Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
eine Klapperschlange herausgleiten und ihn beißen.
»Sie haben auch gesagt, Sie hätten keine Affäre mit Marissa gehabt«, sagte Mendez.
»Hatte ich auch nicht. Wir waren Freunde. Wir gehörten zur selben Clique.«
»Fanden Sie sie nicht attraktiv?«
»Natürlich fand ich sie attraktiv. Sie war eine sehr schöne Frau.«
»Eine schöne, alleinstehende, unabhängige Frau«, sagte Mendez. »Da liegt doch die Vermutung nahe, dass sie auch nicht schwer ins Bett zu kriegen war.«
»Das ist beleidigend.«
»Für Sie?«
»Für Marissa. So war sie nicht.«
»Sie war eine alleinstehende Frau mit einem Kind.«
»Das heißt nicht, dass sie leicht zu haben war.«
»Und Sie waren nie in Versuchung, das herauszufinden?«, fragte Mendez.
»Nein.«
»Obwohl Sie zugeben, dass es Ihre Mutter geärgert hätte, wenn Sie eine Affäre mit Marissa gehabt hätten.«
Bordain verdrehte die Augen und veränderte ungefähr zum zehnten Mal seine Position. »Nur weil ich weiß, wie ich meine Mutter ärgern kann, heißt das nicht, dass ich es tue, sobald ich die Gelegenheit dazu habe.«
»Und vergangene Nacht, als Sie nach dem Essen nach Hause gefahren sind, hat Sie da jemand gesehen?«
»Keine Ahnung. Fragen Sie meine Nachbarn«, sagte er, inzwischen unverkennbar wütend. »Ich dachte, das hätten wir alles schon mal durchgekaut. Ich habe meine Mutter nicht von der Straße gedrängt.«
»Na gut …«
Mendez zog den Aktendeckel zu sich heran, schlug ihn auf und blickte auf das Schriftstück darin, seufzte, klappte ihn wieder zu und schob ihn zurück.
»Sie sagen, Sie hätten Marissa vor Haleys Geburt nicht gekannt.«
»Richtig. Das habe ich schon öfter gesagt, aber Sie scheinen es nicht zu begreifen.«
»Mr Bordain, ich habe hier ein Dokument, das Ihrer Behauptung widerspricht.«
Bordain blickte auf den Aktendeckel, fasste ihn jedoch nicht an. Auf seiner Oberlippe begannen sich Schweißperlen zu bilden. Er wischte sie weg, fischte eine Zigarette aus dem Päckchen auf dem Tisch und zündete sie an.
Die Leute dachten immer, wenn sie rauchten, würden sie cooler und entspannter wirken. Allerdings dachten sie nie daran, dass ihre Hände zittern könnten, sei es auch nur schwach. Darren Bordains Hände zitterten stark.
»Außerdem habe ich ein Problem mit Ihren Angaben bezüglich dessen, wo Sie in der Nacht waren, als Marissa umgebracht wurde, und letzte Nacht, als Ihre Mutter von der Straße gedrängt wurde«, fuhr Mendez fort. »›Allein zu Hause‹ ist eins dieser Alibis, die keins sind.«
»Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass ich ein Alibi brauchen würde.«
»Für einen Mann mit einem so regen Sozialleben scheinen Sie oft allein zu Hause zu sein«, sagte Mendez. »Abendessen mit Freunden, all die Partys und Wohltätigkeitsveranstaltungen, an denen Sie teilnehmen. Und dann fahren Sie allein nach Hause. Ich finde, das ergibt keinen Sinn. Sie sind reich, charmant, gutaussehend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie allein schlafen gehen müssen.«
»Vielleicht bin ich nicht so promiskuitiv, wie Sie es offenbar gerne wären«, sagte Bordain und schnippte Asche in den Aschenbecher. In seiner Nervosität zielte er nicht richtig, und der größte Teil der Asche landete neben dem Aschenbecher auf dem Tisch. Er fluchte leise, steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und fegte die Asche rasch auf den Boden.
»Und dann wäre da noch das«, sagte Mendez und tippte auf den Aktendeckel, wieder und wieder, bis das Geräusch den Raum auszufüllen schien wie das Tropfen eines Wasserhahns.
Er konnte sehen, dass Darren Bordain immer nervöser wurde.
»Warum zeigen Sie es mir nicht einfach, und wir bringen die Sache endlich hinter uns?«, blaffte er. »Was immer es ist, bestimmt gibt es eine vernünftige Erklärung dafür.«
Mendez tat so, als dächte er darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern. »Okay.« Er öffnete den Aktendeckel und schob ihn über den Tisch. »Achten Sie besonders auf das Feld, über dem ›Vater‹ steht.«
Alle Farbe wich aus Darren Bordains Gesicht, als er die Geburtsurkunde studierte, dann lief er knallrot an.
»Das ist eine Lüge.«
»Das ist ein offizielles Dokument des County Los Angeles.«
Bordain schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Das ist nicht wahr. Ich bin nicht Haleys Vater.«
»Nein? Wir haben ihr ein Foto von Ihnen gezeigt. Sie hat Sie Daddy genannt.«
»Sie nennt jeden Mann Daddy.«
»Ja, aber bei Ihnen stimmt es offenbar«, sagte Mendez und tippte auf die
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