitte auf den kostbaren Aubusson-Teppich fallen ließ.
    Der Junge rappelte sich auf, sah Dockett hasserfüllt an und verfluchte ihn in einem Dialekt, der so stark war, dass der Hauptteil der Verwünschungen praktisch unverständlich war.
    Ehe er sich von den Knien aufrichten und hinstellen konnte, versetzte ihm der Wildhüter eine schallende Ohrfeige. Der Junge sackte auf die Knie zurück, und ein frisches Blutrinnsal lief ihm über das rasch dicker werdende Kinn.
    »Hüte deine freche Zunge, Kerl, oder ich schneide sie dir raus, jawohl!«
    »Das reicht«, schaltete sich Ian ein. Er trat vor und stellte sich zwischen den Wildhüter und sein Opfer.
    Ian hatte nie viel für den Mann übrig gehabt. Nach dem vorzeitigen Ableben des früheren Wildhüters seines Onkels hatte der Earl Dockett von einem Ausflug nach London mitgebracht. Ian nahm an, sein Onkel hatte den hünenhaften Eastender aus den Tiefen der Unterwelt der Großstadt geholt – und zwar genau wegen der Eigenschaften, die Ian am meisten an ihm verabscheute: brutale Kraft, grenzenlose Ergebenheit, ohne Frage zu stellen, demjenigen gegenüber, der seinen Lohn zahlte, und einen Hang zu sadistischer Grausamkeit. Eine hässliche Narbe zog sich von seinem linken Auge zu seiner Oberlippe, sodass sein Mund zu einem ewigen Grinsen verzerrt war.
    Dockett warf Ian einen Blick zu, der wenig Zweifel daran ließ, dass er ihm liebend gerne eine Tracht Prügel verpassen würde, wenn der Earl es nur zuließe. Aber Ian stand äußerlich gelassen da, sodass der andere schließlich nachgeben musste.
    Der Earl erhob sich von seinem Stuhl, spähte über den Schreibtisch zu dem Jungen, als sei er ein Stück Schafsdung, den jemand sich vom Schuh gekratzt hatte. »Wer genau ist dieser junge Mann?«
    »Ich habe ihn draußen im Taubenschlag gefunden, wo er herumlungerte, Mylord«, antwortete Dockett. »Er behauptet, er habe eine Nachricht von Sinclair.«
    »Oh, meine Kleine!«, rief Mrs Marlowe und legte sich eine Hand auf den berüschten Busen. »Er hat Nachricht von meinem Lämmchen.«
    Sie begann zu wanken, wurde so weiß wie ein Betttuch. Zwei der Lakaien, die an der Tür standen, eilten nach vorn, um ihr einen zierlichen Hepplewhite-Stuhl hinzuschieben. Als sie darauf niedersank, begann Ernestine ihr mit dem Schauerroman zuzufächeln, den sie im Garten gelesen hatte, während Emmas Vater das, was von seinem Portwein übrig war, in einem Zug austrank.
    »Nun, sitz nicht einfach da und blute meinen Teppich voll«, fuhr der Earl den Burschen an. »Wenn du eine Nachricht für mich hast, spuck sie aus.«
    Ian trat zur Seite, als der Junge mühsam auf die Füße kam, unverkennbar mitgenommen von Docketts Misshandlungen. Den Wildhüter immer wieder mit Blicken durchbohrend wischte sich der Junge mit dem Handrücken Blut aus dem Mundwinkel, ehe er ein zusammengerolltes und leicht mitgenommen aussehendes Stück Papier aus dem Inneren seiner Jacke hervorholte.
    Der Earl streckte eine Hand aus, nahm dem Jungen den Zettel ab und hielt ihn zwischen zwei Fingern, die Oberlippe angewidert geschürzt. Während er sich Zeit ließ, ein Paar stahlgeränderter Brillengläser aus seinem Schreibtisch zu nehmen und sie sich auf die Nase zu setzen, legte Mr Marlowe seiner Frau seine zitternde Hand auf die Schulter. Ian konnte nicht sagen, ob er das tat, um sie zu trösten oder um sich abzustützen.
    Der Earl benutzte seinen vergilbten Fingernagel, um das Lederband von der Papierrolle zu ziehen. »Dann wollen wir mal sehen, wie viel von meinem hart verdienten Gold der unverschämte Kerl mir dieses Mal stehlen will«, erklärte er und strich das Blatt mit mehr als einem Anflug unpassender Schadenfreude glatt.
    Selbst von der Stelle, an der er stand, konnte Ian die kühne Handschrift erkennen. Er hatte sie oft genug in der Schule gesehen und auf Nachrichten an ihn, von denen viele Scherze enthielten und gelungene Skizzen ihrer Klassenkameraden, die ihn zum Lachen bringen sollten.
    Als sein Onkel die Nachricht überflog, legte sich erwartungsvolles Schweigen über den Raum. Die Dienstboten hielten ihre Augen auf den Boden gerichtet,

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