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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zurück an eure Posten, bevor ich euch alle miteinander hinauswerfe.«
    Als sie sich beeilten, der Anweisung zu folgen, rasch knicksten oder sich verbeugten, bevor sie das Zimmer verließen, drehte der Earl sich zu Ian um und sah ihn erwartungsvoll an.
    Ian runzelte die Stirn, verwundert über das seltsame Verhalten seines Onkels. Er hatte es vom ersten Augenblick an, da Ian Hepburn Castle betrat, klargemacht, dass er für ihn nie mehr sein würde als eine lästige Bürde und eine Enttäuschung. Aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, Ian zu vertrauen oder sich ihm gegenüber mit seinem jüngsten Triumph zu brüsten oder vor ihm zu prahlen, welche Rache er sich für irgendeine lächerliche Kränkung, ob nun echt oder eingebildet, ersonnen hatte.
    »Du hast mich gehört«, sagte sein Onkel nun kühl zu ihm. »Ich habe mit Mr Dockett Geschäftliches zu besprechen.«
    »Aber, Mylord, ich denke, wir sollten erst Miss Marlowes Lage …«
    »Vertraulich Geschäftliches.«
    Ian stand da und fühlte sich einen Moment lang, als ob die vergoldeten Zeiger der Uhr auf dem Kaminsims sich aus irgendeinem Grund rückwärts bewegt hätten. Er war wieder ein einsamer Zehnjähriger, der den Tod seiner Eltern betrauerte und verzweifelt auf das kleinste Zeichen der Zuneigung von seinem Onkel wartete, egal, wie bitter oder abgestanden sie auch sein mochte.
    Die Uhr schlug zur halben Stunde, brach den Bann und erinnerte ihn daran, dass er nicht länger dieser Junge war. Nun war er ein Mann. Der Mann, zu dem ihn die Gleichgültigkeit seines Onkels gemacht hatte. Es war sein Onkel, der ihn das Hassen gelehrt hatte, aber erst jetzt begann er zu begreifen, wie gut er diese Lektion gelernt hatte.
    Sein Stolz war getroffen, doch er verneigte sich knapp und marschierte steif aus dem Arbeitszimmer seines Onkels. Ehe der Lakai die Tür schließen und ihm den Blick in den Raum versperren konnte, sah Ian über seine Schulter und erhaschte einen letzten Blick auf Dockett, der vor dem Schreibtisch stand, die fleischigen Arme vor der Brust verschränkt und ein selbstzufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Kapitel 21
    Jamie konnte die Zündschnur, an der das legendäre Sin clair-Temperament hing, in seinem Kopf abbrennen hören. Es wurde mit jedem Tag lauter, den sie bei den Ruinen des alten Klosters am steinigen Abhang warteten, dass Graeme mit einer Nachricht von Hepburn zurückkehrte.
    Jamie hatte sein Leben lang danach gestrebt, dieses Temperament zu zügeln, er fürchtete jedoch, es war nur eine Frage der Zeit, bevor das langsame, aber unablässige Zischen alle Geduld und Vernunft übertönte und zu einer Explosion führte, die sie alle vernichten konnte.
    Das letzte Mal, als er den Kampf verloren hatte, war am Ende ein Mann tot gewesen. Man könnte einwenden, dass dieser Mann den Tod verdient hatte, allerdings konnte keine Rechtfertigung der Welt das Blut abwaschen, das seine Hände befleckte. Dieser Fleck hatte ihn seinen besten Freund gekostet, und er würde dort haften bleiben bis an den Tag, an dem er starb.
    Er hatte die langen Stunden des Wartens auf die Antwort des alten Hepburn damit verbracht, die verfallenen Gemäuer zu durchwandern und mit brennendem Blick das Tal dort unten auf Anzeichen eines nahenden Reiters abzusuchen. Am Morgen des vierten Tages saß er schließlich am Fuß einer steinernen Treppe, die ins Nichts führte, seine Starre geheimnisvoller als die dunklen Bäuche der Wolken, die an dem Berg hingen.
    Seine Männer versuchten, die Spannung zu mildern, indem sie eines von Angus’ alten Hemden mit welken Blättern ausstopften und an einen Baum hängten, es als Ziel nutzten, um sich im Bogenschießen zu üben. Was nicht so eine Ablenkung gewesen wäre, hätten sie nicht Emma eingeladen, sich daran zu beteiligen.
    Jamies Augen wurden schmal, als ihr fröhliches Lachen erklang, hell und klar wie die Glocken, die einmal das Kloster geziert hatten. Sie hatte kaum mehr als zwei Wörter zu ihm gesagt, seit sie ihm in die Schlucht gefolgt war, wo seine Eltern umgekommen waren, aber jetzt lächelte sie Bon an, als seien sie schon ihr Leben lang Freunde. Es war unmöglich zu sagen, ob sie von dem Sturm, der sich zusammenbraute, wirklich nichts ahnte oder sich einfach nicht darum scherte. Jamie nahm Letzteres an.
    Irgendwie war es ihr gelungen, ihre widerspenstigen kupferfarbenen Locken zu einem unordentlichen Knoten aufzustecken, dabei den anmutigen Schwung ihres Halses und ihres zarten Nackens zu entblößen, die Jamie am liebsten

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