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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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dort hatte er auch Sara kennengelernt. Seinen Doktor machte er an der University of Southern California. Danach eine Reihe von Stellen in und um Los Angeles. Heirat, ein Kind, der Umzug nach Oak Knoll wegen der höheren Lebensqualität und weil ihm Don Quinn, den er bei seinem ersten Arbeitgeber kennengelernt hatte, eine Stelle in seiner Kanzlei angeboten hatte.
    Und während all der Zeit hatte er sich aktiv für die Rechte unterprivilegierter Frauen eingesetzt. Vorbildlich.
    Aber plötzlich war Steve Morgan aus dem Tritt gekommen, und die Frage war, warum? Auch wenn er Tonys Verdacht, dass Steve Morgan mit Peter Crane gemeinsame Sache gemacht haben könnte, erst einmal zurückgewiesen hatte, war es nicht völlig abwegig, einen Mann mit Morgans Psychopathologie in der Rolle eines Mörders zu sehen.
    Welche Opfer suchten sich solche Mörder aus? Prostituierte, benachteiligte Frauen … unabhängige alleinerziehende Mütter mit vielen Männerbekanntschaften.
    Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Stadt von der Größe Oak Knolls zwei hochintelligente, planvoll vorgehende, sadistische Serienmörder herumliefen – und das fast zur gleichen Zeit? Sie ging gegen null. Und dass die beiden auch noch miteinander befreundet waren? Das passierte nur in Hollywood-Filmen. Jack the Ripper und Marquis de Sade, die sich zusammentaten, um eine ganze Stadt zu tyrannisieren.
    Nicht dass Vince keine Mörderteams kannte. Er hatte Larry Bittaker und Roy Norris vernommen, die 1979 wegen der Morde an fünf jungen Frauen in Los Angeles traurige Berühmtheit erlangt hatten. Und Kenneth Bianchi und seinen Cousin Angelo Buono – die berüchtigten Hillside Stranglers –, die ebenfalls 1979 in Los Angeles verhaftet worden waren, wo sie zehn junge Frauen umgebracht hatten.
    Aber für ein Team brauchte es zwei Leute, die sich in ihren verbrecherischen Neigungen perfekt ergänzten. Einer der beiden war immer der Dominante, der andere der Mitläufer. Sobald es dann aber im Vernehmungsraum der Polizei hart auf hart ging, ließen sie sich ohne mit der Wimper zu zucken gegenseitig über die Klinge springen, wenn sie sich davon ein milderes Urteil erhofften. Weil sich Psychopathen nur für sich und ihr eigenes Wohlbefinden interessierten, kannten sie letztlich keine Loyalität.
    Vince war sich ziemlich sicher, dass Morgan bei den Sekundenklebermorden nicht gemeinsame Sache mit Peter Crane gemacht hatte. Cranes Morde waren äußerst methodisch und rituell gewesen – das Werk eines Mannes mit ganz bestimmten sadistischen Sexphantasien.
    Der Mord an Marissa Fordham dagegen war eine Affekttat wie aus dem Lehrbuch gewesen. Der Täter hatte so lange auf sie eingestochen, bis seine Wut verraucht war. Die Entfernung ihrer Brüste und das Messer in ihrer Vagina hatten mit der Tat nicht unmittelbar etwas zu tun.
    Jetzt musste Vince nur herausfinden, ob Steve Morgan zu einer solchen Wut fähig war.
    Er stieg aus dem Auto und stellte seinen Mantelkragen auf, nach wie vor nieselte es. Dann ging er über die Straße zur Kanzlei. Er grüßte die Empfangssekretärin mit seinem charmantesten Lächeln. »Vince Leone, ich würde gerne Mr Morgan sprechen«, sagte er.
    Die junge Frau verzog bedauernd das Gesicht und sagte leise: »Mr Morgan empfängt heute keine Klienten.«
    »Sagen Sie ihm bitte Bescheid, dass ich hier bin«, erwiderte Vince genauso leise. »Ich bin sicher, dass er mich empfangen wird.«
    Er nahm sich ein Toffee von dem Bonbonteller auf dem Tresen, während sie ihren Chef anrief.
    Der Empfangsbereich war in geschmackvollen Grauschattierungen gehalten, aufgelockert von einigen Tupfern Petrol und Burgunderrot. Alles hier roch nach Geld, ohne protzig zu wirken, und vermittelte Seriosität und Vertrauenswürdigkeit, wie man es von einem Anwalt erwartete.
    »Sie können gleich reingehen, Mr Leone«, flüsterte die Empfangssekretärin.
    »Danke.«
    Steve Morgan saß hinter seinem Riesenschreibtisch und sah aus, als wäre er als Verlierer aus einem Boxkampf hervorgegangen. Mendez hatte ihn ganz schön in die Mangel genommen. Er hatte zwei Veilchen – das eine Auge war völlig zugeschwollen –, und seine Nase war eine unansehnliche rote Knolle, die mit Heftpflaster in seinem Gesicht gehalten wurde. Dass der Mann das Büro des Sheriffs nicht anzeigte, zeugte von einem hohen Maß an Selbstverachtung. Morgan musste aus irgendeinem Grund gedacht haben, dass er es verdiente.
    »Wenn man jetzt schon die schweren Geschütze gegen mich auffährt, stehe

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